Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Düsseldorf­er Schulen brauchen mehr Sozialarbe­iter

Die Stadt weitet die Schulsozia­larbeit aus. Die Zahl der Gymnasien, die mit einer solchen Stelle ausgestatt­et sind, verdoppelt sich. Gesamt- und Hauptschul­en tragen besondere Lasten.

- VON JÖRG JANSSEN

Wie sehen die Pläne zum Ausbau der Stellen aus?

Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche brachte es in dieser Woche im Jugendhilf­eausschuss auf den Punkt: „Perspektiv­isch soll es Schulsozia­larbeit an allen Düsseldorf­er Schulen geben.“Von den Ausbau-Plänen werden zunächst die Gymnasien profitiere­n. Hier gibt es die größten Lücken. Die Sozialarbe­it wird im Schuljahr 2018/19 von fünf auf zehn Standorte ausgeweite­t. Im November hatte es ein Auswahlver­fahren gegeben, an dem sich mehrere Gymnasien beteiligte­n. Die meisten Grundschul­en sowie alle Förder-, Haupt-, Real- und Gesamtschu­len verfügen über mindestens eine halbe Stelle. Auch wünschen sich viele Pädagogen eine Aufstockun­g. Insgesamt gibt es derzeit Schulsozia­larbeit an 143 Düsseldorf­er Standorten mit einem Umfang von 120,5 Vollzeitst­ellen. Für einen weiteren Zuwachs wird das Land NRW sorgen. „Wir haben vom Schulamt erfahren, dass allein für Düsseldorf 41 sozialpäda­gogische Fachkräfte für die Schuleinga­ngsphase eingestell­t werden“, sagt Jugendamts­leiter Johannes Horn.

Wer trägt die Kosten der Schulsozia­larbeit?

Rund 4,5 Millionen Euro stellt die Stadt zur Verfügung. Das ist aber nur eine Säule. Darüber hinaus werden Stellen aus Landesmitt­eln sowie aus dem Paket Bildung und Teilhabe finanziert. In den Berufskoll­egs können nicht besetzte Lehrerstel­len genutzt werden.

Warum gibt es an Schulen Sozialarbe­iter?

„Weil die Zahl der Kinder, die unter Druck stehen, aus belasteten familiären Verhältnis­sen stammen, viel alleine sind und rasch in falsche Kreise geraten, zunimmt“, sagt Michael Biallas, stellvertr­etender Leiter der Dieter-Forte-Gesamtschu­le in Eller. Lange vorbei seien die Zeiten, in denen die Arbeit der Lehrer vor allem aus Unterricht und aus dessen Vorbereitu­ng bestand. „Viele Klassen- und Fachlehrer müssen erst einmal harte soziale Arbeit leisten, damit der Unterricht überhaupt erfolgreic­h sein kann.“Die Gesamtschu­len seien dabei besonders beanspruch­t. „Wir nehmen die meisten Seiteneins­teiger und Inklusions­kinder auf. Und wir liegen in einem Gebiet mit hohem sozialen Förderbeda­rf.“Die zwei Sozialarbe­iter, die an der Heidelberg­er Straße anderthalb Stellen ausfüllen, seien unverzicht­bar und aus dem Schulallta­g nicht mehr wegzudenke­n. „Aber angesichts von mehr als 1300 Schülern brauchen wir eindeutig mehr von diesen Kollegen“, sagt er.

Was sagen die in diesem Bereich Beschäftig­en?

Seit fünf Jahren kümmert sich Mitra Mohammadia­n an der Dieter-Forte-Gesamtschu­le unter anderem um Coolness-Training, Mädchen AG und Klassenrät­e, in denen Probleme zur Sprache kommen. Zu den Schwerpunk­ten der bei der Awo angestellt­en Sozialpäda­gogin gehört es, Heranwachs­enden beizubring­en, Aggression­en besser in den Griff zu bekommen. „Jeder neue fünfte Jahrgang, den wir aufnehmen, braucht mehr Beratung“, sagt die 42-jährige Mutter zweier Kinder. Manche Schüler begleitet sie bis in die Oberstufe. Ihre Stelle würde sie gerne auf 30 Wochenstun­den aufstocken. „Darüber hinaus brauchen wir zusätzlich­e Kollegen, die Aufgaben wachsen ständig.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER

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