Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Auf verzweigten Wegen durch Lank-Latum
Früher waren Gassen beliebte Abkürzungen. Einige existieren noch heute, andere sind längst verschwunden.
LANK-LATUM (ena) Nach einem langen Abend in der Kneipe ist es angenehm, wenn der Heimweg möglichst kurz ist. So befanden sich früher am Anfang oder Ende von Gassen oft die beliebtesten Kneipen des Ortes. Aber das ist nur ein Vorteil von Gassen, wie es sie früher zahlreich in allen Meerbuscher Stadtteilen gab. Der Heimatkreis Lank hat in historischen Unterlagen nach solchen Abkürzungen gesucht - und einige Beispiele gefunden. „Denn immer weniger lebende Lank-Latumer kennen noch die alten Gassen im Ort, die nahezu alle verschwunden sind“, erzählt Franz Jürgens, Heimatkreis-Vorsitzender.
Die Flächen wurden als Bauland und für den Straßen- und Wegebau benötigt. Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Menschen immer mobiler und die hauptsächlich von Fußgängern genutzten Gassen wurden überflüssig. Jürgens: „So gab es in der Bevölkerung auch kaum nennenswerte Proteste, als die Gassen im Zusammenhang mit Baumaßnahmen nach und nach geschlossen wurden.“
Die historischen Gassen haben die großen Straßenzüge in Lank und Latum miteinander verbunden und verkürzten so für die Fußgänger den Weg von A nach B. Die Abkürzungen entstanden über die Jahrzehnte zwangsläufig aus Trampelpfaden, die über Höfe, aber auch durch Gärten, über Obstwiesen und Felder führten. Latum beispielsweise sei seit jeher von zwei Straßenzügen geprägt, berichtet Jürgens: Die sogenannten Landstraße (heute Uerdinger Straße; ehemals B 222) und die Angere Stroot (heute Mittelstraße).
Beide Straßen verlaufen über eine Strecke von fast 900 Meter nahezu parallel und wurden von fünf Gassen (Plattdeutsch: Jatze) verbunden. Die Abkürzungen verliefen von Latum in Richtung Landstraße folgendermaßen:
Schwane-Jatz Sie führte vom Hosterhof auf der Mittelstraße zum Schwanenhof an der heutigen Uerdinger Straße.
Wankums-Jatz Sie führte von Wankum in Latum zur Krefelder Straße (heute Bismarckstraße) bis kurz vor der Landstraße.
Winkmanns-Jatz Sie führte von Latum bis zum Schmied Winkmann (ehemals Gaststätte „Zum schwarzen Pferd“) an der Landstraße. Wehrhahns-Jatz Sie führte ungefähr vom heutigen Landhandel Norf in
Latum bis zur früheren Gaststätte „Breuers-Schierkes“an der Landstraße.
Die Gassen setzen sich von der Landstraße aus in Richtung Lank fort. Dort sind noch die Moesch-Jatz und die Scheermanns-Jatz bekannt.
Die Struktur der Scheermanns-Jatz, die vom früheren Schuster Maritzen auf die heutige Schulstraße führte, ist heute noch erkennbar
Im Ortsteil Lank werden in den Unterlagen folgende Gassen erwähnt:
Wintersig-Jatz Sie führte vom Güldene Crütz zum Dicken Loch und hatte im Laufe der Jahrzehnte verschiedene Namen.
Groote Jaat Die Große Gasse führte in Richtung Ilverich.
Schulgasse Das ist die Verbindung zwischen Hauptstraße und Gonellastraße, diese Gasse gibt es heute noch.
Steuergasse Sie führte von der Hauptstraße (in Höhe ehemaliges jüdisches Gebetshaus) vorbei am früheren Branntweinhandel Weyergraf zum neueren Bürgermeisteramt (Löwenburg) auf der Gonellastraße.
Auch in den Neubaugebieten von Lank-Latum gibt es noch Verbindungsgassen, etwa von der Wasserstraße zur Straße Im Schieb. Von der Tilsiter Straße über die Stettiner Straße bis zur Berliner Straße, vorbei am heutigen Technischen Rathaus (ehemals Hauptschule Stettiner Straße). Von der Straße In der Loh zur Greifswalder Straße. Sowie zwischen der Straße Auf der Hees und der Wasserstraße, diese Gasse wurde aber vor einigen Jahren durch die Stadt geschlossen. All diese neueren Verbindungsgasse haben keine eigenen Namen.
Der Heimatkreis bedauert, dass viele Gassen nicht mehr existieren. Franz Jürgens ist davon überzeugt: „Sie würden auch heute noch ihren Zweck erfüllen, etwa als Wanderund Radweg.“