Rheinische Post Duisburg

Bereits 933 Corhelper im Kreis Wesel

Seit 2021 können Ersthelfer den öffentlich­en Rettungsdi­enst unterstütz­en. Wie das System funktionie­rt.

- FOTO: JAN WOITAS/ ZB/DPA

KREIS WESEL (RP) Jedes Jahr erleiden deutschlan­dweit mehr als 50.000 Menschen außerhalb eines Krankenhau­ses einen plötzliche­n HerzKreisl­aufstillst­and – im öffentlich­en Raum, zu Hause oder am Arbeitspla­tz. Das Gehirn nimmt in einem solchen Fall bereits nach nur drei bis fünf Minuten Schaden. Eine Herzdruckm­assage innerhalb dieses Zeitfenste­rs kann Leben retten. Die Überlebens­chancen Betroffene­r erhöhten sich um das Doppelte bis Dreifache, sagen Mediziner. Allerdings können im ländlichen Raum auch acht bis zwölf Minuten vergehen, bis der Rettungsdi­enst eintrifft und Wiederbele­bungsmaßna­hmen einleitet – Minuten, die über Leben und Tod entscheide­n können.

Um dieses „Versorgung­sloch“zu schließen, gibt es im Kreis Wesel seit September 2021 die Ersthelfer­App „Corhelper“. Laut Landrat Ingo Brohl haben sich seither bereits 933 Freiwillig­e über die App angemeldet und bei 406 Alarmierun­gen unterstütz­t.

Das Prinzip der App ist einfach: Wer helfen möchte, registrier­t sich über die Corhelper-App und wird nach Überprüfun­g der Voraussetz­ungen freigescha­ltet. Corhelper sind volljährig und haben einen Erste-Hilfe-Lehrgang im Umfang von mindestens neun Unterricht­seinheiten in den vergangene­n 24 Monaten absolviert.

Kommt es zu einem Notruf, der auf einen Herz-Kreislauf-Stillstand hinweist, wird der Corhelper über die App informiert. Nimmt der Ersthelfer die Alarmierun­g an, leistet er so lange Erste Hilfe, bis der Rettungsdi­enst eintrifft. Wichtig ist: Die registrier­ten Corhelper sind kein Bestandtei­l des öffentlich­en Rettungsdi­enstes, sondern agieren unterstütz­end. Weitere Informatio­nen zum Thema Reanimatio­n gibt es unter www.einlebenre­tten.de.

Ein „Corhelper“der ersten Stunde ist der Moerser Detlef Dünte. Dünte, der gelernter Fachkranke­npfleger für Intensiv- und Anästhesie­medizin ist, erfuhr früh von der neuen Anwendung und war sofort Feuer und Flamme. „Ich war von der Idee sofort begeistert“, sagte er vor einem Jahr im Gespräch mit der Redaktion. Denn im Krankenhau­s habe er auf verschiede­nen Ebenen schmerzhaf­t erfahren müssen, was alles passieren kann, wenn Erste Hilfe nur ein paar Minuten zu spät am Einsatzort geleistet wird. „Es zählt immer jede Minute, egal ob Schlaganfa­ll oder Herzinfark­t.“

Eingeführt wurde die App im Kreis Wesel im Rahmen der bundeweite­n Woche der Wiederbele­bung, die in diesem Jahr am 19. September startet. Deren Ziel ist es, Bürgerinne­n und Bürger aufzukläre­n und zu motivieren, sich mit lebensrett­enden Maßnahmen auseinande­rzusetzen.

Corhelper wird für die Plattforme­n Android ab Version 5 (Lollipop) und iOS ab Version 10.0 (iOS 10.0) angeboten. Die App steht kostenfrei in Google Play und dem Appstore zur Verfügung.

Weitere Informatio­nen gibt es im Internet unter https://corhelper.de. Für alle anfallende­n Fragen können sich Interessie­rte aber auch per EMail an den Kreis Wesel wenden: corhelper@kreis-wesel.de.

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Die registrier­ten Corhelper sind kein Bestandtei­l des öffentlich­en Rettungsdi­enstes, sondern agieren unterstütz­end, bis dieser eintrifft.

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