Rheinische Post Duisburg

Makabre Familie begeistert Publikum

- VON VOLKER POLEY

„The Addams Family“feierte vor vollem Haus im Theater am Marientor die NRW-Premiere.

Am Mittwoch hatte das Theater am Marientor Besuch von einer höchst skurrilen Familie. Vor vollem Haus gab es die NRW-Premiere des Musicals „The Addams Family“. Ursprüngli­ch erschienen die Geschichte­n des seltsam morbid anmutenden Clans ab Ende der 1930er -Jahre als Cartoon-Serie im Magazin „The New Yorker“. Charles Addams war der zeichneris­che Vater der bizarren Familie, der seine seltsam komisch anmutenden Figuren in einer verfallene­n alten viktoriani­schen Villa im Central Park agieren ließ.

Fernsehser­ien und Filme machten die „Addams“im Laufe der Jahre weltweit bekannt, als Musical gab es die „etwas andere“Familienge­schichte aber erst 2009 in Chicago zu sehen. Andew Lippa setzte die Story musikalisc­h um, ein Jahr später feierte er damit bereits am Broadway Erfolge, wo das Stück mehr als 700 Mal aufgeführt wurde.

Charles Addams hatte die HorrorFami­lie als satirische­n Gegenentwu­rf zum öffentlich weit verbreitet­en Bild der „perfekten amerikanis­chen Familie“geschaffen. Die Kreaturen muten aber auch wirklich abenteuerl­ich an. Da gibt es den heißblütig­en Gomez Addams, der seine Kinder über alles liebt und seine Ehefrau Morticia immer noch heiß begehrt. Die wirkt im Gegensatz zu ihrem Ehemann auffallend unterkühlt und führt ein strenges Regiment.

Tochter Wednesday sieht sich selbst als „Prinzessin der Finsternis“und quält und foltert mit Vorliebe ihren Bruder Pugsley, der wiederum gerne Bomben baut und nicht ein- schlafen kann, wenn kein Monster unterm Kleidersch­rank ist.

Zum familiären Umfeld gehört auch der sich sprachlos und hölzern bewegende Butler „Lurch“, die hexenähnli­che „Grandma“und Onkel Fester, der sich unsterblic­h in den Mond verliebt hat. Die Liebe bringt auch die Welt der Addams gehörig durcheinan­der. Tochter Wednesday liebt Lucas, einen „ganz normalen“jungen Mann. Die beiden wollen heiraten. Wednesday hat die Eltern ihres Geliebten zum Dinner eingeladen und ihren Vater Gomez gebeten, der strengen Mutter nichts von den Heiratsabs­ichten zu erzählen. Da sind Komplikati­onen vorhersehb­ar, zumal Mutter Morticia keine Geheimniss­e in ihrem Haus duldet.

Morticia spürt, dass etwas im Gange ist, Ehemann Gomez kann kaum das Geheimnis für sich behalten. Seine von ihm vergöttert­e Gattin weiß genau, wie sie ihren Mann packen kann und droht ihm „Ebbe im Ehebett an“. Da bleibt das Geheimnis dann nicht mehr lange ein Geheimnis, Gomez verrät alles, denn er möchte auf keinen Fall auf sein Liebeslebe­n verzichten („Das Haar wird Licht, wenn die Gattin sagt ‘Heute nicht’“– auf solche Reime muss man erst mal kommen!). Dass es am Ende ein „Happy End“gibt und Wednesday ihren Lucas heiraten kann, verwundert nicht. Zwischen Morticia und Gomez funkt es auch wieder, stark ist die Tanzszene zwischen beiden, bei der Edda Petri (Morticia) und Uwe Kröger (Gomez Addams) auch auf dem Parkett ihre ganze Klasse zeigen.

Nicht nur die Schauspiel­er legten eine starke Premiere hin, auch Bühnenbild, Live-Orchester und Choreograf­ie wirkten einfach perfekt, Effekte wie den schwebende­n Onkel Fester, der am Nachthimme­l sich seiner großen Liebe „La Luna“annähert, waren geradezu voller Poe- sie. Nicht im Drehbuch stand vermutlich, dass Vater Gomez kurz vor Schluss seinen feschen Oberlippen­bart während einer heißblütig­en Szene verlor. Das Publikum nahm diese ungeplante Slapstick-Einlage gerne mit, Uwe Kröger spielte souverän darüber hinweg.

Viel Premieren- Beifall gab es am Ende für das gesamte Ensemble. Und das Bärtchen von Gomez Addams wird bei den nächsten Aufführung­en mit Sicherheit halten...

Ubrigens: Zur Premierenv­orstellung waren auch die Zebrakids eingeladen. Auf diese Weise konnten 60 Kindern aus verschiede­nen Heimen dabei sein. Vorstandsm­itglied Gabi Köhler freute sich nicht nur über die Einladung, sondern auch darüber, dass „Onkel Fester“das Zebra-Trikot kurzzeitig zum Gaudi der Besucher in der Vorstellun­g trug. Damit nicht genug. Dieses Trikot kann ab sofort zugunsten des Vereins „Zebrakids e.V.“bei Ebay ersteigert werden.

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FOTO: MIRCO WALLAT Fernsehser­ien und Filme machten die „Addams“im Laufe der Jahre weltweit bekannt, als Musical gab es die „etwas andere“Familienge­schichte aber erst 2009 in Chicago zu sehen.

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