Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Sieben Faktoren für den Sieg
Das Tor zur Bundesliga steht ganz weit offen, Fortuna muss am Montagabend nur noch hindurchschreiten. Mit dem auch in der Höhe verdienten 3:0-Erfolg im Relegations-Hinspiel beim Bundesliga-Drittletzten VfL Bochum hat die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune nicht nur ihre Hausaufgaben gemacht, sondern sich noch ein Extrasternchen verdient. Wir haben sieben der entscheidenden Faktoren für den Auswärtssieg herausgearbeitet.
Riemann-Theater Just vor dem Hinspiel in der Relegation ist es zum großen Knall gekommen mit der Erkenntnis, mit Manuel Riemann nicht in die Entscheidungsspiele zu gehen. Eine Suspendierung sei es offiziell nicht gewesen. Für Riemann stand Andreas Luthe im Kasten. Die Mannschaft hat die Maßnahme jedenfalls nicht enger zusammengebracht. Und auch Luthe ergab sich recht klaglos dem Schicksal. Mindestens ein Tor geht mit auf seine Kappe, Sicherheit strahlte er keine aus. Effekt verpufft. Fortuna dürfte es sehr recht gewesen sein.
Bochums Stärken ausgeschaltet Kevin Stöger überragt seine Mitspieler qualitativ um Längen – und wenn es bei ihm nicht läuft, sind auch die Bochumer so gut wie erledigt. Thioune stellte Marcel Sobottka und Yannik Engelhardt als Doppel-Sechs gegen Stöger, und dieser Plan ging hundertprozentig auf. Allein über Standards wurde der Mittelfeldregisseur gefährlich, doch bei diesen Situationen nahm Fortuna dem VfL seine zweite Stärke: das offensive Kopfballspiel. Nur einmal, bei Bernardos Pfostenkopfball, kam der VfL durch, ansonsten räumten vor allem die Innenverteidiger Tim Oberdorf und Jordy de Wijs, aber auch der defensiv richtig gute Vincent Vermeij alles weg.
Dominanz im Mittelfeld Einerseits brutale Disziplin in der Arbeit gegen den Ball. Andererseits aber auch unfassbare Kreativität und Schnelligkeit im Spiel nach vorne. Besonders Ao Tanaka hat immer wieder mit einer unfassbar hohen Spielintelligenz und ohne viel Tamtam den Offensivvortrag bestimmt. Viele öffnende Pässe haben die Bochumer vor Probleme gestellt. Die Gastgeber waren im Prinzip immer einen Schritt zu spät dran. Die Zuordnung stimmte auch deshalb nicht, weil Tanaka die Kette immer wieder überspielte und so Chaos beim Gegner verursachte.
Brutaler Tzolis-Faktor Und damit zum griechischen Nationalspieler. In der Anfangsphase gab es einige Szenen, da hätte ihm Trainer Daniel Thioune sicherlich gerne etwas Feuer unter dem Hintern gemacht. Denn da kam Tzolis etwas behäbig in die Gänge, war in der Defensivarbeit schludrig. Ergebnis: Die Bochumer konnten etwas Druck aufbauen. Doch Tzolis hat in dieser Spielzeit viel gelernt. Thioune hat aus einem Spektakel ein kalkuliertes Feuerwerk gemacht. Der Flügelspieler hat viel mehr Balance in seinem Spiel. Doch durch sein hohes Tempo und diesen enormen Zug zum Tor ist er für jede Abwehr ein Albtraum. Er war wieder der Unterschiedsspieler. Alleine nach diesem Vortrag schwer vorstellbar, wie die Düsseldorfer ihn trotz Aufstieg halten sollen.
Tore in den richtigen Momenten Fortuna traf im Hinspiel immer dann, wenn sie es brauchte. Nach starken ersten Minuten war sie in Hälfte eins gerade ein wenig unter Druck geraten, phasenweise sogar in der eigenen Hälfte eingeschnürt worden – und schon schlug Tzolis in Minute 13 mit seinem knallhart gegen den Pfosten getretenen Eckball zu, den Philipp Hofmann ins eigene Tor beförderte. Nach der Pause wollte der VfL gerade noch einmal verzweifelt Anlauf nehmen – da konterte Fortuna ihn mit einem mustergültigen Konter über Sobottka, Tanaka, Tzolis und Felix Klaus eiskalt aus. Ein Wirkungstreffer, den Engelhardt wenig später mit seinem 0:3 zum K.o. machte. Eine gnadenlose Effizienz, die dann allerdings in der Schlussphase verloren ging: Sonst hätte der am Boden liegende Bundesligist sogar 0:4 oder 0:5 verloren.
Selbstvertrauen gegen Angst Die Gemütswelten beider Teams und ihrer Fans hätten nicht unterschiedlicher sein können. Während sich Fortuna von ihren – gleichwohl relativ zahlreichen – kleineren Fehlern im Offensivspiel nicht unterkriegen ließ, sondern selbstbewusst ihren Stiefel herunterspielte, ließen die Bochumer spätestens gegen Ende der Partie ihre krasse Abstiegsangst durchschimmern. Die Düsseldorfer glaubten an sich, während der VfL mit jeder Minute mehr zu erkennen gab, der Situation nicht gewachsen zu sein.
Das nötige Spielglück Zum Erfolg gehört nun einmal immer auch ein Schuss Glück zur richtigen Zeit, und das hatte die Thioune-Truppe. Innerhalb weniger Augenblicke gab es in der Anfangsphase zwei Aluminiumtreffer: Nach dem der Fortuna, nach Tzolis‘ Eckball, prallte Bochums Hofmann der Ball ans Bein und von dort ins eigene Tor, nach Bernardos Kopfball an der anderen Seite flog die Kugel erst an den Pfosten und dann direkt in die Arme von Torhüter Florian Kastenmeier. „Wenn der reingegangen wäre, kann das Spiel ganz anders laufen“, sagte Fortuna-Stürmer Vermeij ehrlich. Ging er aber nicht.