KFC fehlt es an Mentalität und Teamgeist
Der KFC Uerdingen hat in den zurückliegenden Monaten einen großen Umbruch vorgenommen, der nicht ohne Folgen blieb. Der Drittligist, noch einige Wochen Gast in der Duisburger Arena, ist nun seit sieben Spielen sieglos. Die Gründe sind vielschichtig.
Der KFC Uerdingen, noch einige Wochen Gast in der Duisburger Arena, ist seit seit sieben Spielen ohne Sieg. Den letzten Dreier gab es am 17. Dezember 2018 beim 2:0 beim SV Wehen Wiesbaden. Nach dem 0:3 gegen Würzburg wurde der Trainer gewechselt: Stefan Krämer musste gehen, Norbert Meier kam. Doch aus den vier Begegnungen unter seiner Führung holte die Mannschaft nur zwei Punkte. Der erhoffte Effekt des Trainerwechsels ist somit verpufft. Die Gründe.
Das Argument der Fehlplanung trifft nicht. Nach der schlimmen Negativserie haben die Kritiker Oberwasser. Sie werfen der KFC-Führung Konzeptionslosigkeit und Fehlpanung vor. Gute Schlagworte, doch auch etwas einfach. Als der Aufsteiger nach der Hinrunde mit nur einem Punkt Rückstand hinter dem Spitzenreiter stand, sprach davon niemand. Sieben Begegnungen später soll nun alles falsch sein? Dem ist nicht so, aber Gründe für den Abschwung gibt es natürlich.
Der KFC hat keine gewachsene Mannschaft. Zur Stammformation gehören gegenüber der vergangenen Saison nur noch drei Spieler: Torhüter René Vollath, Verteidiger Christan Dorda und Torjäger Maximilian Beister. Vor der Winterpause gehörten noch Oguzhan Kefkir, Tanju Öztürk, Christopher Schorch und Mario Erb dazu. Im Winter wurde der Kader nochmals verstärkt: In Osayamen Osawe, Assani Lukimya, Roberto Rodriguez und Andriano Grimaldi wurde ein Quartett geholt, das aber nicht einmal die Vorbereitung mitmachte. Auch Meier kam erst nach der Vorbereitung.
Es gibt keine Hierarchie. Eine solche aber ist für eine funktionie- rende Mannschaft unverzichtbar. In Uerdingen wurde sie ausgehebelt. Kapitän Mario Erb sitzt nach seiner Verletzung und den neu geholten Dominic Maroh und Lukimya auf der Bank, seine Stellvertreter Schorch und Öztürk mussten nach einer Verfehlung im Trainingslager gehen. Es fehlt ein Mannschaftsrat, der innerhalb der Kabine alles regelt. Eine Hierarchie kann aber nicht bestimmt werden, sondern sie ergibt sich aus den Leistungen und dem Mannschaftsleben in der Kabine.
Es gibt nur Häuptlinge, keine Indianer. Die Mannschaft verfügt über viele Spieler mit großer Bundesliga und sogar internationaler Erfahrung. Ihr Leistungszenit liegt in der Vergangenheit, doch was noch schlimmer ist: Es mangelt ihnen derzeit an Selbstvertrauen und Spielpraxis. Dass sie kicken können, haben sie alle längst bewiesen. Die Frage ist, ob sie bereit sind, alles dafür zu tun, um sich noch einmal ihrem Leistungsoptimum zu nähern? Ob sie auch in fortgeschrittenem Alter noch bereit sind, dazu zu lernen? Vor allem aber gelingt es ihnen im Moment nicht, sich auf die Spielweise der Dritten Liga einzustellen: mit breiter Brust, körperlich robust, als Team.
Mikhail Ponomarev hat das Projekt im Blick. Dem KFC-Präsidenten wird gerne nachgesagt, er sei sprunghaft und reagiere emotional. Er habe durch die Neuverpflichtungen den Aufstieg in die zweite Liga erzwingen wollen. Das ist falsch. Richtig ist, dass er den Verein in die Zweite Liga führen will. Aber nicht mit Gewalt und nicht kurzfristig. Vier Jahre hat er sich und dem Klub Zeit gegeben, um in die Zweite Liga aufzusteigen – davon ist erst eins vorbei. Die Spieler hingegen wollen so schnell wie möglich aufsteigen – um besser zu verdienen, ins Rampenlicht zurückzukehren und wieder mehr ihre spielerischen Qualitäten zur Geltung bringen zu können.
Der Effekt des Trainerwechsels ist verpufft. Als Ponomarev vor einem Jahr Trainer Stefan Krämer für Michael Wiesinger installierte, lag er damit goldrichtig. Die Mannschaft wirkte wie befreit und feierte nach einem wahren Husarenritt den Aufstieg. Die Geschichte hat sich allerdings nicht wiederholt. Anders als Krämer, der eine intakte Mannschaft übernahm, sie jedoch entfesseln musste, hat Meier kein Team vorgefunden und aus vier Spielen nur zwei Punkte geholt. Trainer und Mannschaft müssen zueinander finden, sich zusammenraufen und einander aus dem Sumpf ziehen.
Die kommenden Wochen sind für den KFC extrem wichtig. Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt – mal gereizt, mal niedergeschlagen. Allerdings sollte der Klub die Saison nicht abschenken, sondern seine komfortablen Situation nutzen: zur frühzeitigen Vorbereitung auf die kommende Spielzeit und im günstigsten Fall noch zum Sturm auf Platz drei. Davon will Meier verständlicherweise in diesen Tagen nichts wissen. Doch sechs Punkte Rückstand bei noch 36 zu vergebenden Punkten erscheinen durchaus noch wett zu machen.