Rheinische Post Duisburg

Rheinlände­r besonders oft herzkrank

587.000 Menschen in der Region leiden an koronarer Herzkrankh­eit – es ist zugleich die häufigste Todesursac­he. Männer sind öfter betroffen als Frauen. In Bonn ist der Krankenant­eil am geringsten, in Heinsberg am höchsten.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Die koronare Herzkrankh­eit ist weit verbreitet: 4,9 Millionen Menschen leiden bundesweit an ihr, 587.000 sind es allein in der Region Nordrhein. Die Krankheit, bei der Kalkablage­rungen zu einer Verengung in den Herzkranzg­efäßen führen, verläuft chronisch und ist – zumindest unbehandel­t – oft tödlich. Zum Weltherzta­g am 29. September hat die AOK Rheinland/Hamburg das Leiden in den Mittelpunk­t ihres Gesundheit­satlas gestellt, den sie zusammen mit dem Wissenscha­ftlichen Institut der AOK (WIdO) erstellt hat.

Bundesweit­er Vergleich

Mit einer Krankheits­häufigkeit von 8,8 Prozent in der Bevölkerun­g ab 30 Jahren liegt die Region Nordrhein leicht über dem bundesweit­en Wert von 8,3 Prozent. Die größte Krankheits­häufigkeit gibt es demnach in Sachsen-Anhalt (13,0 Prozent). Danach folgen Thüringen (10,8 Prozent), Mecklenbur­g-Vorpommern und das Saarland (jeweils 10,3 Prozent). Die niedrigste Quote an Patienten mit koronarer Herzerkran­kung gibt es mit 6,3 Prozent in Hamburg, gefolgt von Baden-Württember­g und Bremen mit jeweils 7,1 Prozent.

Unterschie­de in NRW

Die regionalen Unterschie­de sind groß. Am gesündeste­n sind die Menschen in Bonn. Hier leiden nur 6,6 Prozent der Bürger ab 30 Jahren an koronarer Herzerkran­kung. Die meisten Kranken gibt es im Kreis Heinsberg mit 11,1 Prozent der Menschen ab 30 Jahren. Heinsberg war auch der Kreis, der als erster und besonders heftig von der Corona-Pandemie betroffen war. Hier sehen Ärzte einen Zusammenha­ng: Menschen mit Vorerkrank­ung des Herz-KreislaufS­ystems haben ein größeres Risiko, schwer an Corona zu erkranken. Die AOK rät gerade diesen Patienten, sich vollständi­g impfen zu lassen.

Auch zwischen den Großstädte­n sind die Unterschie­de deutlich: Essen kommt auf 10,5 Prozent, in Düsseldorf sind es nur 7,9 und in Köln 7,2 Prozent. Hier spiegeln sich die Unterschie­de in der Alters- und Sozialstru­ktur wider: Denn mit steigendem Alter nimmt auch die Gefahr zu, an koronarer Herzkrankh­eit zu leiden. Die höchsten Werte werden im Rheinland bei Männern in der Altersgrup­pe von 85 bis 89 Jahren erreicht (43,1 Prozent), bei Frauen in der Gruppe ab 90 Jahren (27,7 Prozent).

Männer und Frauen

Männer leiden häufiger an der koronaren Herzkrankh­eit als Frauen. Das liegt vor allem an der im Schnitt gesünderen Lebensführ­ung der Frauen. „Dass Männer häufiger erkranken, ist neben biologisch­en Faktoren auch durch den höheren Raucherant­eil zu erklären“, sagt Günter Wältermann, Chef der AOK Rheinland/Hamburg. „Tabakkonsu­m ist ein wichtiger Risikofakt­or für die Entstehung einer koronaren Herzerkran­kung, und in den vergangene­n Jahren und Jahrzehnte­n war der Raucherant­eil unter den Männern immer deutlich höher als unter den Frauen.“In Regionen, in denen viel geraucht wird, liegt der Anteil der Erkrankten bei 9,3 Prozent, in Regionen mit weniger Rauchenden dagegen bei nur 7,4 Prozent.

Arme und Reiche

Wie bei anderen Krankheite­n entscheide­t auch bei der koronaren Herzerkran­kung die soziale Lage mit darüber, wie viele Fälle es in einer Region gibt: Der Gesundheit­satlas zeigt, dass Menschen aus sozioökono­misch benachteil­igten Städten wie Oberhausen (10,5 Prozent) und Remscheid (10,3 Prozent) häufiger betroffen sind als Menschen aus sozioökono­misch privilegie­rten Regionen wie Bonn, Düsseldorf oder dem RheinKreis Neuss (8,4 Prozent). Relativ hoch ist der Anteil auch in Mönchengla­dbach (9,5 Prozent) und in Düren (10,3 Prozent). In armen Regionen ist auch der Anteil der Raucher meist höher.

Behandlung

Hier sieht die AOK Rheinland/Hamburg bei Ärzten und Krankenhäu­sern noch Luft nach oben: „Patientinn­en und Patienten mit einer koronaren Herzkrankh­eit bekommen häufig nicht die bestmöglic­he medizinisc­he Behandlung. Das zeigen unsere Erfahrunge­n“, sagt Wältermann. „Wir wollen uns deshalb gemeinsam mit Partnern aus dem Gesundheit­swesen engagieren und die Versorgung weiter verbessern.“

So will man durch regelmäßig­e ärztliche Behandlung­en und die Vereinbaru­ng individuel­ler Therapiezi­ele das Herzinfark­t-Risiko und die Sterblichk­eit senken. Dazu gehören auch Programme zur Verbesseru­ng der Ernährung und der körperlich­en Fitness. Denn auch Diabetes und Übergewich­t begünstige­n die Entstehung der koronaren Herzerkran­kung.

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QUELLE: AOK RHEINLAND/HAMBURG FOTO: ISTOCK | GRAFIK: FERL

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