WM ohne Mimi
2007er-Weltmeister Johannes Bitter steht im vorläufigen Kader für die Handball-WM. Michael Kraus hoffte umsonst.
ROSTOCK (sid) Kein Comeback für Michael „Mimi“Kraus, dafür Johannes Bitter als WM-Joker: Ein verschmitztes Lächeln huschte über das Gesicht von Christian Prokop, als er seine Karten offenlegte. Mit der Berufung des Weltmeister-Torhüters Bitter, Garant des Wintermärchens von 2007, in seinen vorläufigen Kader für die Heim-WM ist dem Bundestrainer ein Coup gelungen.
„Jogi ist ein Spieler, der über ganz starke Akzeptanz und Erfahrung verfügt“, begründete Prokop die überraschende Nominierung Bitters. Der 36 Jahre alte Keeper, der sein 144. und bis dato letztes Länderspiel im Sommer 2014 absolvierte, könne im Falle einer Verletzung seines Stamm-Duos Andreas Wolff/ Silvio Heinevetter „absichern“und der Mannschaft „den Rücken stärken. Er ist zu 100 Prozent motiviert.“
Der zuletzt formstarke, momentan aber verletzte Rückraumspieler Kraus (Mittelhandbruch) bekam bei Prokops „Telefon-Marathon“am Adventssonntag hingegen eine Absage. „Es waren nicht nur freudige Nachrichten. Es gab einige Spieler, die sich berechtigte Hoffnungen machen durften“, verriet Prokop, berichtete aber von „guten verständnisvollen Telefonaten“.
Vor allem Torjäger Kraus habe dem Coach die Auswahl durch seine zuletzt starken Auftritte „schwer gemacht“, sagte Prokop. Die Verletzung sei ein „Mitgrund. Sie birgt ein Risiko.“Vielmehr sei es aber eine Entscheidung für den auch in der Abwehr starken 20-jährigen Göppinger Grünschnabel Sebastian Heymann gewesen.
Ansonsten verzichtete Prokop auf große Überraschungen. Die lange verletzten Berliner Paul Drux, der am Montag entgegen der ursprünglichen Planung auch zum Lehrgang nach Rostock anreiste, und Fabian Wiede wurden ebenso nominiert wie der für Rostock nicht berücksichtigte Europameister Kai Häf- TOR Andreas Wolff, Silvio Heinevetter, Dario Quenstedt, Johannes Bitter
KREIS Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler, Jannik Kohlbacher, Erik Schmidt, Johannes Golla
RÜCKRAUM RECHTS Steffen Weinhold, Franz Semper, Kai Häfner, Christoph Steinert
RÜCKRAUM MITTE Martin Strobel, Fabian Wiede, Paul Drux, Tim Suton, Niclas Pieczkowski
RÜCKRAUM LINKS Steffen Fäth, Finn Lemke, Fabian Böhm, Philipp Weber, Sebastian Heymann
RECHTSAUSSEN Tobias Reichmann, Patrick Groetzki
LINKSAUSSEN Uwe Gensheimer, Matthias Musche, Marcel Schiller
ner (TSV Hannover-Burgdorf ). Insgesamt gehören zwölf Spieler zum Aufgebot, die 2016 sensationell den EM-Titel geholt hatten. Dagegen sind neben Heymann sechs weitere Akteure dabei, die noch kein großes Turnier mit der deutschen A-Nationalmannschaft absolviert haben.
Deren Chancen, im Januar tatsächlich im finalen 16er-Kader zu stehen, sind allerdings gering. Prokop betonte, dass seine Planungen hinsichtlich des Aufgebots, das bis zum WM-Eröffnungsspiel am 10. Januar in Berlin benannt werden muss, schon weit fortgeschritten sind. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass alle die gleichen Chancen haben“, sagte der 39-Jährige: „Die WM-Mannschaft nimmt klare Züge und Konturen an.“Für die 17 Spieler, die am Montag zum Lehrgang in Rostock eintrafen, gebe es „viel Sicherheit. Sie haben einen kleinen Vorsprung.“
Und so dürften die verbleibenden Testspiele wie das am Mittwoch gegen Polen vielmehr dazu dienen, weitere Automatismen zu entwickeln, als ein Kader-Casting zu veranstalten. Seinen endgültigen WM-Kader wird Prokop nach den letzten Testspielen gegen Tschechien (4. Januar in Hannover) und Argentinien (6. Januar in Kiel) benennen. Während des Turniers sind dann nur noch maximal drei Wechsel mit Spielern aus dem erweiterten Kader möglich.