Papierfresser jetzt auch in Deutschland
Die Schädlinge sind in den Niederlanden schon seit vielen Jahren ein großes Problem.
WAGENINGEN Mike Brooks von der niederländischen Forschungs- und Beratungsstation zur Schädlingsbekämpfung in Wageningen bekommt in diesen Wochen viel Post aus Deutschland. In den Umschlägen sind tote Insekten, und die Absender brauchen dringend seine Einschätzung. In vielen Fällen lautet die Antwort leider: Ja, es sind Papierfischchen.
Viele der Einsender hatten noch Hoffnung, dass es sich nur um eher harmlose Silberfische handeln könnte. ,,Es ist wichtig, den Unterschied zu kennen,’’ erklärt Fachmann Brooks. „Die Papierfischchen können Schaden verursachen und sind schwieriger zu bekämpfen. Silberfische wird man schnell wieder los, indem man feuchte Stellen im Haus wieder trocken legt. Papierfischchen hingegen sind überall, vom Keller bis zum Dachboden.“
In den Niederlanden sind die Papierfischchen – meist um die 13 Millimeter groß – schon seit vielen Jahren ein Problem. Wahrscheinlich reichen die Probleme sogar bis in die 1970er Jahre zurück. Damals war der Schädling aber noch unbekannt und man schrieb die Schäden in Büchereien fälschlicherweise Silberfischen zu. Vor 15 Jahren entdeckten Biologen der Universität von Amsterdam dann den wahren Übeltäter: Ctenolepisma longicaudata. Im niederländischen Sprachgebrauch setzte sich jedoch ein anderes Wort durch: Papiervisje – Papierfischchen. Zum Unglück unserer niederländischen Nachbarn machte sich das Tier auch in vielen Neubauten mit Hohlmauern breit.
Während sich Silberfische in feuchten Räumen ausbreiten, mögen die Papierfischchen vor allem eine warme und trockene Umgebung. In gut isolierten Neubauten ist das Klima perfekt für die kleinen Insekten. ,,Die können auch im Badezimmer auftauchen, aber wenn sie einen Ort gefunden haben, den sie mögen, bleiben sie da. Zum Beispiel in einem Karton auf dem Dachboden. Wenn man dann nach einiger Zeit wieder mal danach schaut, kann es sein, dass die Tierchen den ganzen Karton vertilgt haben. Wertvolle Briefmarken oder Dokumente sollte man daher lieber in einer Kiste aus Plastik aufbewahren“, rät der Experte.
Es gibt Möglichkeiten, die Papierfischchen zu töten. Aber das ist schwierig. Sie verstecken sich in den Hohlräumen der Wand oder in der Isolation des Dachs. Eine Temperatur von etwa null Grad wirkt auf die Insekten tödlich. Wird es kühler als 15 Grad, legen sie keine Eier mehr. Wird es wärmer, sind sie aber sehr aktiv. „Eigentlich hat nur ein professioneller Schädlingsbekämpfer eine Chance, aber der muss dann auch wissen, dass es keine Silberfischchen sind“, erklärt Brooks.
Genaue Zahlen über den Papierfischchen-Befall in Deutschland gibt es nicht. Brooks wünscht sich, dass seine Kollegen in Deutschland sich der Sache annehmen. Besonders interessiert den Forscher, ob es in Deutschland vielleicht weniger Papierfischchen gibt, weil es weniger Häuser mit Hohlmauern gibt.