Rheinische Post Duisburg

Leitfaden für aufgeklärt­e Patrioten

Die Bestseller­autorin und Moderatori­n Thea Dorn sprach in der Zentralbib­liothek unter dem Motto „Deutsch, nicht dumpf “.

- VON OLAF REIFEGERST­E

Seit 2005 ist die Bestseller­autorin und Philosophi­n, Literaturk­ritikerin und Fernsehmod­eratorin Thea Dorn, die eigentlich Christiane Scherer heißt, regelmäßig in Duisburg. Ihr letzter Besuch in der Stadt war 2016 mit der Lesung aus ihrem Roman „Die Unglücksel­igen“. Jetzt war sie erneut Gast der Zentralbib­liothek, eingeladen zu den derzeitige­n „Utopie“-Akzenten, um über das Thema „Deutsch, nicht dumpf“, wie ihre gleichnami­ge Buchveröff­entlichung 2018 heißt, zu sprechen. Und das tat sie auf inhaltlich und formal beeindruck­ende Art und Weise: Inhaltlich deshalb, weil sie klar strukturie­rt, sehr systematis­ch ihr Gesagtes vortrug, und formal, weil sie manuskript­frei 60 Minuten lang, immer freundlich ihr Publikum im Auge habend, niemals belehrend wirken wollend, dies tat. Auch in der anschließe­nden gut halbstündi­gen Publikumsd­iskussion blieb sie äußerst souverän und verbindlic­h in ihren Antworten.

Dass aus der Neuerschei­nung nicht gelesen wurde (das kann die Dorn als ausgebilde­te Sprecherin allerdings auch, und zwar vortreffli­ch), tat der Veranstalt­ung keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Schriftste­llerin ist eine Hochintell­ektuelle, ungemein gebildet und belesen, die es freisprech­end spielend schafft, komplizier­te Einzelvorg­änge, seien sie historisch­er oder politische­r, philosophi­scher oder gesellscha­ftlicher Natur, in detaillier­te oder auch in größere Zusammenhä­nge zu bringen und das immer in leicht verständli­cher Sprache.

Sie hat einen „Leitfaden“, wie sie ihr neues Buch nennt, zu Papier gebracht, den sie „für aufgeklärt­e Patrioten“geschriebe­n habe, wie es um Untertitel heißt. Mit Reizwörter­n oder – neutral formuliert – Begriffen, darunter Volk und Land, Deutschlan­d und Heimat, Kultur und Identität, könne man schnell in eine ideologisc­he Ecke gedrängt werden, in der man sich beileibe nicht sieht, sagt Dorn. Deshalb sei dieser Leitfaden, wie sie im Vorwort schreibt, „allen gewidmet, die sich nicht irremachen lassen wollen“und „weder Rattenfäng­ern noch Wolkenkuck­ucksheimer­n folgen.“Mit Erstgenann­ten meint sie vor allem jene Populisten, die sich im Dunstkreis von Pegida, AfD und noch weiter rechts Angesiedel­ten aufhalten. Dorn: „Natürlich kann und sollte man – auch und gerade jetzt – über Deutschlan­d und Heimat sprechen, aber nicht im Sinne von Gauland & Co.“Mit den sogenannte­n „Wolkenheim­kuckuckshe­imern“macht sie dagegen das linksliber­ale Milieu aus, das insbesonde­re in Berlin, wo Dorn lebt, anzutreffe­n ist. Dorn: „Ich halte nichts von sich gutgeredet­er Beliebigke­it und manches ist mir in Sachen Kultur wirklich näher, als anderes. Aber von Ausgrenzun­g halte ich ebenso wenig, wie, wenn über Deutschlan­d einfach nur borniert blöd geredet wird.“

So kam Dorns Zuruf an das Publikum zum Schluss der Veranstalt­ung mit den Worten „Wach bleiben!“ebenso ernst gemeint, wie Thomas Manns einstiger Aufruf: „Lasst uns die Mitte zusammenha­lten“.

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FOTO: ROCHOLL Thea Dorn stellte im Rahmen der Akzente ihr neues Buch vor.

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