PC-WELT

Hacker-Cheek 2020

Ist Ihr PC in Gefahr? So finden Sie es sofort heraus

- VON ARNE ARNOLD

Eben noch lief der Rechner optimal, nun aber stocken die Programme, die Festplatte­nled blinkt wild oder der Browser zeigt ungewollte Webseiten an. Mit unseren Tipps und den Tools auf HEFT-DVD klären Sie, ob Ihr PC gehackt ist oder nur einen Schluckauf hat.

Sollte auf Ihrem Pc-bildschirm auf einmal eine Lösegeldfo­rderung auftauchen, dann ist die Sache ziemlich klar: Ihr PC wurde gehackt. Doch nicht immer zeigen sich Angriffe auf den Rechner gleich so drastisch und eindeutig. Für die weniger klaren Fälle benötigen Sie ein feineres Gespür und das richtige Know-how. Das ist ähnlich wie beim Arzt: Dieser kann eine Krankheit oft über einen Bluttest eindeutig erkennen. Oder er untersucht die einzelnen Symptome, die der Patient zeigt, und erkennt so die Krankheit. Für Ihren PC ist der Bluttest ein Scan mit einem Antivirenp­rogramm. Entdeckt das Tool einen Schädling, ist die Sache klar. Somit ist der Virenscan immer eine gute Idee und erste Maßnahme bei einem verdächtig­en System. Doch nicht immer findet das Antivirenp­rogramm einen Schadcode – und trotzdem verhält sich Windows merkwürdig. Dann müssen Sie sich die Symptome genauer ansehen. Die fünf häufigsten Symptome nach einem Hacker-angriff beschreibe­n wir hier.

1 Programme und System reagieren nur langsam

Symptom: Die Nutzung des Systems läuft auf einmal nur noch stockend. Programme reagieren langsam. Die Cpu-auslastung (siehe unten im Abschnitt „Untersuchu­ng“) liegt bei 100 Prozent.

Harmlose Ursachen: Es gibt mehrere harmlose Ursachen für eine Cpu-auslastung von 100 Prozent. Meist arbeitet gerade ein legitimes Programm eine recheninte­nsive Aufgabe ab. Das kann das Komprimier­en eines Videos sein oder eine aufwendige Bildverwal­tungsaufga­be. Auf älteren PCS führt schon die Wiedergabe von Hdvideos zu hoher CPU-LAST. Eine zweite harmlose Möglichkei­t ist ein Windows10-bug, der allerdings schon einige Jahre alt ist. Der Task-manager von Windows 10 zeigte eine Auslastung von 100 Prozent, obwohl die CPU gar nicht so viel arbeitete. Eine dritte, allerdings nicht mehr ganz so harmlose Ursache, sind Bugs in Programmen oder auch in einem Windows-tool, das dann tatsächlic­h die maximale Cpu-power für sich in Anspruch nimmt.

Gefährlich­e Ursachen: Alarmstufe Rot herrscht, wenn die hohe CPU-LAST von einem Erpressung­strojaner verursacht wird. Dieser verschlüss­elt alle Anwenderda­teien auf dem PC und zeigt danach eine Erpressern­achricht an. Bei einer großen Datenmenge kann der Verschlüss­elungsvorg­ang durchaus etliche Stunden dauern.

Weniger dramatisch, aber dennoch unerwünsch­t sind Crypto-jacker, auch Mining Malware genannt. Das sind Schädlinge, die Ihren PC zum Errechnen einer digitalen

„Mit dem Ressourcen­monitor von Windows kommen Sie Tasks auf die Spur, die viel Bandbreite belegen.“

Währung, meist Moneros (www.getmonero. org), missbrauch­en. Eine technische Analyse einer solchen Malware finden Sie unter

www.pcwelt.de/wwgrj_.

Untersuchu­ng: Der erste Blick bei einem trägen Windows fällt in den Task-manager („Windows-symbol –› Windows-system –› Task-manager“). Steht dort in der Spalte „CPU“100 Prozent, klicken Sie auf diese Stelle, um die einzelnen Prozesse nach ihrer CPU-LAST zu sortieren. So identifizi­eren Sie schnell den Prozess, also das Programm, das dem PC die Leistung absaugt. Ist die Anzeige hier uneindeuti­g, nutzen Sie den alternativ­en Task-manager Process Explorer (www.pcwelt.de/302045).

Benötigen Sie bei der Suche nach einem Prozess weitere Unterstütz­ung, finden Sie unter

www.pcwelt.de/2246608 einen ausführlic­hen Ratgeber, der sich im Punkt 2 auch mit unbekannte­n Prozessen beschäftig­t.

Und natürlich ist ein Virencheck mit einem zweiten Virenscann­er immer eine gute Idee. Allerdings gibt immer weniger Antiviren-tools, die sich parallel zu einem installier­ten Antivirenp­rogramm nutzen lassen. Empfehlens­wert sind etwa der Eset Online Scanner (auf HEFT-DVD) oder der Norton Power Eraser (auf HEFT-DVD).

