Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Nahost braucht eine neue Friedensinitiative
Die Bilder aus Israel und den Palästinensergebieten sind so schrecklich wie in allen Konflikten zuvor. Und wie bei der ersten und der zweiten Intifada führten vergleichsweise nichtige Anlässe auch dieses Mal zur blutigen Eskalation. Doch es wäre so bequem wie falsch, sich zurückzulehnen und schlicht „beiden Seiten“die Schuld für die jüngste Gewaltspirale zuzuschieben. Jeder Staat der Welt hat das Recht, sich gegen den Beschuss durch Hunderte von Raketen auf seine Wohngebiete zu schützen und dagegen vorzugehen. Es war problematisch, was israelische Sicherheitskräfte gegen Palästinenser in Jerusalem unternahmen – die Reaktion der Hamas darauf war unverantwortlich.
Die jüngste Welle der Gewalt hat zwei Ursachen. Die eine ist in der Region zu suchen und handelt von einem Ablenkungsmanöver: von wachsendem palästinensischen Frust über abgesagte Wahlen und von katastrophalem behördlichen Umgang mit Corona. Die andere hängt mit der Taten- und Ideenlosigkeit im internationalen Umfeld zusammen. Neue Friedensinitiativen gab es schon lange nicht mehr. Auch die letzten, die von Deutschland energisch betrieben wurden, liegen lange zurück und stammen aus einer Zeit, in der der Außenminister Joschka Fischer hieß.
Derweil wächst eine weitere Generation heran, die auf palästinensischer Seite mit fanatischem IsraelHass erzogen wird und auf israelischer Seite unter radikalen Minderheiten nicht minder von Feindbildern lebt. Für die große Lösung braucht es eine neue Initiative mit viel Energie, Verständnis und Einsatz. Es ist die Zeit, in der Joe Biden für die USA, Ursula von der Leyen für die EU und Angela Merkel für Deutschland ihre ganze Erfahrung für einen neuen Anlauf nutzen sollten. Alle drei haben dabei den Vorteil, durch keinen Wahlkampf abgelenkt zu werden.
BERICHT ALARM IN ISRAEL, POLITIK