Intimes Porträt einer Familie
Bei dem 2013 gedrehten Film „Land der Wunder“kommen Italienschwärmer auf ihre Kosten.
BERLIN (dpa) Maria Alexandra Lungu und Monica Bellucci – zwei Frauen in einem Film, die gegensätzlicher nicht sein können. Die eine ist kaum 13 Jahre alt, als sie für den Kinofilm „Land der Wunder“entdeckt wird. Sie ist in Rumänien geboren, der Vater arbeitet als Lastwagenfahrer, die Mutter ist Hausfrau. Als Lungu noch klein ist, versucht die Familie, zu der noch ein älterer Bruder gehört, ihr Glück in Italien.
Im Jahr 2013, als „Land der Wunder“(Originaltitel: „Le Meraviglie) gedreht wird, ist Monica Bellucci (52) längst ein Star. 2015 war sie im Agententhriller „Spectre“das älteste Bondgirl, das es je gab. In „Land der Wunder“kreuzen sich die beiden konträren Lebenslinien – Arte zeigt das in der Toscana angesiedelte Drama erstmals im Free-TV.
In „Land der Wunder“zeichnet die Regisseurin Alice Rohrwacher ein intimes Porträt einer Familie, die sich mit den kargen Erträgen ihrer Landwirtschaft über Wasser zu halten versucht. Was Touristen als Idylle bestaunen, ist für sie harter Alltag: Schafzucht, Gemüseanbau, Honigernte. Während der Vater seinen Idealen vom einfachen Leben als Aussteiger nachhängt und die Mutter mit der Erziehung der Kinder überfordert ist, hält die zwölfjährige Tochter Gelsomina (Alexandra Maria Lungu) alles am Laufen und schuftet wie eine Erwachsene. Ein Wettbewerb der TV-Sendung „Land der Wunder“erscheint ihr als einmalige Chance, sich und ihre Fa- milie aus der Schinderei zu befreien. Doch der Vater ist strikt dagegen.
Rohrwachers Schwester Alba spielt die Mutter, die an den Träumereien ihres aus Deutschland stammenden Mannes (Sam Louwyck) verzweifelt. Nur Coco (Sabine Timoteo), eine Freundin der Familie, versucht, Gelsomina etwas Verantwortung abzunehmen. Als Rettung erscheint dem Mädchen die wunderschöne Fernseh-Moderatorin Milly Catena (Monica Bellucci).
Die italienische Regisseurin nimmt sich viel Zeit für die Geschichte, die dadurch aber mitunter etwas langatmig wird. Und sie setzt auf Farben und großartige Bilder. Am besten ist der Film allerdings, wenn es um die Beziehungen innerhalb der Familie geht, die Rohrwacher mit einem feinen Gespür für subtile und widerstreitende Gefühle auslotet.
„Land der Wunder“, Arte, 20.15 Uhr