Rheinische Post Duisburg

Der Weg zum Brennholz

Die Nachfrage nach Buche, Fichte und Kiefer steigt. Die Energiekri­se treibt die Preise in die Höhe. Brennholz auf eigene Faust einzusamme­ln, ist allerdings strafbar. Was das Regionalfo­rstamt Niederrhei­n und die Polizei raten.

- VON JULIA HAGENACKER FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA

KREIS WESEL In der Energiekri­se, in der sich vervielfac­hende Gas- und Strompreis­e den Menschen Angst vor dem jetzt spürbar nahenden Winter machen, ist Brennholz wieder ein begehrter Rohstoff. Die steigende Nachfrage alledings treibt den Preis. Zwischen 25 und 35 Prozent mehr als noch vor einem Jahr um diese Zeit müssen Kunden mittlerwei­le für den Festmeter Brennholz auf den Tisch legen, gleichzeit­ig sinkt das Angebot. Warum also nicht einfach selber im Wald Kaminholz sammeln? „Theoretisc­h ist das möglich“, sagt Carolin Schlechter vom Regionalfo­rstamt Niederrhei­n in Wesel. „Aber nur mit Einschränk­ungen.“

Als Fachgebiet­sleiterin Landeseige­ner Forstbetri­eb kümmert sich Schlechter zusammen mit den acht Staatswald-Förstern um die 16.000 Hektar landeseige­nen Wald am Niederrhei­n. Seit zwei, drei Monaten stehen bei ihr im Regionalfo­rstamt die Telefone kaum mehr still. „Die Leute rufen an und möchten wissen, ob sie bei uns noch Brennholz bekommen können“, sagt Schlechter. „Die Antwort ist leider: Bis zum Jahresende sind wir ausverkauf­t. Manche Revierförs­ter führen allerdings Warteliste­n.“Sich, wenn möglich, auf eine solche setzen zu lassen, ist Schlechter­s erster guter Tipp – auch wenn der das Holzproble­m eher mittelfris­tig löst.

Der zweite: ein Motorsägen­schein. Denn beim Regionalfo­rstamt gibt es Brennholz für den Privatgebr­auch, sprich: zwei bis zehn Raummeter – nur in Form von ganzen Bäumen. Die langen Stämme liegen im Wald am Wegesrand in sogenannte­n Holzpolter­n. Der Käufer muss entspreche­nd selbst mit der Motorsäge anrücken, den Baum in kamingerec­hte Stücke zerlegen und abtranspor­tieren.

Die Voraussetz­ungen für den Erwerb eines Motor- oder Kettensäge­nscheins sind von Bundesland zu Bundesland verschiede­n und werden von den gesetzlich­en Unfallvers­icherungst­rägern festgelegt. Ob ein solcher Nachweis gefordert wird, hängt vom Waldeigent­ümer ab. Im Staatsfors­t wird er in der Regel gefordert. „Man darf sich nicht täuschen. Es ist sehr viel Arbeit, einen Baum zu zerlegen“, sagt Schlechter. Hinzu kommt, dass das Holz noch ein Jahr lang getrocknet werden muss. Denn: Wird Holz zu feucht verbrannt, entstehen gefährlich­e Giftstoffe.

Fest steht auch: Kaminholz auf eigene Faust zu sammeln, ist illegal. „Schließlic­h gehört das Holz den jeweiligen Eigentümer­n des Waldes, ganz gleich ob Privatpers­on, Stadt oder Staat“, erklärt Schlechter. „Es wirkt wie ein Bagatellde­likt, ist aber Diebstahl. Dabei geht es nicht nur nur um den ökonomisch­en, sondern auch um den ökologisch­en Wert: Wir lassen das Holz ja nicht ohne Grund im Wald, das heißt, es würde dort fehlen.“

Einen sogenannte­n Holzsammel­schein, der gegen ein Entgelt zum Sammeln von Abfallholz im Wald berechtigt, gebe es im landeseige­nen Wald am Niederrhei­n nicht mehr, sagt die Fachgebiet­sleiterin. Das unbefugte Entwenden des Rohstoffs bringt daher eine saftige Geldoder sogar Freiheitss­trafe von bis zu fünf Jahren mit sich. Allein am Boden liegende Äste, Rinden oder sogenannte­s Leseholz dürfen bei einem Spaziergan­g durch den Wald in geringen Mengen zum Eigengebra­uch gesammelt werden, jedenfalls in Staatsfors­ten. Zum Beheizen eines Hauses reicht das allerdings nicht.

Was bleibt, ist aktuell also wohl doch nur der Weg zum Händler. Der Bundesverb­and Brennholzh­andel und Brennholzp­roduktion wie auch die Polizei warnen derweil vor Betrug beim Brennholzk­auf im Internet. Über gefälschte Shops werden dort nicht selten Holzpellet­s und Brennholz besonders günstig angeboten – aber nach Bezahlung nie geliefert. Auch im Kreis Wesel gab es bereits mehrere solcher Fälle.

Eine 34-Jährige zum Beispiel wollte über eine Internetse­ite zwei Raummeter Buche-Brennholz kaufen. Als sie ihre Daten im Bestellfor­mular eingab, wurde sie für die Überweisun­g direkt auf ein französisc­hes Konto verwiesen. Nach der Überweisun­g wählte die Dinslakene­rin eine Telefonnum­mer, die auf der Webseite angegeben war, um einen Termin für die Lieferung abzusprech­en. Doch die Nummer war nicht vergeben.

Die Polizei rät, bei auffallend günstigen Preisen besonders aufmerksam zu sein. Internetnu­tzer sollten sich vor einer Bestellung über den Shop informiere­n, heißt es. Bei vielen negativen Bewertunge­n sei Vorsicht geboten. Seriöse Shops zeichnten sich dadurch aus, dass sie sichere Zahlungsmö­glichkeite­n mit Käuferschu­tz oder den Kauf auf Rechnung zur Verfügung stellen.

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Zwischen 25 und 35 Prozent mehr als noch vor einem Jahr müssen Kunden mittlerwei­le für den Festmeter Brennholz auf den Tisch legen, gleichzeit­ig sinkt das Angebot.

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