„Die Mitarbeiter sind schon am Limit“
In nur wenigen Wochen hat sich die Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen der Krankenhäuser in Duisburg nahezu verdoppelt. Freie Betten stehen zwar noch bereit, doch das Personal ächzt unter der Belastung.
Auf den Intensivstationen der Duisburger Kliniken wird die Lage zunehmend kritisch. Insgesamt 36 Corona-Patienten werden derzeit dort behandelt – fast doppelt so viele wie noch vor wenigen Wochen. Ärzte und Pfleger arbeiten mittlerweile am Anschlag. „In vielen Bereichen sind die Mitarbeiter schon am Limit, bewältigen mit Mühe die zusätzlichen Anforderungen“, sagt Gabriele Beyer, Sprecherin des Evangelischen Klinikum Niederrhein.
Allein dort werden an beiden Standorten in Duisburg (Nord und Bethesda) aktuell 14 Corona-Patienten behandelt, neun davon müssen beatmet werden. Besucher sind wegen der steigenden Infektionszahlen am Klinikum derzeit nicht erlaubt, alle Patienten werden regelmäßig mit Schnelltests getestet.
Anfang März lagen nach Zahlen des Intensivregisters der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) noch 20 Menschen wegen einer Covid-19-Erkrankung in den Krankenhäusern der Stadt. Mittlerweile ist jeder fünfte Patient auf den Intensivstationen ein Corona-Patient. 164 von 180 Intensivplätzen sind belegt. Deren Gesamtzahl kann allerdings schwanken, weil sie vom verfügbaren Personal abhängt.
Anfang April standen nach Divi-Angaben etwa zeitweise nur 162 Betten in den Duisburger Kliniken zur Verfügung – weniger also, als derzeit benötigt werden. Noch können die Krankenhäuser die Lage allerdings im Griff halten, auch wenn allein die reine Zahl freier Betten wenig aussagekräftig ist. Auf vielen Stationen befindet sich das Personal mit Ausnahme von einigen wenigen ruhigen Wochen im Sommer seit einem Jahr in einem Dauerstresstest. „Zur Bewertung unserer Kapazitäten ist nicht nur die Anzahl der intensivmedizinischen Betten entscheidend, da die Versorgung von intensivpflichtigen Corona-Patienten deutlich aufwändiger ist“, teilt Kathrin Gießelmann, Sprecherin des Helios-Klinikums mit.
Bei einem sprunghaften Anstieg von zu versorgenden Patienten sehe man sich daher eher vor personellen Herausforderungen, die bislang aber immer gut bewältigt werden konnten. Insgesamt werden an den vier Helios-Standorten in der Stadt (St. Johannes Klinik in Alt-Hamborn, Marien Klinik in Hochfeld, St. Anna Klinik in Huckingen und Helios Klinik Duisburg-Homberg) 21 Corona-Patienten
auf den Intensivstationen behandelt. Dazu kommen 52 Infizierte, deren Zustand stabil ist und die auf der Normalstation betreut werden können.
Bereits im vergangenen Jahr haben sich die Kliniken in der Stadt intensiv auf die zweite und eine mögliche dritte Infektionswelle vorbereitet. Im Evangelischen Klinikum Niederrhein hat die Krankenhaus-Leitung neben mehreren FFP2-Masken und Desinfektionsmittel auch früh die begehrten Corona-Schnelltests angeschafft. Dazu wurde wie in vielen anderen Häusern auch ein Pandemie-Lager eingerichtet. Sollten die Betten knapp werden, gibt es vielerorts sogenannte Reserveeinheiten, die schnell bezogen werden können. In Beeckerwerth kann ein Behelfs-Krankenhaus der Helios-Kliniken mit insgesamt 50 Betten innerhalb kürzester Zeit betriebsbereit gemacht werden. Die Vorbereitungen wurden bereits im März 2020 getroffen.
Auch in umliegenden Städten ist die Lage angespannt. Die Uniklinik Essen behandelt aktuell 70 Covid-Patienten, davon liegt die Hälfte auf der Intensivstation. Das Haus hat derzeit noch 14 freie Intensivbetten. Planbare Eingriffe wurden teilweise verschoben. In NRW stehen insgesamt rund 5700 Intensivbetten zur Verfügung, davon sind Stand Mittwoch 5122 belegt. Durchschnittlich sind an jedem Standort nur noch 2,1 Plätze frei.
In den kommenden Tagen könnte sich die Lage allerdings in Duisburg weiter verschärfen: Am Dienstag erreichte die Inzidenz in der Stadt mit 197,7 einen Jahreshöchstwert.