Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Mann, der in Europa Politik machen will

- VON ANKE KRONEMEYER

Harald von Canstein aus Ilverich zieht es nach Brüssel. Er bewirbt sich morgen vor der CDU.

Klimawande­l, CO2-Emmissione­n, Windenergi­e, Zertifikat­ehandel, Stromnetze und Stromkoste­n: Das sind die Themen, die Harald von Canstein beschäftig­en und umtreiben.

Der Ökologe und Umweltschü­tzer ist 2011 in die CDU eingetrete­n, mittlerwei­le im Stadtverba­nd aktiv und hat jetzt ein großes Ziel: Bei der Delegierte­nversammlu­ng der CDU Niederrhei­n morgen in Krefeld geht er als einer von vier Kandidaten für die Europa-Wahl ins Rennen. Die Mitbewerbe­r Stefan Berger, Andreas Hamacher und Christian Kremer sind bereits erfahrene Politiker, aber von Canstein glaubt: „Mein Alleinstel­lungsmerkm­al ist eben, dass ich kein Polit-Profi bin, dass ich nicht über ein großes Netzwerk in der Politik, sondern in Wissenscha­ft und Wirtschaft verfüge.“Gleichwohl geht er engagiert mit seinen Themen in die Kandidatur: „Ich möchte mehr für die Umwelt erreichen.“Wem das „grün“klingt, dem antwortet er: „Das geht auch in einer konservati­ven Partei. Es ist immer gut, wenn grüner Sachversta­nd vorhanden ist.“

Und den hat der 45-Jährige: In Düsseldorf geboren, studierte er dort auch Biologie, arbeitete drei Jahre in Japan, drei in Manchester. Er forschte, promoviert­e, spezialisi­erte sich – auf Bakterien. Die können Umweltgift­e abbauen und sogar Biogas produziere­n. Das tun sie unter seinen Fittichen, denn von Canstein ist Leiter der Biotechnik bei EON. Seit 2007 arbeitet er in Essen. Parallel zum Bewerbungs­verfahren dort ergab sich die Möglichkei­t, das ein Hektar große Anwesen mit sanierungs­bedürftige­n Gebäuden in Ilverich zu kaufen. Dort wohnt er nun mit Ehefrau, einer Betriebswi­rtin, und den drei Kindern zwischen vier und neun Jahren.

Und zahlreiche­n Pflanzen und Tieren: Auf dem Grundstück leben Gänse, Hühner und 25 Völker Bienen, die eine halbe Tonne Honig produziere­n. Pro Jahr macht von Canstein dann auch noch 1000 Gläser Marmelade ein. Das Obst – Erdbeeren, Himbeeren, Äpfel, Birnen, Mirabellen oder Pflaumen – wächst direkt vor der Haustür und wird im kleinen Hofladen verkauft. Oder aus einem Wägelchen heraus, der vor der Haustür steht und Spaziergän­ger oder Radfahrer einlädt. Nach und nach werden alle Gebäude von Grund auf saniert, renoviert und modernisie­rt. Familie von Canstein hat schon weitere Pläne: Vier Gästezimme­r sind bereits genehmigt, dann sollen auch noch Imkerkurse und Wildkräute­rwanderung­en angeboten werden.

Wie das alles mit einem möglichen Sitz im EU-Parlament, mit Reisen nach Brüssel und Straßburg vereinbar ist? „Das klappt; laut Aussage des bisherigen Abgeordnet­en der CDU Niederrhei­n, Karl Heinz Florenz, ist dies familienko­mpatibel“, sagt von Canstein, der aus einer uralten westfälisc­hen Adelsfamil­ie stammt und auf der CDU-Kandidaten­liste als „Freiherr von Canstein“firmiert. Aber eigentlich ist ihm dieser Titel nicht wirklich wichtig. „Das habe ich mir ja nicht selbst erarbeitet, meinen Doktortite­l schon.“Morgen will er erstmal als Umweltund Wirtschaft­sexperte die Parteifreu­nde überzeugen. Sein großes Ziel: „Aus der Welt einen grünen Planeten zu machen.“

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