Musikalisch-literarische Nachtwanderung
Mal lustvoll, mal anrührend oder auch urkomisch war der Abend im Stadttheater.
(hod) Die Nacht kann Segen und Schrecken sein. Sie kann Freude, Leid, Ängste, Sehnsüchte und Hoffnungen wecken. Jetzt brachte der Regisseur Jörg Maria Welke „Farben einer Nacht“ins Duisburger Theater, eine „musikalisch-literarische Nachtwanderung“. Dazu wurden Interviews mit Menschen zwischen sieben und 83 Jahren geführt und ihre Erfahrungsberichte mit passender Vokalmusik aus neun Jahrhunderten verwoben. Das Publikum saß dabei mit auf der Bühne.
Das Ergebnis war tatsächlich mal nachdenklich, mal lustvoll, zuweilen urkomisch, oft anrührend intim, immer aber authentisch oder unverstellt frech. Die zweimal acht Lieder boten eine frische Abwechslung, von „Nightporter“der britischen Band Japan beziehungsweise dem altenglischen „Miri it is“aus dem 13. Jahrhundert bis zu dem schillernden Finale „Madame de la luna“von dem 1957 geborenen Marc Almond.
Während die Songs hier recht klassisch wirkten, wurde „Im Abendrot“aus „Vier letzte Lieder“von Ri- chard Strauss zu einer Jazz-Nummer. Die Ausführenden widmeten sich dem reizvollen Programm außergewöhnlich einfühlsam und klangschön. Es waren Boshana Milkov (Alt), Veronika Maruhn und Jörg Maria Welke (Rezitation), Dirk Wedmann (Klavier und Arrangements sowie teilweise Leitung), Kirsten Kadereit-Weschta (Oboe und Englischhorn), Zoë Knoop (Harfe) und Ruthilde Holzenkamp (Akkordeon) sowie ein Streichquintett der Duisburger Philharmoniker aus Jasmin Badalian und Johanna Klose (Vio- line), Mathias Feger (Viola), Anja Schröder (Violoncello) und Christof Weinig (Kontrabass).
Vor allem der schlichte Gesang ging unmittelbar zu Herzen. Übrigens wanderte die junge Sängerin für jedes Lied zu einem anderen Notenständer, zum Teil mit verschiedenen Sitzgelegenheiten bis hin zur Schaukel, das barocke „In dem Dunckeln ist gut munckeln“von Johann Philipp Krieger sang sie sogar hinter einem auf der Seite liegenden Notenständer, hingeräkelt auf ein Kissen.