Wie Hülskens die Politik überzeugen will
Die Firma will am Rheinbogen Kies abbauen. Jetzt steigt sie in die Lobbyarbeit ein. Unterdessen gibt es Lob aus dem Rat für den Kies-Protest der Mädchen aus Mündelheim.
MÜNDELHEIM In Duisburg gibt es viel Widerstand gegen die Pläne der Kiesindustrie, im Mündelheimer Rheinbogen auf einer Fläche von 92 Hektar bis zu 35 Millionen Tonnen Kies abzubauen. Für eine Gruppe 13-jähriger Umweltschützerinnen gibt es jetzt Lob und ein Hilfsangebot von der SPD. Währenddessen steigt die Weseler Kiesfirma Hülskens in die lokale Lobbyarbeit ein: In einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, bietet sie allen Fraktionen der Bezirksvertretung Süd einen Besuch an.
Christian Hülskens, Geschäftsführer des Unternehmens, gibt zwar zu: „Natürlich ist die Rohstoffgewinnung ein Eingriff in die vormalige Landschaft.“Allerdings gehe der Abbau von Sand und Kies mit einer „gestalterischen Aufwertung und Nutzungsmöglichkeit dieses Bereichs für die heimische Bevölkerung“einher. „Den Beweis dafür sehen Sie in Duisburg an der Sechs-Seen-Platte.“Das heutige Naherholungsgebiet wurde ab 1912 für Jahrzehnte als Kiesabbaugebiet genutzt – ohne die so entstandenen bis zu 15 Meter tiefen Grabungslöcher gäbe es die Seen heute nicht.
Strunk weist darauf hin, dass „besonders die Stadt Duisburg in den nächsten Jahren die Rohstoffe Sand und Kies in großen Mengen benötigt“; sicherlich ein Hinweis auf die vielen Bauprojekte, die aktuell anstehen. Sand und Kies dienen als Baustoff sowohl für Straßen wie auch für Häuser. Die Schlussfolgerung des Hülskens-Geschäftsführers:
„Die Gewinnung – oder Nichtgewinnung – dieser Rohstoffe betrifft am Ende jeden einzelnen Menschen, egal, ob er es wahrhaben will oder nicht. Das gilt auch für Sie und jeden anderen Duisburger.“
In dem Schreiben gibt die Kiesfirma Hülskens zu, die Probebohrung nach Kies Ende des vergangenen Jahres im Mündelheimer Rheinbogen ohne Genehmigung durchgeführt zu haben. Diese einzuholen, habe man „bedauerlicherweise versäumt“. Damals sei den Unternehmern „nicht bekannt gewesen, dass die Fläche unter Landschaftsschutz steht.“Die Firma Hülskens gehe davon aus, „dass ein Antrag für Erkundungen genehmigungsfähig gewesen wäre.“
Konsequenzen könnte die nicht genehmigte Probebohrung dennoch haben: Laut Christian Strunk prüft die Stadt Duisburg zurzeit „unsere
Stellungnahme und etwaige Sanktionen“.
Nach unserem Bericht über fünf 13-jährige Mädchen aus Mündelheim, die sich gegen den geplanten Kiesabbau im dortigen Rheinbogen engagieren, kommt Lob aus der Duisburger Politik. SPD-Ratsherr Philipp Dengel bietet den jungen Naturschützerinnen seine Hilfe an: „Ich unterstütze gern und stehe für Gespräche zur Verfügung, wie wir zusammen den Kiesabbau verhindern können.“
Die Schülerinnen des Mannesmann-Gymnasiums sind zu jung, um sich an der Unterschriftenaktion des Bürgervereins Mündelheim gegen den Kiesabbau zu beteiligen. Nichtstun kam für sie aber nicht infrage – und so drehen sie Protestvideos, die sie auf Instagram veröffentlichen. „Dies ist unsere Unterschrift“, erklären sie darin. Jette Thelen führt für sie alle aus: „Es geht um den Naturschutz. Kies ist kein erneuerbarer Rohstoff.“
Die Politik in Duisburg ist sich einig, dass sie die Natur am Rheinbogen Mündelheim erhalten und den Kiesabbau verhindern will; Oberbürgermeister Sören Link kündigte notfalls rechtliche Schritte an. Die Bezirksvertretung Süd wird bei ihrer nächsten Sitzung erneut einen entsprechenden Antrag beschließen. Gegen den Kiesabbau richten sich gleich zwei Anträge: einer von SPD, Grünen, der Fraktion aus FDP und einem parteilosen Einzelmitglied sowie von den beiden Einzelvertretern von Junges Duisburg und der Linken; ein weiterer Antrag liegt von der CDU vor.
SPD-Ratsherr Philipp Dengel sagt: „Besonders herausragend finde ich neben dem Einsatz des Bürgervereins auch die jungen Duisburger Schülerinnen, die sich gegen den Kiesabbau engagieren und die Natur in Mündelheim erhalten wollen. Dieser breite Protest der Bevölkerung ist wichtig.“Die Fläche im Rheinbogen sei „für das Ökosystem wichtig“und sollten „naturbelassen bleiben“.