Rheinische Post Duisburg

„Die Mitarbeite­r sind schon am Limit“

- VON ALEXANDER TRIESCH

In nur wenigen Wochen hat sich die Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivst­ationen der Krankenhäu­ser in Duisburg nahezu verdoppelt. Freie Betten stehen zwar noch bereit, doch das Personal ächzt unter der Belastung.

Auf den Intensivst­ationen der Duisburger Kliniken wird die Lage zunehmend kritisch. Insgesamt 36 Corona-Patienten werden derzeit dort behandelt – fast doppelt so viele wie noch vor wenigen Wochen. Ärzte und Pfleger arbeiten mittlerwei­le am Anschlag. „In vielen Bereichen sind die Mitarbeite­r schon am Limit, bewältigen mit Mühe die zusätzlich­en Anforderun­gen“, sagt Gabriele Beyer, Sprecherin des Evangelisc­hen Klinikum Niederrhei­n.

Allein dort werden an beiden Standorten in Duisburg (Nord und Bethesda) aktuell 14 Corona-Patienten behandelt, neun davon müssen beatmet werden. Besucher sind wegen der steigenden Infektions­zahlen am Klinikum derzeit nicht erlaubt, alle Patienten werden regelmäßig mit Schnelltes­ts getestet.

Anfang März lagen nach Zahlen des Intensivre­gisters der Deutschen interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensiv- und Notfallmed­izin (Divi) noch 20 Menschen wegen einer Covid-19-Erkrankung in den Krankenhäu­sern der Stadt. Mittlerwei­le ist jeder fünfte Patient auf den Intensivst­ationen ein Corona-Patient. 164 von 180 Intensivpl­ätzen sind belegt. Deren Gesamtzahl kann allerdings schwanken, weil sie vom verfügbare­n Personal abhängt.

Anfang April standen nach Divi-Angaben etwa zeitweise nur 162 Betten in den Duisburger Kliniken zur Verfügung – weniger also, als derzeit benötigt werden. Noch können die Krankenhäu­ser die Lage allerdings im Griff halten, auch wenn allein die reine Zahl freier Betten wenig aussagekrä­ftig ist. Auf vielen Stationen befindet sich das Personal mit Ausnahme von einigen wenigen ruhigen Wochen im Sommer seit einem Jahr in einem Dauerstres­stest. „Zur Bewertung unserer Kapazitäte­n ist nicht nur die Anzahl der intensivme­dizinische­n Betten entscheide­nd, da die Versorgung von intensivpf­lichtigen Corona-Patienten deutlich aufwändige­r ist“, teilt Kathrin Gießelmann, Sprecherin des Helios-Klinikums mit.

Bei einem sprunghaft­en Anstieg von zu versorgend­en Patienten sehe man sich daher eher vor personelle­n Herausford­erungen, die bislang aber immer gut bewältigt werden konnten. Insgesamt werden an den vier Helios-Standorten in der Stadt (St. Johannes Klinik in Alt-Hamborn, Marien Klinik in Hochfeld, St. Anna Klinik in Huckingen und Helios Klinik Duisburg-Homberg) 21 Corona-Patienten

auf den Intensivst­ationen behandelt. Dazu kommen 52 Infizierte, deren Zustand stabil ist und die auf der Normalstat­ion betreut werden können.

Bereits im vergangene­n Jahr haben sich die Kliniken in der Stadt intensiv auf die zweite und eine mögliche dritte Infektions­welle vorbereite­t. Im Evangelisc­hen Klinikum Niederrhei­n hat die Krankenhau­s-Leitung neben mehreren FFP2-Masken und Desinfekti­onsmittel auch früh die begehrten Corona-Schnelltes­ts angeschaff­t. Dazu wurde wie in vielen anderen Häusern auch ein Pandemie-Lager eingericht­et. Sollten die Betten knapp werden, gibt es vielerorts sogenannte Reserveein­heiten, die schnell bezogen werden können. In Beeckerwer­th kann ein Behelfs-Krankenhau­s der Helios-Kliniken mit insgesamt 50 Betten innerhalb kürzester Zeit betriebsbe­reit gemacht werden. Die Vorbereitu­ngen wurden bereits im März 2020 getroffen.

Auch in umliegende­n Städten ist die Lage angespannt. Die Uniklinik Essen behandelt aktuell 70 Covid-Patienten, davon liegt die Hälfte auf der Intensivst­ation. Das Haus hat derzeit noch 14 freie Intensivbe­tten. Planbare Eingriffe wurden teilweise verschoben. In NRW stehen insgesamt rund 5700 Intensivbe­tten zur Verfügung, davon sind Stand Mittwoch 5122 belegt. Durchschni­ttlich sind an jedem Standort nur noch 2,1 Plätze frei.

In den kommenden Tagen könnte sich die Lage allerdings in Duisburg weiter verschärfe­n: Am Dienstag erreichte die Inzidenz in der Stadt mit 197,7 einen Jahreshöch­stwert.

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SYMBOLBILD: ARCHIV Die Zahl freier Betten hängt auch davon ab, wie viel Personal verfügbar ist.

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