Rheinische Post Duisburg

Ansturm auf die Kleiderläd­en

- VON EVA ARNDT

Trotz der hohen Nachfrage können aber wohl nicht alle die Corona-Pandemie wirtschaft­lich überleben.

Die Nöte, endlich wieder an günstige Kleidung zu kommen, wachsen genauso wie die Berge an Hosen und Pullovern hinter den verschloss­enen Türen. „Als wir am Montag aufgemacht haben, klopften ständig Menschen an die Scheibe. Aber wir dürfen ja nur nach Terminabsp­rache ganz wenige Personen einlassen“, erklärt Sandra Pogoda vom Kinderschu­tzbund. Das kann Stefan Ricken, Diakon bei der Gemeinde-Caritas Duisburg nur bestätigen. Während die Caritas mittlerwei­le drei Geschäfte mit dem Namen „Café Klamotte“hat, muss der Kinderschu­tzbund aktuell seinen Laden in Hochfeld schließen.

„Das Desaster begann schon im März 2020. Die Läden sind ja echte Schatztruh­en, man bekommt für ganz kleines Geld zum Teil hochwertig­e Markenware. Aber wir mussten beide Läden schließen beim ersten Lockdown“, sagt die Bürokauffr­au, die als Teilzeitkr­aft beim Kinderschu­tzbund arbeitet. Engagierte Männer, die durch die Pandemie in Kurzarbeit waren, hätten die ganze Zeit ehrenamtli­ch geholfen und Sachen bei Spendern abgeholt. Andere sortierten die Berge an Kleidung, die über die Monate immer größer wurden. Man habe unter anderem Desinfekti­onsmittel angeschaff­t und Plexiglass­cheiben, um Mitarbeite­r und Kunden zu schützen. „Aber die Läden mussten die meiste Zeit geschlosse­n bleiben, und die Kosten laufen weiter“, erklärt Sandra Pogoda den Grund für die Schließung des Hochfelder Ladens, der bis Ende April nur noch freitags öffnet.

Man könne keine Spendengel­der für die Miete verwenden. „Das muss man schon streng auseinande­rhalten. Und dann wird es eben in einer solch’ schwierige­n Pandemieze­it ausgesproc­hen eng.“Hinzu komme, dass es in Hochfeld noch weitere Kleiderläd­en anderer Anbieter gibt, so dass die Menschen dort Alternativ­en haben.

Auch jetzt nach der erneuten Öffnung sei die Lage alles andere als entspannt. „Wir dürfen nur einen Kunden pro 40 qm ins Geschäft lassen. Wir haben schon Zettel ins Fenster gehängt, damit die Kunden wissen, warum sie nicht mit mehreren in den Raum gehen dürfen.“In erster Linie würde nach Kinderklei­dung gesucht. Aber im Grunde kämen Menschen aus allen Altersschi­chten.

Das bestätigt auch Diakon Ricken. „Wir haben drei Cafés Klamotte - in Homberg, Rheinhause­n und Meiderich und seit Anfang dieser Woche wieder geöffnet. Natürlich auch unter strengen Auflagen und nach Terminabsp­rache.“Bewusst sei man mit den Läden in die Zentren gegangen, habe sie nicht irgendwo auf der grünen Wiese oder in der Ecke eines Jugendheim­s positionie­rt. „Der Sinn sei es ja, einen Treffpunkt zu bieten, an dem man einen Kaffee trinken und ein Quätschche­n halten kann. Aber genau das geht zurzeit gar nicht“, bedauert Ricken. Das eigentlich­e Konzept sei im Augenblick nicht umsetzbar. Es soll ein offenes Angebot für alle sein, nicht nur für Bedürftige. Man müsse nicht nachweisen, dass man wenig Geld habe. „Auch diejenigen, die gerne Secondhand-Kleidung kaufen oder aus Umweltgrün­den Ressourcen schonen wollen, sind willkommen.“

Im Augenblick könne man aber die Nachfrage gar nicht bedienen, weil alles nur nach Terminabsp­rache gehe. Normalerwe­ise stünden die Menschen schon morgens

Schlange vor den Türen. „Jetzt geben wir Zettel aus mit Uhrzeiten und haben die Einkaufsze­it auf zwanzig Minuten begrenzt, damit mehrere in den Genuss kommen, sich Kleidung zu besorgen“, erklärt Ricken. Auch er sagt, dass die Klientel breitgefäc­hert sei. Da kommen Eltern, die für ihre Kinder einkaufen wollen, aber auch viele Alleinsteh­ende und Rentner, die gerne gute Kleidung zum kleinen Preis holen. „Die Not ist groß für viele.“

Während Café Klamotte in Rheinhause­n schon seit 2015 existiert und es den Laden in Homberg seit 2017 gibt, wurde das Geschäft in Meiderich am 2. März 2020 eröffnet. „Zwei

Wochen vor dem ersten Lockdown, ein wirklich unglücklic­her Zeitpunkt.“Jetzt hoffen sowohl Stefan Ricken als auch Sandra Pogoda, dass von der Politik nicht in Kürze weitere Einschränk­ungen angeordnet werden. „In erster Linie verkaufen wir die gespendete Kleidung in unseren Läden. Was aber absolute Ladenhüter sind, weil sie einfach niemand haben möchte, geben wir an die Rumänienhi­lfe weiter und den Rest, den wir niemandem anbieten wollen, bekommt ein Verwerter“, erklärt Ricken. Eine untergeord­nete Rolle spielt Hausrat sowohl beim Kinderschu­tzbund als auch in den Läden von Café Klamotte.

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FOTO: AREND Eine Kundin stöbert im Café Klamotte in Meiderich.

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