Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Der Unterrichtsausfall ist nur ein Problem
Es gibt nicht viele Politikfelder, in denen eine Landesregierung so viel bewirken kann wie in der Schulpolitik. Abitur nach acht oder neun Jahren, neue Schulformen wie Gesamtschule oder Orientierungsstufe, längeres oder kürzeres gemeinsames Lernen – über all dies können Landespolitiker entscheiden. Entsprechend groß sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern bei Investitionen in Bildungspolitik, Abi-Noten, Wochenstunden oder Klassengrößen. In vielen dieser Disziplinen rangiert NRW bundesweit mittlerweile im unteren Drittel, bei Leistungsvergleichen stehen hiesige Schüler oft gar nicht gut da.
Dabei ist der Rohstoff Wissen gerade für Nordrhein-Westfalen existenziell, wenn der Strukturwandel zum konkurrenzfähigen Hightech-Standort gelingen soll. Im Schulalltag aber mit seinen Schiefertafeln, wackeligen Overhead-Projektoren, schlechten W-Lan-Verbindungen und spärlichen Computerplätzen deutet darauf wenig hin.
Es ist gut, wenn Schwarz-Gelb die Schulpolitik ins Zentrum des Regierungshandelns stellen will. Auch die Bekämpfung des Unterrichtsausfalls und mehr Lehrerstellen sind ein Schritt in die richtige Richtung. Getan ist es damit allerdings noch lange nicht. BERICHT SCHULEN ÄCHZEN..., TITELSEITE
Europa wird teurer
Wenn die erste Europareise von US-Präsident Donald Trump eine Gewissheit gebracht hat, dann diese: Trump ist alles, aber kein Transatlantiker. Er interessiert sich für saudische Scheichs, aber kaum für die großen Fragen Europas: Migration, Klima. Und beim Freihandel ist er ein Besessener des Unilateralismus.
Die Konsequenz: Die USA bleiben der wichtigste Verbündete, die Freundschaft mit dem amerikanischen Volk ist tief. Aber von der Trump-Administration werden Deutschland und die EU wenig erwarten können, wenn es um die Bewältigung globaler Probleme geht. Angela Merkel hat recht, wenn sie sagt, dass die Europäer ihr Schicksal stärker in die eigene Hand nehmen müssen. Was sie nicht gesagt hat, ist, dass dies teuer wird für die Steuerzahler. Die größte Volkswirtschaft der EU wird sich stärker in Nordafrika engagieren, mehr Mittel für Investitionen in den gebeutelten Südländern bereitstellen und bei den Militärausgaben aufstocken müssen. Und Deutschland wird auf Souveränität verzichten. Man wird sich noch nach dem US-Schutzschild sehnen. BERICHT EXPERTE: TRUMP VERDREHT FAKTEN..., TITELSEITE
Kunstprodukt Fußball
Der Protest hatte geschmackliche Grenzen, Vereinsgrenzen hatte er nicht. In seltener Einmütigkeit stimmten Dortmunder und Frankfurter Fans vor dem Pokalfinale über den Veranstalter ab. Minutenlange Wechselgesänge, in denen der Deutsche Fußball-Bund als „Scheiß DFB“und „Fußballmafia DFB“geschmäht wurde, untermalten das wie immer seltsame Auftaktprogramm zum stimmungsvollsten Spiel im deutschen Fußball.
Es war eine Inszenierungswut, zu der sonst nur die US-amerikanischen Profiligen fähig wären. Wie beim Super-Bowl-Finale stieg zur Pause eine hiesige Göttin vom Schlagerhimmel hinab. Helene Fischers „Atemlos“ging jedoch in einem Pfeifkonzert unter. Daran beteiligten sich nicht nur sendungsbewusste antikapitalistische Ultra-Kampfgruppen, sondern viele, viele seriöse Fußballfreunde. Es war ihr Protest gegen eine durchkomponierte Kommerzshow.
Doch erst wenn der Protest gegen die Künstlichkeit der Veranstaltung Profifußball Füße bekommt, die aus dem Stadion streben, wird beim DFB über diese Entwicklung nachgedacht. Dann ist es wohl zu spät. BERICHT