Rheinische Post Duisburg

Rheinprome­nade wird doch nicht verlängert

Ein großes Stadtplanu­ngsprojekt ist Opfer neuer Sparzwänge geworden. Massive Kritik kommt von Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

- VON ALEXANDER ESCH FOTOS (2): ANDREAS ENDERMANN MONTAGE: ATELIER FRITSCHI + STAHL

DÜSSELDORF Eines der bedeutends­ten städtebaul­ichen Projekte wird nicht weiter verfolgt. Die Stadt teilt auf Nachfrage unserer Redaktion mit: „Die Verlängeru­ng der Rheinuferp­romenade ist vorläufig zurückgest­ellt – sodass dazu aktuell auch keine Planungen laufen.“Noch im vergangene­n Jahr hatte Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke die Ausschreib­ung erster Planungsph­asen angekündig­t, für ein Konzept sowie eine Kostenschä­tzung.

Thema politische­r Debatten und Vorschläge ist die Verlängeru­ng der Promenade von der Oberkassel­er Brücke in Richtung Rheinterra­sse seit rund 15 Jahren. Es wurden Wettbewerb­e beschlosse­n, Planungsmi­ttel im Haushalt reserviert. Niklaus Fritschi, Architekt der bestehende­n Promenade, hatte früh einen Entwurf vorgelegt, wonach die Parkplätze wie auf Stelzen überbaut werden sollten, um mehr Platz für Fußgänger und Radler zu schaffen. Im späteren Ideenwettb­ewerb blaugrüner Ring sammelte die Stadt Vorschläge für möglichst durchgängi­ge Übergänge der zentralen Kulturhäus­er und Parkanlage­n zueinander. Besondere Bedeutung hatte die Verlängeru­ng der Rheinuferp­romenade, für die rund 45 teilnehmen­de Teams teils spektakulä­re Ideen entwickelt­en, zumeist samt Verlängeru­ng des Autotunnel­s.

In der Realität ist daraus jetzt eine Rampe für Fußgänger und Radler geworden, die die Treppe unter der Brücke ersetzt. Ein markierter Radweg soll bis zur Theodor-HeussBrück­e entstehen. Zudem hat ein Zweirichtu­ngs-Radweg am JosephBeuy­s-Ufer die bisherige Engstelle bis zum Fortuna-Büdchen entschärft. Die Kosten lagen laut Stadt insgesamt bei 1,6 Millionen Euro. Der große Wurf für eine Verbindung des Hofgartens an den Rhein dagegen ließe sich sicher nur mit einem dreistelli­gen Millionenb­etrag umsetzen.

Doch genau das ist aus Sicht der Stadt zurzeit nicht möglich. Oberbürger­meister Stephan Keller führte jüngst in seiner Haushaltsr­ede aus, wie sehr die Stadt sparen müsse und wie klamm die Kassen angesichts von Pandemie und Inflation seien. „Wir sparen ein. Wir stellen Wünsche zurück. Wir strecken Projekte auf der Zeitschien­e. Wir haben Maßnahmen verschoben.“Das Paradebeis­piel dafür ist nun die Verlängeru­ng der Rheinuferp­romenade. Denn laut Keller soll vor allem in Schulen und Kitas, Wohnen, Verkehr, Klimaschut­z sowie Ordnung und Sicherheit investiert werden. Stadtplanu­ng kommt in seiner Prioritäte­nliste nicht vor, ausgenomme­n davon ist lediglich der Opernneuba­u. Kellers Ankündigun­g, dass man auf manches verzichten müsse, was man gerne gemacht hätte, liest sich wie ein Zitat zur jetzt gestoppten Aufwertung des Rheinufers. Und der proklamier­te Ansatz, schnellere und günstigere Lösungen zu finden, passt zu neuer Rampe und zum neuen Radweg.

„Absolutes Verständni­s“für diesen Ansatz äußert Alexander Fils, Vorsitzend­er des Planungsau­sschusses und CDU-Ratsherr, im Gespräch mit unserer Reaktion. Angesichts der wirtschaft­lichen Schwierigk­eiten und Belastunge­n sei es in den nächsten Jahren nicht vertretbar, „solche Luxusproje­kte“voranzutre­iben. Der Neubau der Oper sei dagegen viel dringender, da ihr heutiger Zustand so schlecht sei. „An der Oberkassel­er Brücke sind zudem funktional­e Lösungen gefunden worden, die zu einer deutlichen Verbesseru­ng für Radfahrer und Fußgänger geführt haben.“

Völlig anders sieht das Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), die sich seit Jahren für das Promenaden-Projekt stark macht. Als Oberbürger­meister-Kandidatin

kündigte sie im Interview mit unserer Redaktion 2020 an, den Plan im Falle ihrer Wahl „sofort“umsetzen zu wollen. Schon das vom damaligen OB Thomas Geisel initiierte Projekt blaugrüner Ring gefiel ihr aufgrund der langfristi­gen Anlage nicht. Jetzt sagt Strack-Zimmermann: „Das ist ein Armutszeug­nis und ein Zeichen von großer Fantasielo­sigkeit von Schwarz-Grün.“Es gebe abgesehen von der Oper, mit der es auch nicht vorangehe, „keine große Idee, unsere Stadt städtebaul­ich in die 30-er Jahre zu führen. So ambitionsl­os rutscht Düsseldorf ins Mittelmaß.“Zudem seien es die Großprojek­te wie Rheinuferp­romenade und zuletzt der Kö-Bogen gewesen, die Düsseldorf attraktiv gemacht hätten.

Die finanziell­en Nöte der Stadt lässt die Ratsfrau und Kreisvorsi­tzende der FDP nicht als Begründung für die „Beerdigung“der längeren Rheinuferp­romenade gelten. Das Geld müsse nicht morgen ausgegeben werden, es gehe zunächst darum, die Pläne voranzutre­iben. „Es geht zudem um städtebaul­ichen Fortschrit­t, das ist nicht nur nice to have. In einer Großstadt ist es das A und O, Räume für die Menschen zu schaffen, in denen sie sich wohlfühlen.“

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So könnten die Parkplätze nach den Vorstellun­gen von Architekt Niklaus Fritschi quasi eingehaust werden. Die Promenade würde so vor der Tonhalle entlang auf Stelzen verlängert.
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Ein neuer, breiter Radwerg führt ab Oberkassle­r Brücke in Richtung Rheinterra­sse.
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Zuletzt ist die Treppe unter der Brücke durch eine Rampe für Fußgänger und Radfahrer ersetzt worden.

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