Rheinpromenade wird doch nicht verlängert
Ein großes Stadtplanungsprojekt ist Opfer neuer Sparzwänge geworden. Massive Kritik kommt von Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
DÜSSELDORF Eines der bedeutendsten städtebaulichen Projekte wird nicht weiter verfolgt. Die Stadt teilt auf Nachfrage unserer Redaktion mit: „Die Verlängerung der Rheinuferpromenade ist vorläufig zurückgestellt – sodass dazu aktuell auch keine Planungen laufen.“Noch im vergangenen Jahr hatte Planungsdezernentin Cornelia Zuschke die Ausschreibung erster Planungsphasen angekündigt, für ein Konzept sowie eine Kostenschätzung.
Thema politischer Debatten und Vorschläge ist die Verlängerung der Promenade von der Oberkasseler Brücke in Richtung Rheinterrasse seit rund 15 Jahren. Es wurden Wettbewerbe beschlossen, Planungsmittel im Haushalt reserviert. Niklaus Fritschi, Architekt der bestehenden Promenade, hatte früh einen Entwurf vorgelegt, wonach die Parkplätze wie auf Stelzen überbaut werden sollten, um mehr Platz für Fußgänger und Radler zu schaffen. Im späteren Ideenwettbewerb blaugrüner Ring sammelte die Stadt Vorschläge für möglichst durchgängige Übergänge der zentralen Kulturhäuser und Parkanlagen zueinander. Besondere Bedeutung hatte die Verlängerung der Rheinuferpromenade, für die rund 45 teilnehmende Teams teils spektakuläre Ideen entwickelten, zumeist samt Verlängerung des Autotunnels.
In der Realität ist daraus jetzt eine Rampe für Fußgänger und Radler geworden, die die Treppe unter der Brücke ersetzt. Ein markierter Radweg soll bis zur Theodor-HeussBrücke entstehen. Zudem hat ein Zweirichtungs-Radweg am JosephBeuys-Ufer die bisherige Engstelle bis zum Fortuna-Büdchen entschärft. Die Kosten lagen laut Stadt insgesamt bei 1,6 Millionen Euro. Der große Wurf für eine Verbindung des Hofgartens an den Rhein dagegen ließe sich sicher nur mit einem dreistelligen Millionenbetrag umsetzen.
Doch genau das ist aus Sicht der Stadt zurzeit nicht möglich. Oberbürgermeister Stephan Keller führte jüngst in seiner Haushaltsrede aus, wie sehr die Stadt sparen müsse und wie klamm die Kassen angesichts von Pandemie und Inflation seien. „Wir sparen ein. Wir stellen Wünsche zurück. Wir strecken Projekte auf der Zeitschiene. Wir haben Maßnahmen verschoben.“Das Paradebeispiel dafür ist nun die Verlängerung der Rheinuferpromenade. Denn laut Keller soll vor allem in Schulen und Kitas, Wohnen, Verkehr, Klimaschutz sowie Ordnung und Sicherheit investiert werden. Stadtplanung kommt in seiner Prioritätenliste nicht vor, ausgenommen davon ist lediglich der Opernneubau. Kellers Ankündigung, dass man auf manches verzichten müsse, was man gerne gemacht hätte, liest sich wie ein Zitat zur jetzt gestoppten Aufwertung des Rheinufers. Und der proklamierte Ansatz, schnellere und günstigere Lösungen zu finden, passt zu neuer Rampe und zum neuen Radweg.
„Absolutes Verständnis“für diesen Ansatz äußert Alexander Fils, Vorsitzender des Planungsausschusses und CDU-Ratsherr, im Gespräch mit unserer Reaktion. Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Belastungen sei es in den nächsten Jahren nicht vertretbar, „solche Luxusprojekte“voranzutreiben. Der Neubau der Oper sei dagegen viel dringender, da ihr heutiger Zustand so schlecht sei. „An der Oberkasseler Brücke sind zudem funktionale Lösungen gefunden worden, die zu einer deutlichen Verbesserung für Radfahrer und Fußgänger geführt haben.“
Völlig anders sieht das Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), die sich seit Jahren für das Promenaden-Projekt stark macht. Als Oberbürgermeister-Kandidatin
kündigte sie im Interview mit unserer Redaktion 2020 an, den Plan im Falle ihrer Wahl „sofort“umsetzen zu wollen. Schon das vom damaligen OB Thomas Geisel initiierte Projekt blaugrüner Ring gefiel ihr aufgrund der langfristigen Anlage nicht. Jetzt sagt Strack-Zimmermann: „Das ist ein Armutszeugnis und ein Zeichen von großer Fantasielosigkeit von Schwarz-Grün.“Es gebe abgesehen von der Oper, mit der es auch nicht vorangehe, „keine große Idee, unsere Stadt städtebaulich in die 30-er Jahre zu führen. So ambitionslos rutscht Düsseldorf ins Mittelmaß.“Zudem seien es die Großprojekte wie Rheinuferpromenade und zuletzt der Kö-Bogen gewesen, die Düsseldorf attraktiv gemacht hätten.
Die finanziellen Nöte der Stadt lässt die Ratsfrau und Kreisvorsitzende der FDP nicht als Begründung für die „Beerdigung“der längeren Rheinuferpromenade gelten. Das Geld müsse nicht morgen ausgegeben werden, es gehe zunächst darum, die Pläne voranzutreiben. „Es geht zudem um städtebaulichen Fortschritt, das ist nicht nur nice to have. In einer Großstadt ist es das A und O, Räume für die Menschen zu schaffen, in denen sie sich wohlfühlen.“