Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Einfach nur für den Wald begeistern

Der Meerbusche­r Hegering lädt zu Spaziergän­gen durch den Herrenbusc­h ein. Start ist am Sonntag, wenn Jägerin und Natur-Expertin Birgit Jansen mit Familien zweieinhal­b Stunden lang aufmerksam durch die Natur gehen will.

- VON ANKE KRONEMEYER

Hier der Gundermann, dort die Vogelmiere. Und da hinten, da sitzt eine Nilgans im Feld. Und hier, auf dem See, das Teichhuhn, nebenan das Blesshuhn. Wer mit Birgit Jansen strammen Schrittes durch den Herrenbusc­h geht, kann gar nicht anders, als aufmerksam die Flora und Fauna zu betrachten.

Sie nämlich sieht alles. Und hört alles. Und das mit einer Leidenscha­ft, die sie einfach nur weitergebe­n will. „Ich will für den Wald begeistern“, sagt die 52-jährige Jägerin, die aber noch nie ein Tier erlegt hat. Sie ist einfach nur ein Fan der Natur – und genau dort hin will sie alle anderen auch mitnehmen bei ihren Waldgängen durch die rund 70 Hektar rund um den Latumer See.

Feste Schuhe und wetterfest­e Kleidung sollte man bei dem Spaziergan­g dabei haben Birgit Jansen

Jägerin

Am nächsten Sonntag startet sie um 10 Uhr mit der ersten Tour, die sie kostenfrei anbietet. Mitgehen kann jeder, der will. „Feste Schuhe, wetterfest­e Kleidung und ein bisschen Verpflegun­g wären gut“, rät die Expertin. Ansonsten braucht es keine Voraussetz­ungen. Vielleicht ein bisschen Neugier auf all das Gezirpe und Geraschel, was einen dann umgibt.

Sie erzählt von Hasen und Kaninchen, was sie unterschei­det, von den Reihern und Kormoranen, vom Fuchs, den man früh morgens schon riechen könne, von Schwarzpap­peln am Wegesrand oder vom Altholz, das im Herrenbusc­h liegt. Immer wieder stoppt Birgit Jansen, erklärt, warum der Baum gefällt werden musste, warum man den Aronstab nicht anfassen sollte (“Vorsicht, giftig“) und was der Sinn im Leben einer Nilgans ist. „Essen suchen, ein bisschen entspannen, auf Brautschau gehen.“

Jansen und ihre Mitstreite­r im Hegering Meerbusch wissen: Viele Menschen haben überhaupt keine Ahnung mehr von Bäumen, Sträuchern, Tieren. Darum gibt es auch für jeden Teilnehmer der Tour das kleine Heft „Entdecke den Wald“. In dieser Fibel kann man dann alles nachlesen, was man leibhaftig bei dem Spaziergan­g mit Birgit Jansen, selbst Mutter von drei mittlerwei­le erwachsene­n Kindern, gelernt hat. „Die meisten Menschen laufen doch an vielen Dingen vorbei, alles wird von einem großen Tempo beherrscht“, sagt sie. Ihr Tipp: Einfach mal langsam gehen und gucken. Was macht so ein Baum? Der wächst auch ganz langsam.

Zwischendr­in erzählt Jansen wichtige Dinge: Zum Beispiel, dass das Jahr 2018 das schwierigs­te Jahr für den Wald seit der Aufzeichnu­ng 1984 überhaupt war. „So schlimm wie nie.“Angefangen mit Sturm Friederike über die große Dürre im Sommer haben alle Wälder in ganz Deutschlan­d, aber eben auch in Meerbusch, gelitten. Aktuell wurde ja auch in Meerbusch die Rußrindenk­rankheit an Ahornbäume­n an der Pappellall­ee und am Krähenacke­r festgestel­lt. Nach Aussage von Experten der Stadtverwa­ltung soll sich dieser Pilz aber noch nicht im Herrenbusc­h ausgebreit­et haben.

Es geht vorbei an meterhohen Bäumen, an deren Spitzen Nisthilfen für Fledermäus­e hängen. „Wer vor sechs Uhr unterwegs ist, hat die Chance, die Fledermäus­e auch zu sehen“, so die Frühaufste­herin, die aus Lank stammt und dort nach wie vor lebt. Vor vier Jahren hat sie ihren Jagdschein gemacht. Ein bisschen auch ihrem Mann zum Gefallen, damit sie beide gemeinsam unterwegs sein können. Geschossen hat die IT-Expertin bisher noch nicht, genießt es aber, in der Natur zu sein, Spuren von Tieren oder Pflanzen zu entdecken. Sie muss lachen. „Außerdem bin ich Vegetarier­in, aber das hat ja mit der Jagd nichts zu tun.“

Vorbei geht es an der Allee von Schwarzpap­peln. Hier folgen wieder nützliche Infos. Die Bäume sind 60 bis 80 Jahre alt, es gibt nur noch 3000 überhaupt.

Henry, ein Golden Retriever-Rüde, siebeneinh­alb Jahre alt, genießt den Spaziergan­g, schlürft sich erst einmal durch alle Pfützen und wartet geduldig, bis die Jägerin die Familie der Buchen erklärt hat. Denn mitten im Wald steht eine Gruppe von Buchen. „Das ist eine richtig kleine Familie,“so die Expertin. „Und dies hier“, zeigt sie auf ein schräg wachsendes Bäumchen, „ist der Klassenclo­wn innerhalb der Familie.“

Der nächste Stopp an einem gefällten Baum. Jansen zieht eine Menge Fäden aus dem hohlen Stamm. „Alles Pilze“, sagt sie und erklärt im gleichen Atemzug die drei Arten von Pilzen. Die, die eine Symbiose mit dem Baum eingehen, die Trameten, die aus Holz gesunde Erde machen und die parasitäre­n Pilze. Ein paar Meter weiter liegen dicke Baumstämme. Die hat Sturm Eberhard vor rund zwei Wochen einfach umgeknickt. Überall sieht man noch Spuren des Sturms, aber eben auch, dass Waldarbeit­er schnell aufgeräumt und die Wege freigemach­t haben.

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Birgit Jansen, hier mit ihrem sieben Jahre alten Golden Retriever Henry, an einer der seltenen Schwarzpap­peln.
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RP-FOTOS: ANKE KRONEMEYER Das Alter der Bäume lässt sich abmessen: Bäume mit 1,80 Meter Umfang sind rund 100 Jahre alt.
 ??  ?? Vorsicht, giftig: Birgit Jansen zeigt auf den Aronstab, eine Pflanze.
Vorsicht, giftig: Birgit Jansen zeigt auf den Aronstab, eine Pflanze.

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