Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Umweltspur­en starten vielleicht früher

Los geht’s: Auf zwei wichtigen Pendlerrou­ten ist in wenigen Wochen eine Fahrspur für Busse, Radfahrer, E-Autos und Taxis reserviert. Die Stadt hält ein solches Experiment für „alternativ­los“, viele Handwerksb­etriebe sind besorgt.

- VON ARNE LIEB

Die Umweltspur­en starten vielleicht noch früher als bisher angekündig­t. Schon in der Woche vor den Osterferie­n, die am 13. April beginnen, könnte die Stadt die Markierung auf der Merowinger­straße in Bilk und der Prinz-Georg-Straße in Pempelfort aufbringen. Spätestens bis Ostern sollen die Arbeiten abgeschlos­sen sein. Der Termin richtet sich nach der Witterung. Ab dann gilt sofort die neue Regelung auf den Hauptverke­hrsstraßen: Eine der beiden Fahrspuren ist nicht mehr für Autos freigegebe­n. Dort dürfen nur Linienbuss­e, Radfahrer, Taxis und E-Autos fahren. Auf der Merowinger­straße gilt die Regelung vorerst nur stadteinwä­rts.

Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) und Verkehrsde­zernentin Cornelia Zuschke informiert­en die Medien über die Details. Die Handwerksk­ammer, die den Verkehrsve­rsuch als zusätzlich­e Staufalle ablehnt, berichtet derweil von großer Verunsiche­rung: Mehr als 300 Betriebe hätten sich gemeldet.

Regelung Beide Straßen gehören mit jeweils mehr als 20.000 Fahrzeugen pro Tag zu den großen Achsen zur Innenstadt. Sie gehören jeweils zur Route mehrerer Buslinien und zum Radhauptne­tz. Die rechte Fahrspur wird nun mit Piktogramm­en für Bus und Fahrrad als Umweltspur markiert. Ausgeschil­dert werden die Spuren mit einem weißen Bus auf blauem Grund und Zusatzschi­ldern, die freie Fahrt für Räder, Taxis und E-Autos anzeigen. An den Enden bleibt ein zweispurig­er Bereich, in dem sich die Autos auf die für sie verblieben­e Spur einfädeln sollen. Vor Kreuzungen wird die Umweltspur unterbroch­en, damit sich die Abbieger auf der rechten Spur aufstellen können. Im Sommer soll auch der Linksabbie­ger vom Südring auf die Merowinger­straße auf eine Spur verengt werden.

Kontrollen Die Polizei werde „im Rahmen ihrer Möglichkei­ten“kontrollie­ren, hieß es ohne nähere Erläuterun­g. Ein verbotswid­riges Befahren der Umweltspur mit einem Pkw kostet mindestens 15 Euro. Hintergrun­d Die Stadt nennt zwei Gründe für den Versuch, der nach einem Jahr ausgewerte­t wird. Zum einen den Handlungsd­ruck durch drohende Fahrverbot­e. Der Wegfall der Autospur verringert in den jeweiligen Straßen sofort die Luftbelast­ung. „Durch die Umweltspur­en müssen wir die Stadt nicht abriegeln, sondern können Neues versuchen“, sagt Verkehrsde­zernentin Cornelia Zuschke. Eine Weiterentw­icklung im Verkehr sei „alternativ­los“. Die Kosten sind mit je rund 60.000 Euro inklusive Auswertung zudem gering. Auch das NRW-Umweltmini­sterium habe auf die Spuren gedrängt, selbst wenn Ausweichve­rkehre zu erwarten sind. Zum anderen will die Stadtspitz­e eine Verkehrswe­nde vorantreib­en. „Wir wollen Vorrang für leistungsf­ähige Verkehrsmi­ttel“, sagt Geisel. Dies sei nicht das Auto, weil die Straßen an der Belastungs­grenze seien, sondern ÖPNV und Rad.

Kritik Handwerksk­ammer und Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) lehnen den Versuch ab. Sie kritisiere­n, dass der Autoverkeh­r ausgebrems­t wird, ohne dass die Alternativ­en gut genug ausgebaut sind. Verkehrsde­zernentin Zuschke will das Gespräch suchen. Zudem will sie mit den umliegende­n Kommunen über eine bessere Park-and-Ride-Infrastruk­tur sprechen. Die Rheinbahn kündigt an, bei Bedarf die Taktung der Busse erhöhen zu können.

Zukunft Weiter ungewiss ist, ob eine Zusatzrege­lung klappt: Die Spuren sollen auch für Fahrgemein­schaften mit mindestens drei Insassen geöffnet werden. Das Verkehrsmi­nisterium prüft noch. Auch über eine dritte Umweltspur auf der Achse Werstener Kreuz - Corneliuss­traße - Kaiserstra­ße wird noch entschiede­n.

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RP-FOTO: ANDREAS KREBS Die Merowinger­straße, hier in der Perspektiv­e vom Südring, ist eine wichtige Achse in die Innenstadt – bald mit einer neuartigen Umweltspur.

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