Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Mehr Einsatz für fair gehandelten Kakao
Lehrer-Kolumne Bernd Kowol fordert, den Einfluss der Milch-Lobby in den Schulen zu begrenzen.
Wer letztens aufmerksam die Diskussionen zum Schulmilchprogramm in NRW verfolgte, kam aus dem Staunen nicht heraus. Die EU fördert den Schulverkauf von Milch mit 2,6 Millionen Euro. Allerdings sollten gezuckerte Milchgetränke wie Erdbeer-, Vanille- und Kakaomilch nicht zum „gesunden Schulfrühstück“gehören. 370.000 Euro steuert NRW hier bei. Natürlich sorgte die Milchlobby in Brüssel für Ausnahmeregelungen, die NRW bereits unter der SPD/Grünen geführten Landesregierung nutzte, ungeachtet der Empfehlung von Ärzten, Diabetes-Forschern und Ernährungswissenschaftlern.
Eine der ersten Amtshandlungen der neuen Ministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) war die Reduzierung der gezuckerten Milch auf Kakaogetränke. Kakao sei für „Kinder wichtig, die für Milch pur nicht zu begeistern sind“. Über diese quasi ministerielle Verkaufsförderung werden sich die Milchkonzerne gefreut haben. Das in ihrer Verantwortung agierende „Informationsbüro Schulmilch“hatte vorher „verblüffende Fakten“über Kakaomilch verbreitet: Diese bringe bessere Schulnoten und könne gar die Werte bei der Bildungsstudie PISA verbessern.
Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch erreichte mit der Studie „Im Kakaosumpf – der Schulmilch-Report“, dass Werbung wie „Kakao steigert die Intelligenz“und „verursacht weniger Karies als Wasser“zurückgenommen wurde. Ministerin Heinen-Esser will nun die Eltern befragen, ob Kakaomilch im Programm bleibt.
In der Dezember-Ausgabe von „Stiftung Warentest“äußert sich der Kakaoexperte Friedel HützAdams kritisch über die „nachhaltigen Zertifizierer“wie beispielsweise UTZ. Sie könnten die bittere Armut der Kakaobauern derzeit nicht lösen. Er fordert nun ein EU-Gesetz, das die Einhaltung von Menschenrechten in den Produktionsketten vorschreibt. Das wird die Schüler der Schokofair AG an unserer Montessori-Gesamtschule freuen, die schon lange einen Schoko-TÜV zum Schutz der Kinder in den Ernteländern von der Politik fordern.