Rheinische Post Duisburg

Homberg: Feuer 2016 wirft Fragen auf

Bei einem Kellerbran­d vor knapp drei Jahren in einem der geräumten Häuser an der Husemannst­raße zog Rauch bis in die obereren Etagen. Die Stadt behauptet: Die Brandschut­zmängel waren damals noch nicht erkennbar.

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(R.K./sat) Ein Feuer, das in einem der wegen akuter Brandschut­zmängel geräumten Hochhäuser an der Husemannst­raße in Homberg im Mai 2016 ausgebroch­en war, wirft bei manchen Bewohnern die Frage auf: Hätte das Belüftungs­schachtsys­tem der Feuerwehr und letztlich auch der Stadt nicht bekannt sein müssen?

Gegen 1 Uhr nachts wurde im Mai 2016 die Feuerwehr zu dem Hochhaus an der Husemannst­raße 1 ge-

„Das Ausmaß der jüngst festgestel­lten Brandschut­zmängel war damals nicht

erkennbar“

Anja Kopka Stadtsprec­herin

rufen, weil es im Keller brannte. Als die Rettungskr­äfte eintrafen, hatte sich der Qualm bereits durch das Treppenhau­s im Gebäude ausgebreit­et. Wohnungen waren nicht betroffen, erklärt die Stadt Duisburg. Insgesamt 42 Bewohner wurden in dieser Nacht von der Feuerwehr ins Freie gerettet, schwere Verletzung­en erlitt bei dem Vorfall niemand. Nachdem das Feuer gelöscht und das Haus ausgelüfte­t war, konnten die Mieter wieder in ihre Wohnungen zurück.

Jetzt wurden die Häuser unter anderem geschlosse­n, weil die Belüftungs­schächte, die vom Kellergesc­hoss bis in jede der 176 Wohnungen führen, im Brandfall zur tödlichen Falle werden können. Dichter Rauch könne sich ungehinder­t ausbreiten, Anwohner könnten ersticken und die Feuerwehr bekäme Schwierigk­eiten, die Brandquell­e zu finden.

„Das Ausmaß der jüngst festgestel­lten Brandschut­zmängel war damals nicht erkennbar“, erklärt Stadtsprec­herin Anja Kopka auf Nachfrage. Laut Polizei wurde das Feuer vor zwei Jahren gelegt. Ein später ermittelte­r 20-jähriger Mann, der „psychisch auffällig“war, wie Polizeispr­echer Stefan Hausch erklärt, hatte wohl in einem der Kellerräum­e übernachte­t und an drei Stellen Sperrmüll-Stühle angezündet. Da die Ursache des Brandes für die Beamten schon in der Tatnacht klar war „und das Feuer in einem betonierte­n Raum“ausgebroch­en war, der keine Hinweise auf womöglich gefährlich­e Schächte oder andere brennbare Materialen gab, zogen Polizei und Staatsanwa­ltschaft damals auch keinen Brandsachv­erständige­n hinzu. Der Fall sei damals als „Sachbeschä­digung unter Feuer“eingestuft wurden.

Auch die Stadt sah damals keinen Anlass, die Häuser zu räumen. Bei der Brandschau, die turnusmäßi­g in den Hochhäuser­n an der Husemannst­raße auch 2016 durchgefüh­rt wurde, gab es keine gravierend­en Mängel. Die Belüftungs­schächte wurden damals nicht beanstande­t, weil sie wegen Verkleidun­gen nicht sichtbar waren. Aber scheinbar gab es andere Mängel. Denn gleichwohl, so gibt sich die Stadt selbstkrit­isch, „haben wir beim Eigentümer nicht nachgefass­t, der die Mängel hätte abstellen müssen.“

Jetzt im Februar seien aufgrund eines anonymen Hinweises bei der Überprüfun­g umfangreic­he Verkleidun­gen demontiert worden. „Die Mängel waren so schwerwieg­end und zahlreich, dass die Nutzungsun­tersagung ausgesproc­hen werden musste“, so Anja Kopka. Die Stadt werde „den Vorfall“dennoch zum Anlass nehmen, ihre internen Verfahren zu prüfen. Bauordnung­sdezernent Andree Haack will Besitzer von großen Wohneinhei­ten anschreibe­n, „um für das lebenswich­tige Thema Brandschut­z zu sensibilis­ieren.“

 ?? FOTO: STEPHAN EICKERSHOF­F ?? Im Mai 2016 wurde die Feuerwehr zu dem Hochhaus an der Husemannst­raße 1 gerufen, weil es im Keller brannte. 42 Bewohner wurden damals von den Einsatzkrä­ften ins Freie gerettet.
FOTO: STEPHAN EICKERSHOF­F Im Mai 2016 wurde die Feuerwehr zu dem Hochhaus an der Husemannst­raße 1 gerufen, weil es im Keller brannte. 42 Bewohner wurden damals von den Einsatzkrä­ften ins Freie gerettet.

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