Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Artenschutz beginnt schon im ganz Kleinen
Seit fast 50 Jahren kümmert sich die Ameisenschutzwarte auch in Düsseldorf um die nützlichen Sechsbeiner.
DÜSSELDORF Für die meisten Menschen sind Ameisen ein Ärgernis – im Garten oder gar der Wohnung. Dabei haben die sechsbeinigen Insekten in der Natur sehr wichtige Aufgaben, die sie erfüllen – insbesondere die Waldameisen: Sie sind wichtige Nahrungsgrundlage für viele Waldtiere, sie verbreiten Samen von Pflanzen, fressen jede Menge Schadinsekten und auch Aas, sie durchlüften den Boden und halten verschiedene Läuse, die sie melken, um so den wichtigen Honigtau zu gewinnen. Nicht zuletzt leben in den Nesthügeln oft auch andere Tiere.
Und obwohl hügelbauende Ameisen seit mehr als 200 Jahren unter Schutz stehen, nimmt die Population überall deutlich ab. Grund dafür ist der Mensch – durch Baumaßnahmen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, unachtsamen Holzeinschlag oder auch durch mutwillige Zerstörung.
Doch es gibt einen Verein, der sich für den Schutz der Waldameisen einsetzt: Die Ameisenschutzwarte (ASW). Dieser Verein berät, informiert und ist auch zur Stelle, wenn Ameisenhügel umgesetzt werden müssen – denn dazu gehört viel Expertise.
Die ASW ist seit 1979 auch in Nordrhein-Westfalen tätig. Vorsitzender des Landesverbandes ist bereits seit 1990 der Düsseldorfer Roger Bähr. „Am 6. Mai ist wieder Mitgliederversammlung und vermutlich trete ich noch einmal an“, erklärt der 60-Jährige. Es sei ein großes Problem, dass viele Mitglieder inzwischen alt geworden sind und vor allem der Nachwuchs fehlt.
„Die Älteren können wichtige und körperlich anstrengende Aufgaben, wie die Umsiedlung, nicht mehr übernehmen“, erzählt Bähr. Sie seien dann eher beratend tätig. „Wir haben Stützpunkte in ganz NRW, auch wenn es einige weiße Flecken auf der Karte gibt.“Daher würde er sich über neue Mitstreiter freuen.
„Mir kommt es dabei nicht einmal auf neue Mitglieder an – wenn die inaktiv sind, hilft das in der Schutzarbeit nur wenig.“Lieber wären ihm Interessierte, die auch mit anpacken wollen. Es würde auch schon helfen, die Menschen sensibler für das Thema zu machen.
Roger Bähr bemüht daher den Vergleich mit Bienen: Auch sie leben in einem sozialen Völkerverbund zusammen, während sie gerade recht viel Aufmerksamkeit bekommen und Imker immerhin Honig aus der Bienenhaltung erhalten, haben viele die Ameise kaum im Sinn. „Ich bin selbst im Wald groß geworden und man kann schon sagen, dass ich über die Jahre die Ameise lieben gelernt habe“, meint er.
Als Forstwirtschaftsmeister war er mehr als 30 Jahre lang in der Forstabteilung der Stadt Düsseldorf beschäftigt. Eine Arbeit, die sich mit seinem Ehrenamt gut hat verbinden lassen. „Wir konnten bei Rettungsund Notumsiedlungen wieder Waldameisen nach Düsseldorf bringen.“In enger Abstimmung mit den zuständigen Stellen habe man einzelne Nester in die Wälder der Landeshauptstadt gebracht. „Inzwischen gibt es in allen drei Forstrevieren Düsseldorfs erfolgreich angesiedelte Völker.“Ein Umstand, der ihn sehr freut, schließlich trage man mit diesem Baustein zum Artenschutz und der Artenvielfalt bei. „Naturund Artenschutz sollte nicht mit Scheuklappen betrieben werden“, ist die Devise von Roger Bähr. Die ASW bietet Seminare und Vorträge an, zu finden auf der Homepage www.ameisenschutzwarte.de.