Gulaschkanone der NVA hat Wirt gerettet
Thomas Winkler begann mit dem „Anglerheim“gerade Geld zu verdienen, als Corona kam. Dank 41 Jahre alter DDR-Technik überlebte er die Krise und schwört nun auf sein „Kanone“.
UCKERMARK – Die selbst gekochte Erbsensuppe von Anglerheim-Wirt Thomas Winkler ließ am Herrentag viele Familien einen großen Umweg in Kauf nehmen. Unzählige Menschen pilgerten schon am frühen Vormittag zu dem Lokal des 45-Jährigen, das direkt am Unteruckersee gelegen ist. Mit Blick auf die spiegelglatte Wasseroberf läche ließen sich die Bewohner bei ihm vor allem den oben genannten Eintopf munden. Die Kreisstädter hatte zwar auch noch Fischbrötchen und Bratwurst auf der Speisekarte stehen. Die längste Schlange aber stand an seiner uralten Gulaschkanone.
41 Jahre hat die blecherne „Suppenschüssel“schon auf der Lebensuhr. Sie war lange im Dienst der NVA. 1983 für die Armee erbaut, sind in ihr vermutlich schon tausende Liter Suppe zubereitet worden. Wehmütig erinnert sich Thomas Winkler an die Zeit vor drei, vier Jahren zurück, als ihn das „Schmuckstück“durch die Krise brachte. Als in den Gaststätten Mitte März 2020 zwangsverordnet das Licht ausging, war das auch für ihn und Ehefrau Ria ein mächtiger Schock. Er hatte sich drei Jahre zuvor gerade mit dem „Anglerheim“selbstständig gemacht. Doch statt in eine Sinnkrise zu verfallen, ging der Wirt sofort in den Nachdenkmodus. „Mir war klar, dass ich was machen muss, wenn ich diese Situation überstehen will.“Er wollte nicht umsonst nach 16 Jahren in der Ferne in die Heimat zurückgekehrt sein. „Ich bin zum Glück nicht der Typ, der schnell aufgibt.“Zu dieser Zeit kochte er dann alternativ „Mittagstisch to go“. Auf den geliebten Seeblick musste der Gastronom dafür allerdings verzichten. Denn er bediente seine Gäste mehrere Monate lang in der Innenstadt. „Mir war klar gewesen, dass der Außer-HausVerkauf am Standort des Anglerheims nicht funktioniert hätte“, argumentiert Thomas Winkler. Deshalb stellte er seine Gulaschkanone in der City auf, was die Stadt dankenswerterweise erlaubte. In unmittelbarer Nähe zu Rewe profitierte er dadurch von der vielen Laufkundschaft.
Mittlerweile läuft glücklicherweise alles wieder normal, die Gulaschkanone geht aber ab und an neben dem Anglerheim an der Uckerpromenade trotzdem in Betrieb, weil die Gäste das Essen daraus so lieben. Die mobile Kochstation hat übrigens ein 180 Liter-Füllvolumen. Würde man das täglich ausschöpfen, dann wären das 300 Portionen.