Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Aneurysma-Spezialist, der erstmal Meeresbiol­ogie studierte

Professor Bernd Luther ist Chefarzt am Alexianer-Klinikum. Er begann an der Charité in Berlin und war bis 2017 13 Jahre Chefarzt am Helios-Klinikum.

- VON SVEN SCHALLJO

Von der Chirurgie bekommt Professor Bernd Luther einfach nicht genug. Im Jahr 2017 erreichte er das Rentenalte­r. Bis dahin war er als Chefarzt für Gefäßchiru­rgie am Helios-Klinikum angestellt. Doch Rente, das konnte der Experte, der seine Laufbahn im Jahr 1972 an der weltbekann­ten Charité in Berlin begann, sich nicht vorstellen.

„Ich wollte die Arbeitsbel­astung langsam herunterfa­hren und weiter als Chirurg aktiv sein. Diese Chance bot mir das Alexianer-Krankenhau­s, und so bin ich hierhin gewechselt“, erzählt der Experte, der seitdem aktiv ist, die Klinik zwischen Dießemer Bruch und Oberdießem­er Straße zu einem Fachzentru­m für Gefäßchiru­rgie zu machen.

Die Verringeru­ng der Arbeitsbel­astung gelang dabei allerdings nicht. „Nein“, sagt er lachend „weniger arbeite ich heute nicht.“Das sei aber gar nicht schlimm. Im Gegenteil! „Ich tue hier das, was mir Spaß macht und meine Leidenscha­ft ist. Ich arbeite heute nicht mehr des Geldes wegen, sondern weil ich mich hier verwirklic­hen kann und Menschen helfe. Selbst wenn ich zwölf Stunden im Operations­saal stehe, belastet mich das nicht. Es ist tatsächlic­h heute wie ein Hobby für mich“, erzählt Luther.

Dabei sah es zunächst eigentlich gar nicht nach einer Karriere in der Medizin aus. „Ich wollte schon immer Chirurg werden. Doch zunächst hat es damit nicht geklappt. Darum habe ich Meeresbiol­ogie studiert und bin einige Zeit zur See gefahren, eh ich an der Humboldt-Universitä­t mit dem Studium beginnen konnte.“

Von der weltbekann­ten Charité in Berlin ging es bis dann nach Krefeld. Die Operations­methoden haben sich über die Jahre stets weiter verfeinert. Besonders spektakulä­r ist dabei die Behandlung von Aneurysmen. Diese entwickeln sich langsam, doch irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem das Gefäß reißt. Geschieht das, dann liegt die Überlebens­chance bei rund 20 Prozent.

„Es ist dann entscheide­nd, in welche Richtung das Gefäß reißt. Geht es nach links, in Richtung Darm, dann verblutet der Patient in Sekunden. Reißt das Gefäß nach rechts, dann wirken die Organe wie ein Druckverba­nd. Dann ist ein Überleben im Bereich einer Stunde möglich“, erklärt der Chirurg. In letzterem Fall ist also bei einer Not-Operation noch etwas zu retten.

Besser ist aber, proaktiv tätig zu werden. „Risikopati­enten mit Übergewich­t, starke Raucher oder Konsumente­n von viel Alkohol, Menschen also, die einen hohen Blutdruck haben, können sich beim Hausarzt untersuche­n lassen. Bei einer Ultraschal­luntersuch­ung sieht der das Aneurysma im Bauchraum zuverlässi­g“, erläutert Luther.

Wird die Verdickung des Gefäßes festgestel­lt, dann gibt es zwei Wege der Behandlung: entweder offen, oder mit Hilfe eines Stents.

Bei der offenen Methode wird der Bauchraum geöffnet und das Gefäß aufgeschni­tten. Dann bringt der Arzt einen Schlauch ein, der ober- und unterhalb des Aneurysmas vernäht wird, und schließt das Gefäß schließlic­h wieder um besagten Schlauch. Die Methode ist dauerhaft, aber mit einem höheren Risiko – die Sterblichk­eit bei der Operation liegt um die drei Prozent – verbunden.

Schonender und sicherer ist das Einbringen eines Stents. „Wir machen dabei einen kleinen Schnitt an der Leiste. Das geht in örtlicher Betäubung. Dadurch führen wir einen acht Millimeter großen Katheter ein, durch den der Stent eingebrach­t wird. Das ist ein Schlauch mit Metallvers­tärkungen, der sich selbst aufspannt und im Gefäß liegt“, erklärt Luther.

Die Methode ist sehr verträglic­h, und die Patienten gehen in den USA am gleichen Tag nach Hause. „Hier erlauben das die Kassen aber nicht“, sagt der Spezialist. Zwar ist eine regelmäßig­e Kontrolle wichtig, die tickende Zeitbombe im Körper ist aber entschärft.

Rund 50 solcher Operatione­n hatte Luther allein am Alexianer, und viele weitere sollen folgen. Denn die Rente ist für ihn mehr Drohung, denn Verheißung – sehr zum Wohle seiner Patienten.

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RP-ARCHIVFOTO: MARK MOCNIK Die Ost- und Südansicht des Brempter Hofs mit dem gotischen Spitzbogen. Seine Ursprünge hat er im 13. Jahrhunder­t.
 ?? RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Prof. Bernd Luther hat als Chirurg an der Charité in Berlin angefangen. Heute ist er Chefarzt am Alexianer.
RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Prof. Bernd Luther hat als Chirurg an der Charité in Berlin angefangen. Heute ist er Chefarzt am Alexianer.
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FOTO: STADT KR Bei Grabungen kam ein Brunnen zutage.

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