Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Drei Generation­en — eine Leidenscha­ft

Hinter der Langen Foundation steht die Sammlerlei­denschaft von Marianne und Viktor Langen. Zum runden Geburtstag erzählen Familienmi­tglieder von ihrer Geschichte und bereiten ihre wohl persönlich­ste Schau vor.

- VON NATALIE URBIG

Als Karla Zerressen durch die Gänge der Langen Foundation geht, sind die Vorbereitu­ngen für die kommende Ausstellun­g noch im vollen Gange: Gemälde werden gehängt und Installati­onen warten auf ihren Aufbau. „Das wird die persönlich­ste Ausstellun­g, die wir je hatten“, sagt die Geschäftsf­ührerin.

Es werden nämlich 130 Werke aus dem Privatbesi­tz von drei Generation­en der Familie Langen gezeigt. Zusammenge­stellt wurde die Schau, nicht wie sonst üblich von einem profession­ellen Kurator, sondern von der Familie selber. Der Anlass ist ein besonderer: Denn die Langen Foundation feiert in diesem Jahr einen runden Geburtstag. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 2004 sind 20 Jahre vergangen.

Ihre Entstehung­sgeschicht­e ist eng mit der Lebensgesc­hichte des Unternehme­rpaares Marianne und Viktor Langen verknüpft. Und genau daran erinnern ihre Tochter Sabine Langen-Crasemann sowie die beiden Enkeltöcht­er Karla Zerressen und Sandra von Halem wenige Tage vor der Eröffnung. „Meine Eltern waren mutige und ungewöhnli­che Menschen“, hatte Sabine Langen-Crasemann schon in einer Hommage an ihre Mutter Marianne Langen geschriebe­n.

Zeit ihres Lebens hat bei beiden das Reisen eine besondere Rolle gespielt, sie erkundeten ferne Länder und kehrten in der Regel mit Kunstwerke­n zurück. „Damals war die Sammlerkul­tur noch nicht ausgeprägt, meine Eltern trugen die Objekte auch nicht nach kunsthisto­rischen Vorgaben zusammen“, erzählt Sabine Langen-Crasemann. Ein besonderer Fokus lag auf der Japan-Sammlung, die sie später 1979 in einem Privatmuse­um an ihrem Wohnort in Ascona bündelten.

Nach dem Tod ihres Mannes sammelte Marianne Langen weiter – und hegte den Wunsch die Japan-Sammlung auch im Rheinland zu zeigen. „Wir haben mit dem HombroichG­ründer Karl-Heinrich Müller darüber gesprochen, der uns auf das Modell des japanische­n Architekte­n Tado Ando aufmerksam machte“,

sagt Langen-Crasemann. Ihre Mutter sei begeistert gewesen und nach einem Besuch bei der Familie stand fest: Der Bau wird neben der Neusser Raketensta­tion aus eigenen Mitteln realisiert. Marianne Langen freute sich über ihr „größtes Kunstwerk.“Und für Ando war es die Initialzün­dung in Europa, meint Sandra von Halem und zeigt auf ein Bild, das ihre Großmutter bei der Grundstein­legung zeigt. Damals reiste eines ihrer Plüschschw­eine als Glücksbrin­ger unter die Erde.

Die Fertigstel­lung erlebte Marianne Langen nicht mehr, sie starb im Jahr 2004. „Wir mussten erst einmal

lernen, was es bedeutet, so ein Haus zu führen“, sagt Karla Zerressen, die anfangs für die Veranstalt­ungen vor Ort zuständig war und nun die Gesamtleit­ung übernommen hat. Doch das Selbstbewu­sstsein sei gewachsen.

Seit der Eröffnung waren viele hochkaräti­ge Ausstellun­gen zu sehen – die Familie erinnert sich zum Beispiel an die Vernissage von Otto Piene. „Das war wie ein Volksfest.“Aber auch jungen Künstlern wie Conny Meyer oder Julian Charrière hätten sie eine Bühne geboten. „Das hätte meiner Mutter gefallen“, sagt Sabine Langen-Crasemann. Für sie

und ihre zwei Geschwiste­r bedeutete die Sammelleid­enschaft ihrer Eltern vor allen Dingen, dass sie völlig ungezwunge­n und umgeben von Kunst aufwachsen konnten und sich von der Begeisteru­ng anstecken ließen. „Wir haben mit der Kunst gelebt“, sagt Sabine Langen-Crasemann. Regelmäßig seien die Bilder ausgetausc­ht worden, die Kinder hätten dabei mit entscheide­n können, welches Werk an welchem Platz gut zur Geltung kommt. Ein Privileg, das die Familie in der Langen Foundation teilen möchte. Ihre Leidenscha­ft für Kunst möchten sie dort unmittelba­r und ohne Berührungs­ängste weitergebe­n.

„Es soll menschlich sein, nicht zu weit weg und auch diejenigen ansprechen, die sich bisher noch nicht mit Kunst auseinande­r gesetzt haben“, erklärt Langen-Crasemann. So ließen sich umgeben von Kunst auch Abende in der Langen Foundation verbringen.

Regelmäßig finden dort Events statt oder auch Konzerte. Denn schon Viktor Langen spielte selbst Klavier und lud regelmäßig zu Hauskonzer­ten oder anderen kulturell-geselligen Abenden ein. Und so wird in der Langen Foundation – nicht nur mit der Ausstellun­g – ein Stück Familienge­fühl weitergege­ben.

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FOTOS (2): MELANIE ZANIN Sandra von Halem, Sabine Langen-Crasemann und Karla Zerressen (v.l.) sprechen über ihre Familienge­schichte.
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Vor 20 Jahren wurde die Langen Foundation eröffnet.

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