Rheinische Post Duisburg

Hoch hinaus an der neuen Kletterwan­d

Im Industrieg­ebiet in Wanheim-Angerhause­n hat die erste BoulderHal­le in Duisburg eröffnet. Die Sportart ist bald olympisch.

- VON JAN LUHRENBERG

DUISBURG SÜD An der Neuenhofst­raße in Wanheim-Angerhause­n geht es nun hoch hinaus. In einer alten Produktion­shalle im Industrieg­ebiet, in der zuvor Metalle veredelt worden sind, hat Bastian Ohligs mit seiner Firma Monkeyspot an der ersten Boulder-Halle in Duisburg gebaut. Für den studierten Elektrotec­hniker und jetzigen Geschäftsf­ührer der Firma Monkeyspot, die bereits eine Kletterhal­le in Düsseldorf betreibt, war der Schritt nach Duisburg eine sinnvolle Entscheidu­ng.

In Duisburg gebe es knapp 7000 Mitglieder im Deutschen Alpenverei­n, der sich auch dem Thema Klettern verschrieb­en hat, sagt der 30-Jährige. „Doch wir haben festgestel­lt, dass es in der Stadt kaum Angebote zum Klettern gibt“, berichtet Ohligs und verweist auf den Landschaft­spark Nord als einen der wenigen Orte, an denen Kletterfan­s auf ihre Kosten kommen. „Viele Leute fahren in die umliegende­n Städte, um ihrem Hobby nachzugehe­n.“Mit der neuen Halle will der Geschäftsf­ührer auch einem Trend nachkommen. Bouldern sei zu einem Trendsport geworden. Überall in Deutschlan­d und in NRW würden neue Hallen gebaut. Die Weltmeiste­rschaft sei zuletzt im Sommer sogar zum ersten Mal im Fernsehen gezeigt worden. Im Jahr 2020 werde Bouldern zudem olympisch.

Bouldern ist eine besondere Form des Kletterns, die im Vergleich zu anderen Diszipline­n ohne Seil, Gurte und einen Helfer auskommt, der den Kletterer sichert. Beim Bouldern ist der Sportler lediglich durch Bodenmatte­n gesichert, klettert allerdings auch nicht so hoch. In der Halle in Duisburg geht es zum Beispiel knapp viereinhal­b Meter nach oben. „Das Ziel beim Bouldern ist simpel, man will eine Wand hoch klettern“, erklärt Jeanne Gräber, die in der Halle in Duisburg arbeitet. Dabei hät- te jeder Kletterer verschiede­ne Routen, um die Wand zu erklimmen. Die Routen sind mit Kunststoff­griffen in mehreren Farben und Formen gekennzeic­hnet und zeigen so auch den Schwierigk­eitsgrad einer Route an.

In der Boulder-Halle in Wanheim-Angerhause­n gibt es insgesamt 200 solcher Routen. Dafür wurden über 2000 Griffe an die Kletterwän­de geschraubt. Die Wand selbst ist von einem speziellen sogenannte­n Wandbauer aus Holz angefertig­t worden. Besonderen Halt bietet eine stabile Unterkonst­ruk-

„Mir wurden schon einige Löcher in den Bauch gefragt. Die Leute woll

ten wissen, wann die Halle endlich fertig ist.“ tion. Die Routen bleiben nicht für alle Zeiten fest installier­t, sondern werden circa alle drei Monate abgeändert – auch weil die Griffe dann gesäubert werden müssen. „Wir denken uns pausenlos neue Wege aus, um die Wand zu erklimmen“, sagt Gräber.

Durch die neuen Wege werde es niemals langweilig und es gebe stets neue Herausford­erungen, ergänzt Ohligs. Da die Wege zur Spitze der Kletterwan­d unterschie­dlich schwer seien, sei Bouldern ein Sport für jedermann, der nicht anspruchsv­oll sei. Auch Anfänger könnten schnell erfolge feiern. „In der leichteste­n Schwierigk­eitsstufe ist es so, als würde man eine Leiter hoch laufen“, sagt Ohligs. Anfänger müssten sich auch keine Sorgen um die richtige Ausrüstung machen. In der Boulder-Halle können unter anderem Klettersch­uhe ausgeliehe­n werden, mit denen man präziser den Fuß aufsetzen kann und nicht von den kleinen Griffen abrutscht.

Die Umsetzung des Projekts in Duisburg erwies sich dabei schwierige­r und aufwendige­r als zunächst angenommen. Wie Ohligs berichtet, sei es im Umgang mit den zuständige­n Ämtern schwierig gewesen, „weil es noch keine vergleichb­are Halle in Duisburg gibt und sich auch die Ämter erst einmal lange mit der Idee auseinande­rsetzen mussten.“Auch die Suche nach der passenden Immobilie habe viel Zeit in Anspruch genommen. „Wir haben ganze sechs Monate gesucht“, erinnert sich der 30-Jährige. Grund dafür seien die besonderen Anforderun­gen, die die Immobilie erfüllen muss. „Es braucht alleine schon eine gewisse Größe und Höhe“, so der Geschäftsf­ührer von Monkeyspot.

Mit der ehemaligen Metallvera­rbeitung in Wanheim-Angerhause­n ist aber die perfekte Immobilie gefunden. Auf 2000 Quadratmet­er gibt es nicht nur viel Raum zum Klettern, sondern auch Umkleiden und Duschen. Zudem gibt es hinter der eigentlich­en Halle noch zwei kleinere Räume, die in ein „Kinderland“und einen Trainingsb­ereich umgebaut werden sollen. Den Umbau der Industrief­läche in eine moderne Boulder-Halle haben Ohligs und sein Team größtentei­ls in Eigenregie umgesetzt. Bis zu 15 Helfer waren dafür Tag für Tag zwölf Stunden in der Immobilie um zu renovieren.

Ohligs baut die Boulder-Halle unter anderem für eine feste Kletter-Community, die bislang im Umfeld nach Alternativ­en suchen musste. Doch der Geschäftsf­ührer erwartet auch viele Neukunden, die sich für den Sport interessie­ren. „Mir wurden schon einige Löcher in den Bauch gefragt, wann die Halle endlich fertig ist“, berichtet der 30-Jährige.

Am 22. Dezember war es dann soweit: Die erste Boulder-Halle in Duisburg öffnete ihre Tore. Von zehn bis 23 Uhr gab es dann freien Eintritt und bei Bedarf eine ausführlic­he Einführung in die Sportart Bouldern.

Bastian Ohligs Besitzer der Kletterhal­le

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FOTO: LUHRENBERG Mit vollem Einsatz an der Kletterwan­d: Bastian Ohligs.

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