Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Zahl der Betrugsfälle in Meerbusch gestiegen
Die Pandemie hat die Kriminalitätsstatistik beeinflusst. Die Zahl der Einbrüche ist im vergangenen Jahr gesunken. Zu den Aufgaben der Polizei gehört auch das Ahnden von Corona-Verstößen.
MEERBUSCH Wenn Betrüger sich als Polizeibeamte ausgeben und mit dieser Masche ältere Menschen um ihr Erspartes bringen, dann macht das den Chef der Wache Meerbusch so richtig wütend. „Gerade uns Polizisten wird viel Vertrauen entgegen gebracht. Und wenn Betrüger auf diese Weise alte Leute ausnutzen, finde ich das besonders traurig“, sagt Thomas Pilz.
Erst Anfang April gab es in Meerbusch innerhalb nur einer Woche zwei Fälle dieser Art. Beide Male waren die Betrüger erfolgreich, und die Senioren übergaben ihnen hohe Bargeldsummen. „Betrügereien mit Senioren sind auch in Meerbusch ein großes Thema, trotz aller Aufklärung
und Präventionsarbeit“, sagt der Erste Polizeihauptkommissar. „Geldübergaben sind dabei glücklicherweise eher selten. Aber wenn es dazu kommt, dann geht es meist um hohe Summen.“
Dass in Meerbusch die Zahl der Betrugsdelikte insgesamt gestiegen ist, zeigt ein Blick in die Kriminalitätsstatistik 2020: Mit 373 Fällen – dazu gehören auch Computer- und Kreditbetrug sowie das Erschleichen von Leistungen – gab es 80 Fälle mehr als im Vorjahr. „Allerdings ist im Vergleich zum Jahr 2019 auch die Aufklärungsquote gestiegen, nämlich um knapp drei Prozentpunkte auf 48,5 Prozent“, erklärt Thomas Pilz. Ähnlich verhält es sich mit der Zahl sämtlicher bekannt gewordener Straftaten: 21 Delikte mehr wurden registriert (2184 in 2020, 2163 in 2019). Aber auch hier stieg im Vergleich zum Vorjahr die Aufklärungsquote, und zwar um neun Prozentpunkte auf 45,9 Prozent.
„In Meerbusch kommen sämtliche Deliktsarten vor“, sagt Pilz. Und obwohl die Zahlen in einigen Bereichen leicht gestiegen sind, betont der Meerbuscher Polizeichef: „Es gibt keine auffälligen Orte mit Gewaltkriminalität. Und auch mit jugendlichen Straftätern hat die Stadt kein massives Problem.“
Von insgesamt 885 Tatverdächtigen im Jahr 2020 – die meisten männlich – waren 170 unter 21 Jahre alt. Wenn Meerbuscher Jugendliche Straftaten begehen, dann handelt es sich meist um Drogendelikte. Mit einigem Abstand folgt die einfache Körperverletzung vor der Sachbeschädigung und der gefährlichen Körperverletzung.
Ein Trend, der zuletzt landesweit deutlich wurde, zeigt sich auch in Meerbusch: Während die Zahl der
Betrügereien im vergangenen Jahr gestiegen ist, sank die Zahl der Einbrüche (116 statt 137). „Man kann mutmaßen, dass die Corona-Krise der Grund dafür ist“, sagt Thomas Pilz. „Aber belegt ist das nicht.“Sicher sei jedoch, dass Einbrecher in Zeiten von Homeoffice sowie geschlossenen Restaurants, Kinos und Theatern grundsätzlich häufiger damit rechnen müssten, die Bewohner zuhause anzutreffen. Aber mittlerweile würden auch viele Hausbesitzer mehr Wert auf hochwertigen Einbruchschutz legen – „das zahlt sich aus und macht sich in der Statistik bemerkbar“, so Pilz.
Die andauernde Corona-Pandemie beeinflusst aber nicht nur die Kriminalitätsstatistik, sondern auch die tägliche Arbeit der Polizei. „Wenn Gruppen sich nicht coronakonform verhalten, schreiben wir auch Anzeigen“, sagt Pilz. Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung zu ahnden, sei mittlerweile zum ständigen Auftrag für die Streifen-Kollegen geworden. „Wir werden aber auch gerufen, wenn Bürger Verstöße beobachten. Solchen
Meldungen gehen wir sofort nach und ahnden sie, nach Möglichkeit mit dem nötigen Maß an Fingerspitzengefühl.“
In der öffentlichen Wahrnehmung werden in Meerbusch besonders viele Autos gestohlen. Dass das so nicht stimmt, belegen die Zahlen: Im Jahr 2020 wurden im Stadtgebiet nur 33 Fahrzeuge gestohlen, im Jahr davor waren es noch 41. Ein weiteres Auto-Klischee, das der Chef der Meerbuscher Wache jedoch bestätigen kann: „In Meerbusch werden meist besonders hochwertige Fahrzeuge gestohlen.“
Ein weiterer Diebstahlswert in der Statistik des Vorjahres fällt besonders auf, lässt sich aber kaum erklären: Die Zahl der Fahrraddiebstähle in Meerbusch ist enorm gesunken, und zwar um 116 auf 196 registrierte Fälle im Jahr 2020. „Eine richtige Erklärung dafür habe ich tatsächlich nicht“, sagt Pilz. Seine Vermutung: „Vielleicht sichern die Radfahrer ihre Räder besser, weil die mittlerweile immer hochwertiger sind.“
Das Fazit vom Leiter der Meerbuscher Polizeiwache: „„Das Sicherheitsgefühl in Meerbusch dürfte hoch sein. Und wir werden weiterhin alles dafür tun, dass es so bleibt.“