Debatte um Islam-Ausstellung im Rathaus
Die CDU kritisiert, dass eine Gemeinde ihr „problematisches“Frauenbild widerspruchslos verbreiten durfte. Ein Flyer rät Frauen zum Kopftuch, um kein „Objekt der Begierde“zu werden. OB Geisel distanziert sich, verteidigt aber die Schau.
Die Ausstellung einer islamischen Gemeinde im Rathaus sorgt für Ärger. Die CDU attackiert Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) in einem offenen Brief dafür, dass er die am Donnerstag zu Ende gegangene Schau der Ahmadiyya Muslim Jamaat im Eingangsbereich zugelassen hat – trotz eines „höchst problematischen“Frauenbilds, das sich in Broschüren zeige, die zur Mitnahme ausgelegt wurden.
Die in Düsseldorf rund 150 Mit-
Thomas Geisel glieder starke Gemeinde hatte für vier Tage die Wanderausstellung mit dem Titel „Eine Reise durch die Islamische Zeit“präsentiert. Mit Infotafeln stellte sie Aspekte ihres Glaubens dar. Außerdem standen Mitglieder zum Gespräch bereit. Die Organisatoren wollten nach ihren Aussagen den Dialog fördern und dadurch auch ein Zeichen gegen Terror setzen.
Aus Sicht der Union wurden bei der Ausstellung aber unangemessene Ansichten verbreitet. So heißt es etwa in einem Flyer, Kopftuch und Schleier seien „Mittel der muslimischen Frau, ihre Würde zu verteidigen“. Und weiter: „Sie verdeutlicht damit, dass sie für den Mann auf der Straße nicht Objekt der Begierde sein will und er nicht über sie verfügen kann.“Die CDU kritisiert, dass diese Aussage „Missverständnissen“Vorschub leiste, heißt es in dem Brief, der von Fraktionschef Rüdiger Gutt unterzeichnet ist. Man könnte schließen, dass Frauen ohne Kopftuch Männer zum Sex einladen und mit „entsprechenden Übergriffen“zu rechnen haben.
In weiteren kritisierten Passagen geht es darum, dass Frauen die Zeit mit Kindern vor „Karriere oder Vergnügungen“setzen sollen und dass es für Männer „unter Umständen“erlaubt sei, eine Ehe mit vier Frauen zu führen. Aus Sicht der Union hätte die Stadt solche Äußerungen nur „in einem kritischen Dialograhmen“zulassen sollen. „Diese Chance wurde bedauerlicherweise verpasst.“
Oberbürgermeister Geisel räumt ein, die Gemeinde habe ein „konservatives, vielleicht sogar reaktionäres Familien- und Frauenbild“. Er finde aber nicht, dass konservative Ansichten grundsätzlich auf den Index gehörten, das gelte auch für christliche Gruppen. Die Gemeinde lehne Islamismus und Terror ab und suche den Dialog. Daher habe ihr wie vielen anderen das Rathaus offen gestanden. „Nicht alles, was dort gezeigt wird, muss meiner Meinung entsprechen“, sagt Geisel. Er kritisiert, dass die CDU nicht den Dialog mit den Urhebern gesucht habe.
Auch Bürgermeister Günter Karen-Jungen (Grüne), der die Schau eröffnet hatte, betont, dass das Foyer allen offen stünde, die demokratischen Grundsätzen folgen. Man
„Nicht alles, was dort gezeigt wird, muss meiner Meinung entsprechen“
müsse den Islam nicht mögen, sich aber mit ihm auseinandersetzen: „Die Meinungen in den Flyern sind deshalb nicht meine.“
Die Gemeinde ist seit 2013 als Körperschaft des Öffentlichen Rechts anerkannt und für ihr soziales Engagement bekannt, etwa durch Putz- oder Blutspendeaktionen. Generalsekretär Rehmat Bashir Janjua betont, dass die Aussagen zu Kleiderordnung oder dem Verhalten in der Ehe im Kontext zu sehen seien. Zu einem kritischen Austausch sei man jederzeit bereit. „Der persönliche Dialog ist uns wichtig. Von den CDU-Fraktionsmitgliedern haben uns aber fast keiner besucht“, sagt Janjua. Den Vorwurf, dass die Stadt die Inhalte nicht geprüft habe, will er nicht gelten lassen: „Wir haben uns angemeldet, dem Ordnungsamt unsere Internetseite vorgestellt und auch unsere Ausstellungsstücke gezeigt.“
Oberbürgermeister