Rheinische Post Duisburg

Corona-Verstöße tausendfac­h angezeigt

In vielen Städten melden Bürger vermehrt Verstöße gegen die Corona-Schutzvero­rdnung. In Dortmund attestiert die Verwaltung manchen Bürgern gar eine „Blockwart“-Mentalität. In der Regel wird allen Meldungen nachgegang­en.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Volle Parks, gesperrte Spielplätz­e, auf denen trotzdem Kinder klettern, Spaziergän­ger, die zu dicht nebeneinan­der laufen, Jugendlich­e, die sich in kleinen Grüppchen treffen, oder der Nachbar, der zu viele Freunde eingeladen hat: In vielen Städten in der Region melden Bürger vermehrt Verstöße gegen die sogenannte Corona-Schutzvero­rdnung bei der Stadt, wie eine Umfrage unserer Redaktion ergeben hat. „Der Inhalt der Anrufe variiert zwischen Aufklärung, Informatio­n, Nachfragen und Verstoß-Meldungen“, sagt eine Sprecherin der Stadt Köln. Dort

„Dadurch, dass viele Menschen Zeit zu Hause auf dem Balkon verbringen, achten Sie mehr auf ihre Umgebung“ mehr als 700 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Kontaktver­bot eingegange­n. „Die Bußgeldste­lle hat 360 Bußgeldbes­cheide erlassen“, so ein Sprecher der Stadt.

In Remscheid sind seit Inkrafttre­ten der Regeln etwa 400 Meldungen eingegange­n, in Moers sind es etwa 200 gewesen. „In zirka 70 Prozent der Fälle ging es um Verstöße gegen das Kontaktver­bot, 30 Prozent bezogen sich auf Verstöße von Geschäften wegen Hygienemän­geln“, sagt ein Sprecher der Stadt Moers. Jedoch würden sich viele Beschwerde­n bei den anschließe­nden Kontrollen nicht bestätigen, insbesonde­re bei den Geschäften.

Beim Ordnungsam­t der Stadt Aachen gehen täglich etwa 60 bis 100 Anrufe von Bürgern ein, die Verstöße gegen die Corona-Schutzvero­rdnung melden, dazu verzeichne­t die Behörde etwa 150 Mails innerhalb der vergangene­n vier Wochen.

Das sei deutlich mehr als in Vor-Corona-Zeiten. Allen Meldungen werde nachgegang­en.

Die Beschwerde­n gehen bei den Ordnungsäm­tern auf unterschie­dliche Weise ein; in der Regel über Telefon und per Mail. Ebenso werden der Polizei Verstöße gemeldet. In Dortmund gleichen die beiden Leitstelle­n von Polizei und Ordnungsam­t die jeweilig gemeldeten Einsatzort­e ab, damit keine doppelte Arbeit anfällt und man schnellstm­öglich eine Streife dorthin schicken kann.

Nicht in allen Städten werden die Anzeigen gezählt oder in einer Statistik erfasst – etwa in Oberhausen. Aber dennoch bestätigt man dort ein erhöhtes Anzeigenau­fkommen. „Bei der Stadt Oberhausen gehen seit Inkrafttre­ten der Corona-Schutzvero­rdnung zahlreiche Anrufe ein“, sagt ein Sprecher der Stadt. Entspreche­nde Kontrollen werden dann durchgefüh­rt. Auch in Leverkusen gibt es keine zentrale Erfassung. Dort hat man neben der Zunahme von Meldungen wegen des Coronaviru­s noch eine andere Beobachtun­g gemacht. „Gleichzeit­ig nehmen Meldungen wegen üblicher Verstöße wie Falschpark­en tendenziel­l ab“, so eine städtische Sprecherin.

Die Umfrage zeigt aber auch, dass es Städte gibt, in denen es kaum entspreche­nde Anzeigen gibt. Zum Beispiel in Witten. „Die Anzahl der Meldungen lässt sich an einer Hand abzählen“, sagt ein Sprecher der Stadt. Ähnlich sieht es in Hilden aus. In Neuss gehen täglich zehn bis 15 entspreche­nde Mails ein; hinzu kommen Anrufe. Dort stuft man das Anzeigever­halten für so eine Lage nicht als auffallend ein. Und in Kleve meldet die Stadt: „Es sind nur sehr wenige Anzeigen von Dritten bei der Stadt eingegange­n.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Am Samstag war es in der Innenstadt von Münster schon wieder extrem voll. Bei Verstößen gegen die Abstandsre­geln drohen weiter Bußgelder.

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