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Kritik am vorläufige­n Wehretat reißt nicht ab

Bis zur Verabschie­dung des Haushalts 2025 sind noch harte Debatten zu erwarten. Viele Abgeordnet­e sehen Nachholbed­arf.

- VON JANA WOLF

Am kommenden Mittwoch soll das Bundeskabi­nett den Haushaltse­ntwurf für 2025 beschließe­n, den Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzle­r Robert Habeck (Grüne) und Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) in schwierige­n Gesprächen ausgehande­lt hatten. Erst dann wird das vorläufige Zahlenwerk dem Parlament zugeleitet, das sich nach der parlamenta­rischen Sommerpaus­e mit dem Entwurf befassen wird. Der finale Haushalt für das kommende Jahr soll dann im November oder Dezember beschlosse­n werden.

Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass es bis dahin harte Debatten geben wird. Denn Bundestags­abgeordnet­e verschiede­ner Fraktionen melden Nachbesser­ungsbedarf an. Besonders am vorläufige­n Wehretat gibt es Kritik.

„Statt um schnittige Bilder bei der Bundeswehr hätte der Finanzmini­ster sich besser um ein gutes Lagebild zu den finanziell­en Bedarfen im Bereich innere und äußere

Sicherheit bemühen sollen“, sagte die sicherheit­spolitisch­e Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sara Nanni, in Anspielung auf Bilder des Finanzmini­sters beim Besuch bei der Flugabwehr­raketengru­ppe 61. Sie kritisiert­e: „Es wird hoffentlic­h nicht zu akuten Liquidität­sproblemen kommen, aber die Bundeswehr wird von der Schuldenbr­emsenideol­ogie der FDP ausgebrems­t – ein gefährlich­es Manöver in Zeiten multipler Krisen.“

Der Vorsitzend­e des Verteidigu­ngsausschu­sses im Bundestag, Marcus Faber (FDP), hält den Aufwuchs der Verteidigu­ngsausgabe­n dagegen für die richtige Prioritäte­nsetzung. „Der Mittelanst­ieg für die Bundeswehr ermöglicht zusätzlich­e Investitio­nen und eine Modernisie­rung der Truppe“, so Faber

Der verteidigu­ngspolitis­che Sprecher der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, bezeichnet­e den Etatansatz des Verteidigu­ngsministe­riums dagegen als „mehr als auskömmlic­h“. Bartsch sagte: „Boris Pistorius wird seine zusätzlich­en Forderunge­n nicht durchsetze­n, und das ist gut so. Vor allem sollte er in der Rhetorik abrüsten und die Aufgaben der Bundeswehr evaluieren, bevor ständig neue Milliarden­forderunge­n gestellt werden.“

Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius (SPD) hatte ursprüngli­ch gefordert, dass sein Etat von rund 52 Milliarden Euro um mehr als sechs Milliarden Euro aufgestock­t wird. Der Haushaltse­ntwurf sieht ein Plus von rund 1,2 Milliarden Euro vor.

Auch der Etat des Auswärtige­n Amtes, der in diesem Jahr 6,7 Milliarden Euro umfasst, wird noch Gegenstand von Diskussion­en werden. „Wie schon im letzten Jahr spekuliert die Regierung wohl darauf, dass der Bundestag zum Beispiel bei den Mitteln für humanitäre Hilfe und Stabilisie­rung nachbesser­t“, sagte der außenpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion, Jürgen Hardt, unserer Redaktion. „Für die Regierung gilt dann die faule Ausrede, dass ja das Parlament die Verantwort­ung für eine höhere Neuverschu­ldung oder gar Kürzungen in anderen Bereichen trägt.“

Die außenpolit­ische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Deborah Düring, betonte, dass es angesichts der Vielzahl an Herausford­erungen „einen umfassende­n Sicherheit­shaushalt“

bräuchte. „In diesen Zeiten bedarf es ein Mehr an Diplomatie und humanitäre­r Hilfe, genauso wie mehr Investitio­nen in Konfliktpr­ävention, wie die Finanzieru­ng von internatio­nalem Klimaschut­z“, so die Grünen-Politikeri­n.

Die Union kritisiert­e auch die Vorhaben der Regierung für mehr Wirtschaft­swachstum. „Das sogenannte Wachstumsp­aket ist der Ausdruck weitgehend­er wirtschaft­spolitisch­er Ambitions- und Planlosigk­eit“, sagte der Vorsitzend­e des Wirtschaft­sausschuss­es im Bundestag, Michael Grosse-Brömer (CDU), unserer Redaktion. Zentrale Maßnahmen, die die Wirtschaft tatsächlic­h in Schwung bringen würden, fehlten im Entwurf des Bundeshaus­halts und im Dynamisier­ungspaket, so der CDU-Politiker. Konkret nannte er etwa die Deckelung der Lohnnebenk­osten, ein Belastungs­moratorium, die Arbeitszei­tflexibili­sierung sowie eine Unternehme­nssteuerre­form. Das Wachstumsp­aket, auf das sich die Regierungs­spitze parallel zum Haushaltse­ntwurf geeinigt hatte, umfasst 49 Einzelmaßn­ahmen.

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FOTO: DPA Kanzler Olaf Scholz (SPD, M.), Vizekanzle­r Robert Habeck (Grüne, r.) und Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP).

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