Der Weg zum Brennholz
Die Nachfrage nach Buche, Fichte und Kiefer steigt. Die Energiekrise treibt die Preise in die Höhe. Brennholz auf eigene Faust einzusammeln, ist allerdings strafbar. Was das Regionalforstamt Niederrhein und die Polizei raten.
KREIS WESEL In der Energiekrise, in der sich vervielfachende Gas- und Strompreise den Menschen Angst vor dem jetzt spürbar nahenden Winter machen, ist Brennholz wieder ein begehrter Rohstoff. Die steigende Nachfrage alledings treibt den Preis. Zwischen 25 und 35 Prozent mehr als noch vor einem Jahr um diese Zeit müssen Kunden mittlerweile für den Festmeter Brennholz auf den Tisch legen, gleichzeitig sinkt das Angebot. Warum also nicht einfach selber im Wald Kaminholz sammeln? „Theoretisch ist das möglich“, sagt Carolin Schlechter vom Regionalforstamt Niederrhein in Wesel. „Aber nur mit Einschränkungen.“
Als Fachgebietsleiterin Landeseigener Forstbetrieb kümmert sich Schlechter zusammen mit den acht Staatswald-Förstern um die 16.000 Hektar landeseigenen Wald am Niederrhein. Seit zwei, drei Monaten stehen bei ihr im Regionalforstamt die Telefone kaum mehr still. „Die Leute rufen an und möchten wissen, ob sie bei uns noch Brennholz bekommen können“, sagt Schlechter. „Die Antwort ist leider: Bis zum Jahresende sind wir ausverkauft. Manche Revierförster führen allerdings Wartelisten.“Sich, wenn möglich, auf eine solche setzen zu lassen, ist Schlechters erster guter Tipp – auch wenn der das Holzproblem eher mittelfristig löst.
Der zweite: ein Motorsägenschein. Denn beim Regionalforstamt gibt es Brennholz für den Privatgebrauch, sprich: zwei bis zehn Raummeter – nur in Form von ganzen Bäumen. Die langen Stämme liegen im Wald am Wegesrand in sogenannten Holzpoltern. Der Käufer muss entsprechend selbst mit der Motorsäge anrücken, den Baum in kamingerechte Stücke zerlegen und abtransportieren.
Die Voraussetzungen für den Erwerb eines Motor- oder Kettensägenscheins sind von Bundesland zu Bundesland verschieden und werden von den gesetzlichen Unfallversicherungsträgern festgelegt. Ob ein solcher Nachweis gefordert wird, hängt vom Waldeigentümer ab. Im Staatsforst wird er in der Regel gefordert. „Man darf sich nicht täuschen. Es ist sehr viel Arbeit, einen Baum zu zerlegen“, sagt Schlechter. Hinzu kommt, dass das Holz noch ein Jahr lang getrocknet werden muss. Denn: Wird Holz zu feucht verbrannt, entstehen gefährliche Giftstoffe.
Fest steht auch: Kaminholz auf eigene Faust zu sammeln, ist illegal. „Schließlich gehört das Holz den jeweiligen Eigentümern des Waldes, ganz gleich ob Privatperson, Stadt oder Staat“, erklärt Schlechter. „Es wirkt wie ein Bagatelldelikt, ist aber Diebstahl. Dabei geht es nicht nur nur um den ökonomischen, sondern auch um den ökologischen Wert: Wir lassen das Holz ja nicht ohne Grund im Wald, das heißt, es würde dort fehlen.“
Einen sogenannten Holzsammelschein, der gegen ein Entgelt zum Sammeln von Abfallholz im Wald berechtigt, gebe es im landeseigenen Wald am Niederrhein nicht mehr, sagt die Fachgebietsleiterin. Das unbefugte Entwenden des Rohstoffs bringt daher eine saftige Geldoder sogar Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren mit sich. Allein am Boden liegende Äste, Rinden oder sogenanntes Leseholz dürfen bei einem Spaziergang durch den Wald in geringen Mengen zum Eigengebrauch gesammelt werden, jedenfalls in Staatsforsten. Zum Beheizen eines Hauses reicht das allerdings nicht.
Was bleibt, ist aktuell also wohl doch nur der Weg zum Händler. Der Bundesverband Brennholzhandel und Brennholzproduktion wie auch die Polizei warnen derweil vor Betrug beim Brennholzkauf im Internet. Über gefälschte Shops werden dort nicht selten Holzpellets und Brennholz besonders günstig angeboten – aber nach Bezahlung nie geliefert. Auch im Kreis Wesel gab es bereits mehrere solcher Fälle.
Eine 34-Jährige zum Beispiel wollte über eine Internetseite zwei Raummeter Buche-Brennholz kaufen. Als sie ihre Daten im Bestellformular eingab, wurde sie für die Überweisung direkt auf ein französisches Konto verwiesen. Nach der Überweisung wählte die Dinslakenerin eine Telefonnummer, die auf der Webseite angegeben war, um einen Termin für die Lieferung abzusprechen. Doch die Nummer war nicht vergeben.
Die Polizei rät, bei auffallend günstigen Preisen besonders aufmerksam zu sein. Internetnutzer sollten sich vor einer Bestellung über den Shop informieren, heißt es. Bei vielen negativen Bewertungen sei Vorsicht geboten. Seriöse Shops zeichnten sich dadurch aus, dass sie sichere Zahlungsmöglichkeiten mit Käuferschutz oder den Kauf auf Rechnung zur Verfügung stellen.