Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Neue Ratsmehrheit plant mehr Tempo-30-Zonen in Neuss
Die neue Ratsmehrheit erreicht im Bemühen um Geschwindigkeitsbegrenzungen erste Resultate. Auf sechs Straßen soll es zeitnah Tempo 30 geben. Mehr ist geplant.
NEUSS Tempo 30 wird immer mehr zum Normalfall auf Neusser Straßen. Nachdem die neue Ratsmehrheit von SPD, Grünen und „UWG/ Aktiv für Neuss“im März vollmundig zur „Offensive für Geschwindigkeitsbeschränkungen“geblasen hatte, kommen schon jetzt Resultate in Reichweite.
Wenn am 27. April der Ausschuss für Planung, Stadtentwicklung und Mobilität tagt, wird die Verwaltung dem Vernehmen nach ein Tempolimit für Schiller-, Dreikönigen- und Weingartstraße, Selikumer Weg und Nordkanalallee sowie für die Straße An der Obererft anregen. Mit der Neukirchener Straße in Rosellerheide und der Hochstadenstraße in Hoisten sollen zudem noch eine Handvoll weiterer Straßen auf Tempo 40 zurückgestuft werden.
Diese Lösung war in der Vergangenheit zum Beispiel in Holzheim und Weckhoven erfolgreich erprobt worden und bietet sich für schnelle Verbesserungen an, da sie ohne größere bauliche Veränderungen an der Straße angeordnet werden kann. An der Obererft beispielsweise sollen diese Voraussetzungen geschaffen werden, wenn nach der Kanalsanierung im kommenden Jahr der Straßenraum neu geordnet wird.
Die Straße selbst wird dabei zwar von 7,50 auf acht Meter verbreitert, beschloss der Bauausschuss erst im Februar, dafür aber werden beiderseits 1,75 Meter breite Schutzstreifen für Radfahrer angelegt, so dass sich die Kernfahrbahn auf 4,50 Meter
verengt. Als die Stadt vor fast drei Jahren den Anwohnern dieser Straße ihre ersten Ideen für einen Umbau vorstellte, hatten diese schon den Wunsch nach einem Tempolimit vorgetragen. Und sie ließen offenbar auch danach nicht locker. „Die Anwohner beklagen seit Jahren massive Geschwindigkeitsüberschreitungen“, berichten Julia Conti (SPD) und Roland Kehl (Grüne), die dieses Ansinnen unterstützen, sodass das Tempolimit nach der Kommunalwahl auch im Kooperationsvertrag von „Rot Grün plus“verankert wurde. Und wenn man an der einen Straße schon ansetzt, kann man auch gleich die mit ihr verbundenen Nebenstraßen mitberücksichtigen.
Das Tempolimit soll zeitnah kommen – und losgelöst von einer viel größeren Untersuchung. Denn eigentlich will „Rot-Grün plus“viel mehr. Mehr Tempo 30, vor allem. Mit dieser Zielvorgabe hat die Kooperation die Verwaltung in Marsch gesetzt. Sie soll möglichst bald darlegen, wo innerhalb geschlossener Wohngebiete Tempo 30 eingerichtet werden kann. Mit ihrem Vorstoß sieht sich die Kooperation am Puls der Zeit. Zum einen, weil die Klagen von Anwohnern über zu schnell fahrende Autos und den damit verbundenen Lärm, die an die Politik herangetragen werden, nicht abreißen. Zum anderen, weil auch die Gewerkschaft der Polizei in Nordrhein-Westfalen schon mehrfach angemahnt hat, die Höchstgeschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften generell auf 30 Stundenkilometer festzusetzen. Tempo 50, so die Begründung, werde den Anforderungen an den Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer nicht mehr gerecht. Zumal auch der Anteil der Radfahrer stetig zunimmt – und auch nach dem Wunsch der meisten Fraktionen im Neusser Stadtrat weiter steigen soll.
Dass Tempo 30 nicht immer durchzusetzen ist, ist die Kehrseite der Medaille. So musste die Politik jüngst die Neusser Stadtverwaltung in die Pflicht nehmen, die Einhaltung des Tempolimits im Stadtteil Pomona auch mit baulichen Mitteln sicherzustellen.