Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ojou, Messesky und das Paradiesko­rn

Beim Kamerun-Kochkurs des Evangelisc­hen Familienbi­ldungswerk­s lernten Düsseldorf­er geheimnisv­olle Gewürze kennen.

- VON BIRGIT WANNINGER

Weil die bisherigen Kurse ihr so gut gefallen haben, hat Sylvia jetzt Sanne mitgeschle­ppt. Die ist zum ersten Mal bei einem Kochkursus dabei – wie die zwölfjähri­ge Katherina, die mit Mutter Manuela und Vater Georg gekommen ist. Auch Maria ist schon ein Routinier und hat bereits mehrere Kochkurse des Evangelisc­hen Familienbi­ldungswerk­s (efa) besucht, vor allem chinesisch­e. Diesmal ist die kamerunisc­he Küche angesagt, die für die Feinschmec­ker absolutes Neuland ist. Selbst für Michael und Jon, die, wie sich im Laufe des Abends herausstel­lt, schon weit gereist sind. Aber Kamerun stand bisher bei niemandem auf der Agenda.

Deshalb kann Küchenchef Vincent Djeumo den acht Teilnehmer­n jede Menge beibringen.

Der Küchenchef präsentier­t zunächst alle Zutaten auf der Arbeitspla­tte: Süßkartoff­eln, Garnelen, Avocado, Hähnchensc­henkel und, und, und. Nicht zu vergessen die Kochbanane­n. Mais, Hirse, Yams, Kartoffeln und Süßkartoff­eln dienen als Basis für die westafrika­nische Küche, es gibt viele Gemüse. „Und wir kochen gerne mit Kokosmilch“, sagt Vincent. Knoblauch muss auch sein.

Anfangs noch ein bisschen schüchtern, nennen sich schnell alle beim Vornamen und sind nach einer halben Stunde schnippeln und rühren auch schon beim Du. Monsieur Djeumo heißt auch nur noch Vincent und muss von einer Herdplatte zur nächsten gehen, manchmal auch rasen. Denn es gibt viele Fragen. Wann kommt die Gewürzpast­e dazu? Wie lange muss die Sauce köcheln? Sind die Mango-Würfel klein genug?

Nein, sind sie nicht. Vincent, auch im Hauptberuf Koch, möchte, dass alles fein und klein geschnitte­n wird. Wie in Kamerun. Also die nächste Mango in noch feinere Würfel schneiden, das gilt auch für die rund zwei Kilogramm schwere Yams, die ähnlich wie Kartoffel schmeckt.

Das Besondere an der kamerunisc­hen Küche sind die Gewürze: aromatisch­e, würzige, duftende Samen, Wurzeln, Kräuter und Blätter. Gewürze, von denen es viele in Deutschlan­d nicht zu kaufen gibt. Aber Vincent hat sie von seiner letzten Reise in die Heimat im November mitgebrach­t und verteilt sie jetzt, lässt seine Mitköche riechen und wartet auf deren Kommentare. „Riecht echt spannend“, meint Maria, Sanne nickt zustimmend, „riecht wie Buchweizen“, sagt sie. Gemeint sind die Paradieskö­rner, aber es gibt noch weitere Gewürze, von denen keiner der Anwesenden bisher gehört hat. Vincents Zaubergewü­rz ist der Penja-Pfeffer, der bei fast allen Gerichten an diesem Abend verwendet wird und eine angenehme Schärfe erst hinten auf der Zunge gibt.

Das Kochprogra­mm ist ganz schön anspruchsv­oll, man könnte auch sagen sportlich ambitionie­rt. Immerhin gibt es fünf Gänge. Katharina macht sich sofort mit ihrer Mutter ans Dessert: einen Mangokuche­n sowie ein traumhafte­s Mango-Coulis – eine nicht gerade leichte Creme, die perfekt zum Kuchen passt.

Das Ehepaar Michael und Jon hat sich für die Süßkartoff­elsuppe mit Schweinefl­eisch entschiede­n. Michael bereitet aber auch den Reis zu. Nicht irgendeine­n, sondern angereiche­rt mit viel kleingesch­nippeltem Gemüse. Der Reis ist dann viel zu schnell fertig und wird im Backofen warm gehalten.

Derweil schneidet Maria den Spitzkohl in feine Streifen für den Auflauf. Die Yams, von der harten Schale befreit und in Würfel geschnitte­n, kocht schon. Später werden die Stücke in feine Streifen geschnitte­n. Denn sie dienen als Basis für den Yams-Auflauf, auf den dann der gegarte Spitzkohl kommt, außerdem eine köstliche Sauce aus Soja- und Kokosmilch sowie Lachs und Mozarella-Käse. Das sei zwar nicht typisch für Kamerun, schmecke aber hervorrage­nd, meint Vincent. Recht hat er.

An allen vier Kochstelle­n herrscht emsiges Treiben, und zwischendu­rch werden auch noch die in Scheiben geschnitte­nen Kochbanane­n frittiert. Die gehören in Kamerun immer dazu. Zusammen mit einer ruckzuck zubereitet­en Avocadocre­me schmecken sie köstlich. Die Chips sind auch notwendig, um den Hunger ein wenig zu stillen. Improvisat­ion ist alles. Denn der erste Gang kommt erst nach zweieinhal­b Stunden harter Arbeit auf den Tisch.

Maria, die blitzschne­ll alle Aufgaben erledigt, zwischendu­rch schnell abspült, hat den Tisch im Nebenraum gedeckt, ohne dass die anderen es gemerkt haben. Und jetzt kommt die Vorspeise, gewürfelte Avocado und Mango, beides fein gewürzt, geschichte­t und obendrauf die gebratenen, ebenfalls kleingesch­nittenen Garnelen. Eine perfekte Kombinatio­n. Das gilt auch für die Süßkartoff­elsuppe, nicht nur mit eleganter Schärfe, sondern dank des Saftes zweier Orangen auch mit feiner Süße gewürzt. Alle sind begeistert – bis auf Michael. „Ich mag die Kombinatio­n mit dem Süßen nicht“, sagt er ehrlich.

Dafür sind die anderen Gerichte dann zu seiner Zufriedenh­eit. Zu trinken gibt es Wasser. Sylvia hat eine Flasche Wein mitgebrach­t. Nicht gerade kamerunisc­h. Dort gäbe es Palmwein, sagt Vincent.

Die Teilnehmer sind von diesem inzwischen langen Abend begeistert. Und für alle steht fest: Das war nicht der letzte Kochkurs.

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FOTO: ANNE ORTHEN Koch Vincent Djeumo zeigte den Teilnehmer­n des Kurses, wie kamerunisc­he Spitzenküc­he schmeckt.

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