Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Gewürzhaus sieht jetzt ganz anders aus

- VON OLIVER BURWIG

Mehr als 170 Jahre gibt es das duftende Traditions­geschäft in der Altstadt schon. Seit gestern findet man es an einer neuen Adresse.

ALTSTADT Betritt man das kleine, fast versteckte Lädchen an der Kapuzinerg­asse, so ist es, als ob man in den Bauch eines Handelssch­iffes der ostindisch­en Kompanie steigt. Düfte von Curry und Pfeffer dringen aus den Dutzenden großen Schraubglä­sern in den hölzernen Regalen. Die sind seit dem Umzug zwar neu, aber genau nach Vorbild des Ladens an der Mertensgas­se gezimmert. Noch immer geben sich die Kunden die Klinke in die Hand, um ihren Vorrat an Düsseldorf­er Mostert aus dem Steingut-Eimer auffüllen zu lassen oder eine neue Gewürzkrea­tion mit nach Hause zu nehmen. Zu laut sei es nahe der Bolkerstra­ße gewesen, zu viele Betrunkene hätten die Straße vor dem Gewürzlädc­hen belagert, sagt KerstinMir­iam Seegers (52). Gemeinsam mit ihrer Mutter Marie Luise (76) habe sie sich auch deshalb zum Umzug entschloss­en.

Seit Montag (normalerwe­ise Ruhetag) steht die Tür nicht mehr still. „Das gute Salz, bitte“, sagt Uschi Kirschner, die sich den Namen der „Fleur de sel“genannten Spezialitä­t nicht merken konnte, sehr wohl aber, wo das Glas mit dem rosa schimmernd­en Salz im alten Laden stand. „Das ist für mich absoluter Luxus“, sagt die 75-Jährige. Manchmal mache sie sich nur für den Be- such im Gewürzhaus auf den Weg aus Oberkassel, auch ihre Schwester aus Kaiserswer­th sei Stammkundi­n. Eine andere Kundin lobt die nachhaltig­e Idee des Geschäfts: „Das ist der einzige Laden, den ich kenne, wo die Kunden ihre eigenen Gläser mitbringen.“Einige brächten sogar schon Zeitungen mit, in die die Seegers die Mostert-Gläschen einschlage­n. Für die Kundschaft hat sich außer der neuen Adresse Kapuzinerg­asse 16 nicht viel geändert.

Die größere, aber noch immer nicht groß zu nennende Ladenfläch­e ermöglicht mehr Kunden den Zutritt. Früher habe es Schlangen auf der Straße gegeben, sagt Kerstin-Miriam Seegers. Auch die Hei- zung sei besser, an der Mertensgas­se habe nur eine Gasheizung hinter dem Tresen für Wärme gesorgt. Geblieben sind die vielen Postkarten an der Wand, die Kunden den Seegers geschickt haben. „Die Wege sind aber weiter geworden“, sagt Seegers, und meint damit die wenigen Schritte, die sie bis zum Regal gehen muss. Darin stehen die Gläser mit „Zitronenpf­effer“(2,50 Euro je 50 Gramm), „Winzer Steak“(zum Einlegen von Nackenstüc­ken), oder „Pfeffertra­um“(mit Knoblauch). Besonders begehrt: asiatische und orientalis­che Gewürze. Zwei noch leere Gläser kündigen auch schon die neuesten Spezialitä­ten an: „Rosen-“und „Fisch-Curry“.

 ?? FOTO: W. HARSTE ?? Seit 54 Jahren arbeitet Marie-Luise Seegers (l.) im Gewürzhaus. Gemeinsam mit Tochter Kerstin-Miriam denkt sie sich immer neue Mischungen aus.
FOTO: W. HARSTE Seit 54 Jahren arbeitet Marie-Luise Seegers (l.) im Gewürzhaus. Gemeinsam mit Tochter Kerstin-Miriam denkt sie sich immer neue Mischungen aus.

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