Wann und warum ein Geräusch zu Lärm wird
Eine surrende Mücke im Schlafzimmer oder ein Presslufthammer: Beides kann als Lärm empfunden werden. Zum Tag gegen den Lärm gibt ein Experte Auskunft über das Thema.
BERLIN – Pssst, Ruhe bitte! Diese Ansage passt, wenn in der Schule eine Klassenarbeit geschrieben wird. So richtig still ist es trotzdem in unserer Welt nie. In der Stadt rauschen Autos vorbei, Menschen reden, Handys klingeln. Im Wald hören wir Vögel singen. Selbst beim stillen Arbeiten im Unterricht raschelt jemand mit Papier. Aber was verwandelt ein Geräusch in Lärm?
„Immer dann, wenn ein Geräusch als störend empfunden wird, sprechen wir von Lärm“, sagt der Wissenschaftler Gert Herold. Ob und wen etwas stört, das ist aber verschieden. „Das hängt sehr stark von der Art des Geräusches ab, aber auch von der Person, die es hört und sogar von der Situation, in der sie sich gerade befindet“, erklärt der Fachmann.
Motorengeräusche oder das Hämmern auf einer Baustelle gelten wohl für die meisten als Lärm. Aber auch Vogelgezwitscher kann nerven, wenn es frühmorgens vor dem Schlafzimmerfenster ertönt. Dabei ist die Lautstärke nicht immer das Problem. „Auch sehr leise Geräusche, wie zum Beispiel eine Mücke in einem leisen Schlafzimmer oder ein tropfender Wasserhahn, können Lärm sein“, sagt der Experte.
Ist man müde oder krank, reagiert man auf manche Geräusche empfindlicher, als wenn man fit und munter ist.
Es kommt sogar vor, dass wir das gleiche Geräusch mal als schön und mal als nervig empfinden. „Wenn jemand viel lacht, mag das schön sein, wenn wir auf einer Geburtstagsparty sind. Während einer Mathe-Klassenarbeit lenkt das aber eher ab und stört“, sagt Gert Herold.
Denn das Gehirn ist damit beschäftigt, den Lärm auszublenden. „Übrigens haben Untersuchungen gezeigt, dass Kinder sich meist leichter von Geräuschen ablenken lassen als Erwachsene“, sagt er.
Was wir als Lärm empfinden, hängt also stark von uns selbst ab. Es gibt aber auch spezielle Einstufungen. Die zeigen, ab welcher Lautstärke Geräusche für die meisten Menschen unangenehm werden oder sogar zu Schmerzen führen.
Der Wert, in dem Lautstärke angegeben wird, heißt Dezibel, kurz dB. „Wenn etwas leiser als 0 dB ist, können es die allermeisten nicht mehr hören“, erklärt der Fachmann. „Ein normales Gespräch liegt ungefähr bei 60 dB, Straßenverkehr bei 80 bis 90 dB. Alles über 100 dB ist für uns meistens unangenehm und auch sehr schädlich fürs Gehör. Bei Pegeln über 130 dB wird die Schmerzschwelle überschritten“, sagt Gert Herold. So laut kann ein startendes Düsenflugzeug werden. Dann halten sich fast alle Menschen lieber die Ohren zu.
Um auf das Thema aufmerksam zu machen, gibt es den Tag gegen den Lärm. Er wird in Deutschland seit 1998 am letzten Mittwoch im Monat April begangen: in diesem Jahr am Mittwoch, dem 24. April.