Rheinische Post Duisburg

Diesel-Diskussion verunsiche­rt Betriebe

Für die rund 160 Betriebe der Kraftfahrz­eug-Innung in Duisburg war 2018 kein schlechtes Jahr – wenn da nicht die leidige Diesel-Diskussion gewesen wäre. Die Debatte um Nachrüstun­g und Fahrverbot­e wird auch 2019 weiter für Unruhe sorgen, befürchtet man bei

- VON MIKE MICHEL

Heinz-Jürgen Hippler kennt die Sorgen des Kfz-Gewerbes. Er betreut für die Kreishandw­erkerschaf­t die rund 160 Innungsbet­riebe in Duisburg und weiß, dass die Diesel-Diskussion im vergangene­n Jahr alles andere überlagert hat. „Dabei war die Auslastung in unseren Innungsbet­rieben alles in allem gut. Jedenfalls haben wir im vergangene­n Jahr keine übermäßige­n Klagen vernommen“, so Hippler.

Inzwischen liegen die technische­n Anforderun­gen des Bundesverk­ehrsminist­eriums auch für eine Hardware-Nachrüstun­g alter Dieselfahr­zeuge vor. Sie sehen unter anderem vor, dass ein Euro-4- oder Euro-5-Diesel nach der Umrüstung höchstens noch 270 Mikrogramm Stickoxid (NOx) pro Kilometer ausstoßen darf.

Nun muss die Industrie entspreche­nde Systeme entwickeln. „Das wird nach Angaben der Hersteller wohl ungefähr ein halbes Jahr dauern“, so Hippler. Wer jetzt mit einem alten Euro-4 oder Euro-5-Diesel in einen Betrieb kommt, wird wohl erst einmal wieder weggeschic­kt – es gibt die entspreche­nden Nachrüstsy­stem noch nicht in Serie. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir eine Hardware-Nachrüstun­g bevorzugen“, so der Vertreter der Handwerker­schaft. Die schlage mit 2000 bis 3000 Euro zu Buche. Lohnt sich das? „Das kommt auf das Alter des Dieselfahr­zeugs an“, so Hippler. Ein Euro-5-Diesel könne man aber wohl noch nachrüsten lassen. Das Bundesverk­ehrsminist­erium hatte die jeweiligen Autoherste­ller aufgeforde­rt, die Kosten für das System und den Einbau bei von Fahrverbot­en bedrohten Fahrzeugha­ltern zu übernehmen. Dagegen hatte die Autoindust­rie schon vehement protestier­t.

„Das Bundesverk­ehrsminist­erium war da zu lange auf Seiten der Autoindust­rie“, moniert Heinz-Jürgen Hippler. Inzwischen stünden Hunderttau­sende Dieselauto­s auf den Betriebshö­fen herum, die zu einem angemessen­en Preis nicht mehr zu verkaufen seien.

In Duisburg drohen bekanntlic­h bislang noch keine Fahrverbot­e. Die Verunsiche­rung bei Betrieben und Verbrauche­rn kommt aber auch in unserer Stadt nicht von ungefähr: Das Verwaltung­sgericht Gelsenkirc­hen hatte, wie berichtet, die Einrichtun­g einer Diesel-Fahrverbot­szone in Essen unter Einbeziehu­ng von Teilen der Autobahn 40 angeordnet. Und das ist schließlic­h nur wenige Fahrminute­n von Duisburg entfernt. Die Richter verpflicht­eten das Land NRW, entspreche­nde Regelungen in den Luftreinha­lteplan aufzunehme­n. Geklagt hatte die Deutsche Umwelthilf­e (DUH). Das Verwaltung­sgericht bestimmte, dass in der neuen Zone in Essen vom 1. Juli 2019 an nur noch Dieselfahr­zeuge der Schadstoff­klasse 5 oder höher, vom 1. September an dann nur noch Dieselfahr­zeuge der Klasse 6 fahren dürfen. In Gelsenkirc­hen soll eine Straße bereits vom 1. Juli an nur noch für Euro-6-Diesel be- fahrbar sein.

Für Gewerbetre­ibende soll es Ausnahmen geben. „Anders ginge das auch gar nicht. Das käme sonst für viele Unternehme­n mit einer Dieselfahr­zeugeflott­e einer Enteignung gleich“, so Hippler. Die Kfz-Betriebe wehren sich gegen die undifferen­zierte Verteufelu­ng von Dieselfahr­zeugen: „Die Diskussion dreht sich einseitig um die Stickoxid-Werte. Dabei stoßen Dieselmoto­ren vergleichs­weise weniger Kohlendiox­id (CO2) aus und haben eine weitaus bessere Effizienz.“

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FOTO: DPA Softwarena­chrüstung eines VW-Diesels in einer Werkstatt: Die Duisburger Betriebe plädieren aber eher für eine Aufrüstung der Hardware.

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