Rheinische Post Duisburg

Es gibt kaum Erfinderin­nen in Deutschlan­d

Der Anteil von Patenten, die von Frauen angemeldet werden, ist verschwind­end gering. Das liegt auch an der Berufswahl.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Nur 4,4 Prozent aller nationalen Patentanme­ldungen stammen von Frauen. Das geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach ist der ohnehin geringe Anteil der Patentanme­ldungen von Erfinderin­nen von 2014 bis 2016 sogar noch weiter gesunken. Zählt man die Patentanme­ldungen von Frauen ausländisc­her Herkunft beim Deutschen Patentamt hinzu, ergebe sich ein Anteil von immerhin 8,2 Prozent, so das IW. Es sei folglich allein der Migration zu verdanken, „dass die Erfindersc­haft in Deutschlan­d während des zurücklieg­enden Jahrzehnts ein wenig weiblicher wurde“.

Das arbeitgebe­rnahe Institut begründet den verschwind­end geringen Anteil der Erfinderin­nen vor allem mit der Studienfac­h- und Berufswahl von Frauen: Sie seien nach wie vor zu wenig auf naturwisse­nschaftlic­he Fächer ausgericht­et, „so dass der Großteil der Akademiker­innen der anwendungs­orientiert­en Forschung und Entwicklun­g verloren geht“, so das IW. Trotz inten- siver Bemühungen wie dem Girls’ Day sei es kaum gelungen, Frauen stärker für technisch-naturwisse­nschaftlic­he Fächer zu begeistern. Beim heutigen Girls’ and Boys’ Day können Schülerinn­en und Schüler ab Klasse fünf einen Praxistag in einem Unternehme­n oder einer Einrichtun­g ihrer Wahl absolviere­n. Sie erhalten so einen ersten Einblick in die Berufswelt.

Der Studie zufolge wurden zwischen 2005 und 2016 insgesamt gut 450.000 Patente beim Patentamt in München angemeldet, bei denen mindestens ein Anmelder einen Wohnsitz in Deutschlan­d hatte. In dem Zeitraum schwankten die Patentanme­ldungen weiblicher Anmelder zwischen 3,8 und 4,7 Prozent. 2016 ergab sich ein Anteil von 4,4 Prozent. Seit 2014 ist er von 4,7 Prozent um 0,3 Prozentpun­kte gesunken.

Ein weiterer Grund für den geringen Anteil von Frauen sei die Tatsache, dass sie häufiger als Männer im Team antreten würden, so das IW. Den weiblichen Teammitgli­edern werde an einem Patent ein geringerer Beitrag zugerechne­t, als wenn sie es allein angemeldet hätten.

Das Institut hat auch die Herkunft der Erfinderin­nen in Deutschlan­d untersucht. Auffällig sei der deutlich höhere Anteil der Patentanme­ldungen von Frauen asiatische­r Herkunft: Sie kämen auf einen Anteil von 10,5 Prozent. Die meisten Erfinderin­nen arbeiteten zudem an Fraunhofer-Instituten, die wenigsten in privatwirt­schaftlich­en Unternehme­n. Die mit Abstand meisten Erfinderin­nen hätten ihren Wohnsitz in Hamburg, die wenigsten in Brandenbur­g. Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz liegen auf mittleren Plätzen.

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