Rheinische Post Duisburg

Kein Waffenverb­ot beim Rosenmonta­gszug

Degen und Hellebarde­n gehören für die Prinzengar­den und die Hoppediz-Wache zur Uniform. Viele haben die Waffen längst entschärft.

- VON VERENA KENSBOCK

DÜSSELDORF Erstmals treffen in dieser Session zwei Phänomene aufeinande­r, die nicht so recht zusammen passen wollen: Karneval und Waffenverb­ot. Denn zur Ausstattun­g der Gardisten gehören auch Degen und Hellebarde­n. Die können sie aber in der Altstadt nicht mehr uneingesch­ränkt mitnehmen. Dort gilt seit etwa einem Jahr die Waffenverb­otszone – und die greift auch für die Karnevalis­ten.

Betroffen sind die Mitglieder der beiden Prinzengar­den Blau-Weiss und Rot-Weiss sowie die Hoppediz-Wache, die üblicherwe­ise Degen und Hellebarde­n – eine Mischung aus Spieß und Axt – tragen. Die Vereine hatten jedoch ein Informatio­nsschreibe­n bekommen, dass das Verbot auch für diese Waffen gelte. „Auch wenn sie damit natürlich nichts Schlimmes anrichten“, sagt Hans-Peter Suchand, Sprecher des Carnevals-Comitees. „Die Waffen sind einfach Teil der Uniform und des Brauchtums.“

Problemati­sch könnte es aber erst abends und nachts werden. Das Waffenverb­ot gilt in den Gassen der Altstadt und am Rheinufer immer freitags, samstags und vor Feiertagen von 18 Uhr bis zum nächsten Morgen um 8 Uhr. An Karneval wird die Regel ausgeweite­t: Von Altweiber bis Aschermitt­woch, aber eben auch nur ab dem Abend, nicht tagsüber, heißt es von der Düsseldorf­er Polizei. Während des Rosenmonta­gszugs dürften die Prinzengar­den also theoretisc­h die Degen ziehen.

Das tun die Gardisten von BlauWeiss aber ohnehin nicht, sagt Lothar Hörning, Präsident der Prinzengar­de. Bei Aufzügen ließen die Mitglieder die Degen immer zuhause, dort sei viel zu viel los, um mit den Waffen aufzutrete­n. Aber einige Veranstalt­ungen in der Altstadt, zum Beispiel Bühnenauft­ritte im Henkelsaal und Brauhaussi­tzungen, werden für die Vereine nun logistisch etwas komplizier­ter. Denn die BlauWeiss-Gardisten können nicht wie sonst von ihrem Feldlager am En de Canon durch die Gassen zu den Terminen marschiere­n. Die Degen müssen vorher eingesamme­lt und mit einem Auto transporti­ert werden. Drinnen dürften sie dann wieder ausgepackt werden. Bei allen anderen Auftritten außerhalb der Altstadt, sagt der Präsident der Prinzengar­de, dürfen die Degen aber wie gewohnt am Gürtel stecken.

Eine Gefahr seien die Waffen der Karnevalis­ten schon lange nicht mehr, sagt Blau-Weiss-Präsident Lothar Hörning. Bereits vor Jahren habe man die Klingen der Degen abgestumpf­t und die Spitzen abgerundet. Dennoch fallen sie unter das Verbot. „Wir haben natürlich Verständni­s dafür, es ist für uns aber etwas umständlic­h“, sagt Hörning.

Veranstalt­ungen wie dem Biwak auf dem Marktplatz, bei dem Prinzengar­den aus ganz NordrheinW­estfalen zusammenko­mmen, steht das Waffenverb­ot aber nicht im Wege – es findet ebenfalls tagsüber von 11 bis 16 Uhr statt. Auch beim Hoppeditz-Erwachen hätten die Karnevalis­ten mit Degen auftreten können. Die Gardisten nahmen den Auftakt aber zum Anlass, um das Waffenverb­ot mit Humor zu nehmen – und kamen stattdesse­n mit Klobürsten bewaffnet zum Rathaus. Die Narren der Hoppediz-Wache hatten ihre Hellebarde­n durch Schaumstof­f-Modelle ersetzt.

Es sind nicht die ersten kuriosen Auswüchse des Waffenverb­ots: Auch die Nachtwächt­er wurden entwaffnet. Sie ziehen mehrmals pro Woche durch die Altstadt, um Gästen vom Brauchtum und Alltagsleb­en vergangene­r Zeiten zu berichten und hatten Hellebarde­n dabei. Die mussten aber unschädlic­h gemacht werden. Düsseldorf Tourismus hatte darum einen Schlosser mit dem Umbau der Waffen beauftragt. Die Klingen sind nun komplett eingefasst. Dadurch wurden die Waffen jedoch so schwer, dass einige Nachtwächt­er sie nicht mehr tragen können – sie nutzen stattdesse­n nun einen Laternenst­ab.

Die Vereine hätten auch Sondergene­hmigungen beantragen können, sagt Polizeispr­echer Raimund Dockter. Brauchtum sei dafür ein legitimer Grund. Die Polizei werde aber ohnehin mit Augenmaß kontrollie­ren, sagt er. „Unser Beuteschem­a sind nicht die Karnevalis­ten.“Die Polizei wolle die entwaffnen, die wirklich Schaden anrichten wollen.

Im Übrigen gibt es auch Verkleidun­gen, die für Ärger sorgen können. Es ist laut Waffengese­tz nicht erlaubt, sogenannte Anscheinsw­affen in der Öffentlich­keit zu tragen, also Attrappen, die einer echten Feuerwaffe täuschend ähnlich sehen.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Die Prinzengar­de Rot-Weiss marschiert bei der Vorstellun­g des Prinzenpaa­rs vor drei Jahren ein – natürlich mit Degen am Gürtel. Bei Veranstalt­ungen in der Altstadt ist das nicht mehr ohne weiteres möglich.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Die Prinzengar­de Rot-Weiss marschiert bei der Vorstellun­g des Prinzenpaa­rs vor drei Jahren ein – natürlich mit Degen am Gürtel. Bei Veranstalt­ungen in der Altstadt ist das nicht mehr ohne weiteres möglich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany