Minister hält noch an Reifenstandort fest
Viele Jobs in der Reifenindustrie in Deutschland sind bedroht, auch in Fürstenwalde. Wirtschaftsminister Steinbach will sich für den Standort einsetzen.
FÜRSTENWALDE – Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hält es für sinnvoll, dass der Bund über die Möglichkeit einer Unterstützung für die unter Druck geratene Reifenproduktion im eigenen Land nachdenkt. Steinbach sagte, es habe Gespräche zur Zukunft der Reifenindustrie auf Bundesebene gegeben. Es sei aber noch unklar, ob Überlegungen für einen Subventionsmechanismus für die Kautschukreifen-Herstellung konkreter werden.
Die Branche steht durch Importe aus Asien unter Druck. „Chinesische Billigimporte schütten den Markt voll“, sagte Steinbach. Dadurch gebe es eine Überproduktion in Europa.
In Fürstenwalde steht die Reifenproduktion von Goodyear vor dem Aus. Sie soll Ende 2027 eingestellt werden. Auch das Werk in Fulda soll dicht machen. Der Reifenhersteller Michelin kündigte ebenso Werksschließungen an, mehrere Standorte in Deutschland sind betroffen.
Die Gewerkschaft IGB BCE will möglichst viele Arbeitsplätze erhalten, auch die brandenburgische Landesregierung schaltete sich ein. Die Gewerkschaft rief die Goodyear-Beschäftigten in der Region zu einer Demonstration an diesem Montag vor dem Reifenwerk auf. Dort wurde auch Minister Steinbach erwartet.
Die ersten Verhandlungstermine zwischen Arbeitnehmervertretern und Geschäftsführung hätten gezeigt, dass der Arbeitgeber nicht von seinem Vorhaben der Reifenproduktions-Schließung abrücken wolle, so die IG BCE. „700 gut bezahlte, tarifgebundene Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.“
Steinbach sagte, solange es noch Gespräche mit dem Unternehmen gebe, sei der GoodyearStandort noch nicht endgültig verloren. Goodyear habe signalisiert, dass sich das Unternehmen einem Käufer bei einem entsprechenden Angebot nicht verschließen würde.
Unter der Konkurrenz aus Asien leidet auch die Solarindustrie. Steinbach forderte die Bundesregierung auf, im Rahmen des Solarpakets 1 den sogenannten Resilizenzbonus schnellsmöglichst auf den Weg zu bringen. Um der Branche in Deutschland kurzfristig zu helfen, sollen sogenannte Resilienz-Ausschreibungen und -Boni im Erneuerbare-Energien-Gesetz verankert werden. „Wenn das nicht kommt, bedeutet es das Ende der Solarindustrie in Deutschland“, sagte Steinbach. „Es ist eine Minute vor zwölf.“