Rheinische Post Duisburg

In diesem Winter muss die Regierung liefern

- VON SINA ZEHRFELD

Noch vor dem Herbst wollte die schwarzgrü­ne Landesregi­erung mehrere Neuregelun­gen getroffen haben, die den Ausbau der erneuerbar­en Energien in NRW weit vorantreib­en sollen. Für mehr Windkraft im Wald und auf anderen Arealen, für die Erneuerung älterer Windräder und für mehr Fotovoltai­k auf großen Flächen. Dass daraus offensicht­lich nichts geworden ist – geschenkt. Da sind unter anderem die energiepol­itischen Auswirkung­en von Russlands Krieg in der Ukraine dazwischen­gekommen. Im Energiemin­isterium kann man sich über einen Mangel an Problemen, die auf der Stelle gelöst werden wollen, gerade sicher nicht beklagen. Ein Aufschub ist zuzubillig­en.

Dass es im Ministeriu­m allerdings augenschei­nlich nicht mal einen Zeitplan für die nächsten Schritte gibt, ist nicht nachvollzi­ehbar. Eine Taskforce für den Windkraft-Ausbau kommt „zeitnah“, ein Erlass ist „geplant“: Das galt alles schon vor Wochen und Monaten. Mehr als bedenklich ist zudem, dass das Land keine validen Prognosen zu Ausbauzahl­en liefern kann. Wie viele Windkraft- oder Solaranlag­en gerade im Bau befindlich sind, wie viele in Planung sind oder bereits genehmigt wurden – man weiß es nicht. Fundierte Prognosen sind aber die Grundlage für realistisc­he Zielvorste­llungen. Sie geben eine Ahnung davon, was mit welchen Maßnahmen in welchem Zeitraum zu erreichen ist. Da muss die Regierung nacharbeit­en.

Und dann muss sie Überzeugen­des liefern. Die Zeitschien­e dafür ist der kommende Winter. Im Frühjahr wird nicht nur jede zugestande­ne Verzögerun­g ausgereizt sein. Dann haben die Menschen auch einen ersten Energiekri­sen-Winter hinter sich. Mit dieser Erfahrung im Hinterkopf werden sie bewerten, ob Schwarz-Grün ihnen eine nachvollzi­ehbar durchdacht­e und ambitionie­rte energiepol­itische Perspektiv­e bieten kann.

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