Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Singles ref lektieren die Liebe und das Leben
Viele Trainer bieten heutzutage Tipps für Singles an. Soziologe und Sachbuchautor Torsten Reters verfolgt einen anderen Ansatz als Dating-Coaches.
13 Singles sitzen in einem Raum, keiner von ihnen kannte die anderen vorher. Der Anlass, der sie alle zusammenbringt: ein Seminar, bei dem Singles andere Singles treffen und mit ihnen ins Gespräch kommen können. Doch das Ganze soll eben gerade nicht auf romantischer Ebene ablaufen und zum Speed-Dating werden. Stattdessen geht es darum, sich über die Erfahrungen des Single-Lebens auszutauschen und Wege zur Verbesserung des Single-Lebens zu diskutieren.
Gemeinsam mit dem Soziologen und Sachbuchautor Torsten Reters haben sie sich bei dessen Volkshochschul-Seminar „Single trifft Single“erst einmal einen Überblick darüber verschafft, was in den vergangenen 20 Jahren so über Singles geschrieben wurde, erzählt Reters im Nachgang des Seminars. Es trägt übrigens den Untertitel „Amüsante Gespräche, neue Kontakte und humorvolle Tipps für Flirt, Partnerschaft und Lebensgestaltung.“Gesprochen wurde über Fragen wie: „Was sagt die Forschung über das Single-Dasein? Die Zahl der Singles steigt immer weiter, was könnten Gründe dafür sein?“Das Ganze solle kein Coaching sein, sondern er wolle anregen, dass die Teilnehmer sich selbst reflektieren und in sich „reinhorchen, ob sie gerne single sind oder nicht“.
Im ersten Block konzentrierte er sich auf die Frage, wie Probleme entstehen und was dagegen helfen kann, und darauf, wie Glück entsteht. Dafür kamen humorvolle Video-Spots zum Einsatz, die mit psychologischen Erkenntnissen kombiniert wurden. „Nicht alle Teilnehmer in diesen Kursen sind überhaupt auf der Suche nach einer Partnerschaft, deshalb muss ich immer individuell schauen, wer was sucht“, sagt der Dozent. Auch die Altersklasse könne in den Seminaren variieren: Normalerweise seien am häufigsten Teilnehmer zwischen 35 und 45 Jahren dabei, „dieses Mal war auch jemand über 70 darunter. Meine jüngste Teilnehmerin war 17 Jahre alt, der älteste Teilnehmer über 80.“
Ein weiterer Block waren die Themen
„Kontaktstrategien: Was ist Liebe? Wie flirte ich richtig?“und „Was hilft beim Beziehungsaufbau und lässt Zweisamkeit funktionieren?“. Eine große und wesentliche Entwicklung sei, wie aus Fremden Vertraute werden. Dabei gebe es eine „unsichtbare Grenze, was man nur mit seinen Liebsten macht, und was man auch mit guten Freunden macht“. In dem Seminar habe er auch an Beispielen erklärt, wie man in verschiedenen Situationen geschickt vorgehen kann. Wichtig sei, situativ zu handeln, es gebe kein „Rezept“für den richtigen Umgang, das sei von Person zu Person und Situation zu Situation unterschiedlich.
Am entscheidendsten sei es ohnehin, auf sich selbst zu hören und herauszufinden, ob es einen Leidensdruck gibt, der geändert werden soll. Wenn es diesen gibt, solle die Person etwas am Lebensstil ändern, um so den richtigen Partner finden zu können. Wenn das nicht der Fall ist, müsse auch an der Situation nichts geändert werden. Es sei schon vorgekommen, dass sich Teilnehmer in dem Seminar noch für Aktivitäten danach verabredet und wieder getroffen hätten. Seit mehr als 20 Jahren gibt er das Single-Seminar schon. „In der Zeit war ich Single, verheiratet, geschieden und habe jetzt eine neue Lebensgefährtin. So ändern sich die Umstände, wie man ein solches Seminar gibt.“
Mit der Frage, was Liebe eigentlich ist, beschäftigt sich der 59-Jährige schon lange. In den 90ern veröffentlichte er das Buch „Wie unsere Liebe gelingt!“, in dem er soziologisch und wissenschaftlich versuchte, zu sortieren, wie Liebe aussieht und was sie eigentlich ist. „Wenn Menschen älter sind, wissen sie schon eher, was sie möchten und was man sich eher nicht mehr antut.“Es gehe auch viel darum, was man bereit ist, für die andere Person zu machen, und wie man daran arbeitet, das Glück längerfristig zu halten. „Letztendlich ist es Glückssache, einen Menschen zu finden, den man liebt und der einen auch liebt und mit dem man seine Zeit verbringen möchte.“Wer dieses Glück gefunden habe, solle es genießen und den Partner wertschätzen.