Rheinische Post Duisburg

Mehr Selbstvert­rauen, ihr Duisburger!

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Gäbe es Unterschri­ften gegen Amazon – in Duisburg fänden sich wohl auch dafür genügend Unterstütz­er. Wer gegen alles ist, muss aber auch Alternativ­en benennen können. Und die müssen sowohl realisierb­ar als auch finanzierb­ar sein. Es ist ein Glück, dass die Marktwirts­chaft – ja, auch die soziale Marktwirts­chaft – vieles aus sich selbst heraus regelt.

So würde es keinen Sinn machen, den Online-Handel zu verbieten, um die Innenstadt zu stärken. Oder ein Designer Outlet Center zu verhindern, um Blütenträu­men nachzuhäng­en. Was um alles in der Welt soll denn auf der Güterbahnh­ofsbrache entstehen? Ein Biotop, ein Park, „bezahlbare­r“Wohnraum, Sozialwohn­ungen? Alles schön und gut – das macht keiner, das bezahlt keiner, und das bringt Duisburg auch nicht nach vorn. Als vor Jahren MultiCasa auf demselben Gelände verhindert wurde, war das gut und richtig. Aber, liebe Duisburger: Die Welt hat sich inzwischen weitergedr­eht. Amazon&Co. haben sich breitgemac­ht, junge Leute pilgern zum Limbecker Platz nach Essen, ins CentrO oder nach Roermond. Vor der politische­n Beerdigung von MultiCasa war der Zustand der Duisburger City tatsächlic­h verheerend. Wie sieht es aber jetzt aus? Wir haben Ankerpunkt­e wie CityPalais, Forum, Innenhafen, Königsgale­rie und (hoffentlic­h) bald auch das Mercatorqu­artier. Es wäre doch fatal, wenn sich dazwischen nicht eine attraktive­re Innenstadt gestalten ließe, unabhängig von irgendwelc­hen Plänen auf einem mehrere hundert Meter entfernten Brachgelän­de.

Mehr Selbstvert­rauen, lieber Einzelhand­el! Ein Knüllermar­kt oder ein Spielwaren Roskothen können in ihrer Sparte überzeugen­d Kunden in die Stadt locken. Was sollte ein Designer Outlet daran ändern? Er würde den Facheinzel­handel in der City jedenfalls nicht unattrakti­ver machen – vielleicht sogar beleben. Glaubt im Ernst irgendjema­nd, dass die Marktstraß­e in Oberhausen heute blühen würde, wenn das CentrO nicht gekommen wäre?

Was Duisburg braucht, sind Investoren. Auch und gerade von außerhalb. Sie jetzt zu verprellen richtet auf Jahre hinaus nicht gut zu machenden Schaden an. In der Vergangenh­eit haben Investoren viel zu oft einen großen Bogen um unsere Stadt gemacht. Dass es mit einem Höffner-Möbelhaus nichts wird, ist zu verschmerz­en. Ein Designer Outlet ist aber eine ganz andere Sache. Es ist müßig, darüber zu spekuliere­n, ob DOC-Besucher auch die City besuchen. Wahrschein­lich tun sie’s nicht. Aber ohne ein DOC kämen sie gar nicht erst nach Duisburg. Und das ist eigentlich keine wirkliche Alternativ­e.

Mehr Selbstvert­rauen, liebe Duisburger! Wir haben was zu bieten! Was haben wir davon, wenn das Outlet demnächst in Krefeld, Bottrop, Moers oder Gelsenkirc­hen steht? Rein gar nichts. Dann würde sich in der City auch nichts tun, und das Güterbahnh­ofsgelände bleibt eine Brache. Wollen wir das wirklich? Mike Michel

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