Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
E-Ladestationen an Bordsteinen
Durch ein innovatives Projekt soll es zukünftig neue Lademöglichkeiten geben.
Im Zuge der Verkehrswende und Umstellung auf Elektromobilität steigt der Bedarf an Lademöglichkeiten im öffentlichen Straßenraum immens. Der jetzige Ausbaustand der Ladeinfrastruktur kann diesen erhöhten Bedarf allerdings nicht decken, wie es aus dem Tiefbaumanagement (TMN) der Stadt Neuss heißt. Zumindest ein wenig Abhilfe verschaffen könnte ein Pilotprojekt, das in Neuss derzeit ins Visier genommen wird.
Als Alternative zu den herkömmlichen Ladesäulen wurden den Verantwortlichen nämlich kürzlich sogenannte Ladebordsteine vorgestellt. Diese „verschwinden“quasi im Straßenkörper, da die Lade-Einrichtungen die Form eines handelsüblichen Bordsteins aufweisen. In Richtung des Gehwegs wird kein zusätzlicher Platz benötigt, wodurch die ursprüngliche Gehwegbreite erhalten bleibt. Auch die bei Verwendung von Ladesäulen notwendige Verlegung des flexiblen Ladekabels über den Gehweg entfällt. Die Stromversorgung mehrerer Ladepunkte erfolgt durch eine zentrale Verteilerstelle, die an einem separaten Ort installiert werden kann.
Entwickelt hat die neue Lademöglichkeit der Technologiekonzern Rheinmetall, der auch in Neuss ein großes Entwicklungszentrum und das Pierburg-Werk am Hafen betreibt und zurzeit auch ein neues großes Forschungs- und Entwicklungszentrum im Hammfeld plant. Zurzeit lässt der Hersteller sein Produkt allerdings noch ein spezielles
Zertifizierungsverfahren durchlaufen sowie die Eichrechtskonformität feststellen. Sollte das Verfahren erfolgreich abgeschlossen werden, soll auch in Neuss an einem ersten Pilotprojekt gearbeitet werden. Dies haben Bürgermeister Reiner Breuer und Stadtkämmerer Frank Gensler mit der Geschäftsführung von Rheinmetall verabredet.
Auf der Straße „An der Obererft“sollen dann drei und im Bereich Alexianerplatz zwei Ladebordsteine installiert werden. Außerdem planen die Stadtwerke ein weiteres Pilotprojekt auf ihrem eigenen Betriebshof. „Ich hoffe, dass die laufenden Genehmigungsverfahren kurzfristig abgeschlossen werden können und dann kurzfristig die neuen E-Ladebordsteine auch in Neuss erprobt werden können“, sagt Marc Vanderfuhr, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke. Bei einem positiven Test könnte man dann bei vielen weiteren geplanten Baumaßnahmen die E-Ladebordsteine mitverlegen – auch in Bereichen, wo es platzbedingt bisher nicht möglich wäre, eine klassische E-Ladesäule aufzustellen.
Der Feldversuch soll zunächst über zwei bis drei Jahre laufen und unter anderem Erkenntnisse zu den Fragestellungen liefern, ob die Ladebordsteine für den Einsatz im öffentlichen Straßenraum überhaupt geeignet sind. Auch die Alltagstauglichkeit, Auswirkungen von starkem Regen oder Frost auf die Funktionalität und ein möglicher Einfluss auf das Parkverhalten der Bürger sollen auf den Prüfstand. Ebenso soll geklärt werden, ob die Ladebordsteine vandalismussicher sind.
Über den gesamten Versuchszeitraum sollen stichprobenartig Belegungs- und Verbrauchsdaten erhoben und ausgewertet werden. Anhand der Daten soll nach dem Ende des Versuchs eine Aussage zum Nutzen und zur Wirtschaftlichkeit von Ladebordsteinen getroffen werden. Nach einem Jahr soll ein Zwischenbericht erstellt werden. In Köln – genauer gesagt in Köln-Lindenthal – werden zurzeit erste Erfahrungen mit den ELadebordsteinen gesammelt.
Die neuen Ladepunkte können jedoch nur an Orten verwendet werden, an denen das Fahrzeug parallel zum Bordstein abgestellt wird. Bei senkrechten Parkplätzen überragen die Front oder das Heck des Fahrzeugs den Ladebordstein, sodass eine Nutzung nicht mehr möglich ist. Dort können lediglich die äußeren Parkbuchten zum Laden genutzt werden.