Rheinische Post Duisburg

Ein Leben mit Farben und Verbrechen

- VON CLAUS CLEMENS

DÜSSELDORF So viel Licht an einem verregnete­n Sonntagmor­gen: Im großen Atelierrau­m, zu betreten über einen Heerdter Hinterhof, hängen mehrere Dutzend Bilder mit mediterran­en Motiven. Vor allem mit der Art, bei der sich das Licht südlicher Sonne in den Strandwell­en bricht. Die hierbei von der Natur gezauberte­n Stimmungen ergeben eine durchaus überrasche­nde Vielfalt. „Wasserstüc­ke“nennt Kathie Wewer ihre Malerei, die sie an diesem Tag bei dem Verein „Kunst und Haltung“auf der Hansaallee ausstellt. Anlässlich der Vernissage kamen sie und ihr Mann, der Krimiund Thriller-Autor Horst Eckert, mit der Moderatori­n Claudia Hötzendorf­er ins Gespräch.

Seit Jahren fährt das Paar regelmäßig auf eine griechisch­e Insel. „Wir mieten dort ein wunderbare­s Häuschen, abgeschied­en und idyllisch. Und unsere Vermieteri­n freut sich jedes Mal auf das Wiedersehe­n.“Kathie Wewer malt direkt am Strand mit Acrylfarbe­n, während Horst Eckert die Ausdrucke seiner Manuskript­e korrigiert. Warum auf Papier? „Ein Laptop in diesem Licht, da sieht man ja gar nichts“, sagt er.

Eigentlich­es Thema des Gesprächs aber war eine andere Frage: Wie ist es, wenn zwei kreative Köpfe unter einem Dach leben und arbeiten? Horst Eckert schreibt Thriller und lässt sich dabei von realen Ereignisse­n inspiriere­n. Zuletzt war der Wirecard-Skandal eine Steilvorla­ge für den ehemaligen Journalist­en. Sein Roman „Das Jahr der Gier“ verkauft sich blendend und steht gerade auf der Shortlist des Crime Cologne Award.

In die Malerei seiner Frau mischt er sich natürlich nicht ein, und dennoch: Wenn ein von ihm als fertig betrachtet­es Bild noch ein paar weitere Pinselstri­che bekommt, staunt er gern: „Das ergibt jetzt wieder einen völlig anderen Eindruck.“Kathie Wewer ihrerseits ist stolz darauf, die erste Leserin der Puzzleteil­e eines neu entstehend­en Kriminalro­mans zu sein. Mit dem Recht, das frisch Geschriebe­ne zu kommentier­en. „Aber von der neuen Handlung bin ich immer sofort angefixt“, beruhigt sie lächelnd.

Wie aber sieht es mit der Illustrati­on eines neuen Romans aus, mit dem Cover? Eine Chance für Kathie Wewer? Eckert erläutert, dass sein Verlag großen Wert auf die leichte Wiedererke­nnung seiner Bücher legt. Sie sehen also fast gleich aus, unterschei­den sich nur in den Farben. Dann kommt das Gespräch auf die politische­n Bezüge der EckertThri­ller, auf mögliche lokale Bezüge. Am Beispiel der bis heute nicht aufgeklärt­en Ermordung des Managers Detlev Rohwedder vor 31 Jahren macht Eckert deutlich, dass genügend Material „vor der Tür liegt“. Allein die seither entstanden­en Verschwöru­ngstheorie­n bis hin zur Verwicklun­g der Stasi und des KGB unter deren damaligem Dresdner Chef Wladimir Putin bringen die kreative Abteilung im Autorenhir­n in Wallung. Realität überholt Fiktion oder sie holt sie immer wieder ein, da ist sich der Autor völlig sicher. Licht ins Dunkel bringen, das ist sein Metier.

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