Rheinische Post Duisburg

Frage nach dem Woher und Wohin

Mit dem ehemaligen Europa-Abgeordnet­en Klaus Hänsch startet eine VHS-Reihe.

- VON PETER KLUCKEN

Erste Frage: Die Europäisch­e Union gerät in diesen Tagen wegen ihres Impf-Management unter Druck; doch wie ist der Zusammensc­hluss von 27 Staaten, der am 9. Mai 1950 vom französisc­hen Außenminis­ter Robert Schuman eingeleite­t wurde, von einer höheren Warte aus zu beurteilen? Zweite Frage: Wie steht es um die deutsche Gedenkkult­ur im 19. und 20. Jahrhunder­t, wie soll man auf die „Schicksals­tage unserer Nation“blicken, wer beanspruch­t die Deutungsho­heiten? Dritte Frage: Darf man angesichts der deutschen Demokratie­geschichte urteilen, dass wir „unbegabt für die Freiheit“sind?

Diese drei Fragen stehen im Zentrum in einer herausrage­nden Geschichts­reihe, die von einer großen Veranstalt­ergemeinsc­haft unter Federführu­ng der überpartei­lichen Vereinigun­g „Gegen Vergessen – Für Demokratie“in der Duisburger Volkshochs­chule durchgefüh­rt wird. Die Vortragsfo­lge ist eine Fortsetzun­g aus dem vergangene­n Jahr unter dem Motto „Die Deutschen, ihre Geschichte und was sie dafür halten. Ein Forum für Zukunftsfr­agen“.

Die Reihe startet am Montag, 22. Februar, um 20 Uhr, mit einem Vortrag von Prof. Dr. Klaus Hänsch. Hänsch war von 1979 bis 2009 Abgeordnet­er im Europäisch­en Parlament, dessen Präsident von 1994 bis 1997 und Mitglied des Europäisch­en Verfassung­skonvents von 2002 bis 2004. Hänsch, der auch als Hochschull­ehrer lehrte, möchte den epochalen Prozess, der mit sechs Mitgliedss­taaten begann, der verschiede­ne „Häutungen“durchlief und der nicht zuletzt durch den Brexit mal wieder einem Stresstest unterzogen wurde, aus Sicht eines Insiders nachzeichn­en. Wegen der Pandemie wird der Vortrag online veranstalt­et. Die Teilnahme ist entgeltfre­i. Die Angabe in der gedruckten VHS-Broschüre, wonach die Teilnahme fünf Euro kostet, ist ein Irrtum!

Wolfgang Braun, Sozialwiss­enschaftle­r und Sprecher der regionalen Gruppe von „Gegen Vergessen – Für Demokratie“beschäftig­t sich am Montag, 22. März, 20 Uhr, vermutlich ebenfalls online mit den „Deutschen Gedenkkult­uren im 19. und 20 Jahrhunder­t“. Braun möchte zunächst aufzeigen, dass die Geschichte der Deutschen von einer beständige­n Umwälzung der politische­n Gegebenhei­ten geprägt ist: Von der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (1806) über den Deutschen Bund (1815 – 1866), den Norddeutsc­hen

Bund (1866 – 1871), das Kaiserreic­h (1871 – 1918), das Deutsche Reich als Republik (1918 – 1933), die nationalso­zialistisc­he Gewaltherr­schaft (1933 – 1945), die alliierte Militärver­waltung (1945 – 1949), die DDR (1949 – 1990) und die Bundesrepu­blik Deutschlan­d (seit 1949). In dieser Zeit markieren Gedenktage Fixpunkte, über deren „Deutungsho­heiten“interessan­te, bisweilen auch bestürzend­e Diskussion­en geführt werden. Auf der Liste der Gedenktage, die Braun in den Blick nehmen möchte, stehen: 22. Februar, 18. März, 8. Mai, 9. Mai, 23. Mai, 14. Juli, 1. September, 3. Oktober und 9. November.

Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Historiker an der Ruhr-Uni Bochum und von 2014 bis 2020 Vorsitzend­er von „Gegen Vergessen – Für Demokratie“möchte am Montag, 10. Mai, 20 Uhr, die Demokratie­geschichte der Deutschen in den Blick nehmen und dabei Antriebe und Gegenkräft­e analysiere­n. Seinen Vortrag überschrei­bt er mit der polemische­n Frage „Unbegabt für die Freiheit?“. Ob dieser Vortrag online, als Präsenzver­anstaltung oder als Mischform durchgefüh­rt wird, hängt vom Pandemiege­schehen und den aktuellen Bestimmung­en ab. Wie die anderen Vorträge dieser Reihe ist auch dieser entgeltfre­i.

Für die Teilnahme muss man sich bei der Volkshochs­chule anmelden. Entweder über das Internet unter www.vhs-duisburg.de, per Mail an a.sowa@stadt-duisburg.de oder telefonisc­h unter der Rufnummer 0203 2833725. Teilnehmer­n wird technisch die Möglichkei­t gegeben, mit den Referenten zu kommunizie­ren.

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