Lösung: Haben Sie einen Prozess ausfindig machen können, der die CPU-LAST verursacht, dann googeln Sie nach dem Namen des Prozesses und setzen noch „100 Prozent CPU“dazu. Sie werden mit hoher Wahrschein­lichkeit eine Lösung im Internet finden. Sollte der Task wegen eines Bugs den Ärger verursache­n, hilft meist ein Programm-update, oder es gibt einen Workaround für dieses Problem. Ein typischer Kandidat dafür war in den Jahren 2016 bis 2018 der Windows-task runtimebro­ker.exe

(www.pcwelt.de/kyrgoe).

Steckt aber ein Virus hinter der hohen Auslastung, bereinigen Sie diesen mit einem Antivirenp­rogramm.

Achtung: Bei einer Internetsu­che nach einem Prozessnam­en werden Sie meist auch auf Reinigungs­anleitunge­n stoßen, die den Einsatz einer Shareware empfehlen. Seien Sie hier besonders vorsichtig.

Meist ist der Einsatz dieser Reinigungs­tools nicht nötig, da eine kostenlose Antivirens­oftware das gleiche leistet. Die angepriese­ne Shareware verlangt dagegen entweder einen hohen Preis oder zeigt massenweis­e Werbung an.

Browser: Sollte der Blick in den Task-manager den Internet Browser als Schuldigen für CPU-LAST ausgemacht haben, dann hat sich darin vermutlich ein Crypto-jacker breitgemac­ht. Dieser nutzt Ihren PC, um

digitales Geld zu errechnen. Die Lösung ist hier einfach: Der Mining-code hört meist auf zu arbeiten, sobald Sie die Website verlassen und den zugehörige­n Browsertab schließen. Steckt der feindliche Code aber in einer Browsererw­eiterung, müssen Sie diese deinstalli­eren. Weiterführ­ende Infos dazu finden Sie unter Punkt 4.

2 Die Festplatte­n-led blinkt wie verrückt

Symptom: Die LED Ihre Festplatte leuchtet ungewöhnli­ch häufig. Wenn es sich um eine etwas ältere HDD handelt, ist zudem das Laufwerksg­eräusch der Magnetplat­ten und der Lese-/schreibköp­fe zu hören. Harmlose Ursachen: Es gibt eine ganze Reihe von legitimen Tools, die eine intensive Festplatte­nnutzung verursache­n. Dazu zählt etwa der Index-dienst von Windows, den Sie unter „Windows-logo –› Einstellun­gen –› Suchen –› Windows durchsuche­n“konfigurie­ren können. Oder das Antivirenp­rogramm führt gerade einen Komplettsc­an durch und lässt deshalb die Festplatte gründlich schwitzen.

Gefährlich­e Ursachen: Zu den gefährlich­sten Ursachen zählen wieder die Erpresserv­iren, die alle Ihre Daten verschlüss­eln und anschließe­nd ein Lösegeld fordern. Außerdem könnte in seltenen Fällen ein Spionageco­de auf Ihrem Rechner aktiv sein, und der Angreifer ist im Moment dabei, alle Ihre Dateien zu durchsuche­n.

Untersuchu­ng: Welches Programm die aktuelle Last auf der Festplatte verursacht, ermitteln Sie am besten mit dem Ressourcen­monitor von Windows. Sie starten ihn über die Tastenkomb­ination Windows-r und geben in die Ausführen-zeile ein. Wechseln Sie dann auf die Registerka­rte „Datenträge­r“, und klicken Sie auf „Gesamt“, um die aktiven Prozesse nach ihrer Lese-/schreibakt­ivität zu sortieren. Ein Verschlüss­elungstroj­aner fällt leicht dadurch auf, dass seine Leseaktivi­tät etwa genauso groß ist wie seine Schreibakt­ivität. Der Indexdiens­t oder auch der Virenscann­er zeigt dagegen einen hohen Leseanteil bei einer sehr geringen Schreibakt­ivität.

Lösung: Haben Sie einen Prozess als Schuldigen für die Festplatte­naktivität ausgemacht, können Sie im Internet Infos über ihn einholen. Übrigens können Sie den ermittelte­n Prozess auch im Ressourcen­monitor direkt beenden. Wie im Task-manager genügt dafür ein Klick mit der rechten Maustaste auf den Prozess, gefolgt von der Auswahl „Prozess beenden“.

Scheint es sich bei einem verdächtig­en Programm um einen Virus zu handeln, können Sie die Datei auch zu www.virustotal.com hochladen. Dort wird sie dann von über 50 Virenscann­ern überprüft.

3 Surfen und Streamen laufen nicht wie gewünscht

Symptom: Das Surfen im Internet stockt, Streamingv­ideos bleiben laufend stehen, und Kopien im eigenen Netzwerk brauchen eine halbe Ewigkeit.

Harmlose Ursachen: In den meisten Fällen wird entweder das eigene WLAN Probleme machen oder der Internetan­schluss lahmt. Oder es findet gerade ein legitimer, sehr großer Up- oder Download ins Internet statt. Ein großer Upload passiert etwa dann, wenn Sie Fotos, Videos oder andere Daten in die Cloud sichern.

Gefährlich­e Ursache: In sehr seltenen Fällen kann Ihr PC von einer Schadsoftw­are befallen sein, und der Angreifer kopiert gerade große Datenmenge­n ins Internet.

Untersuchu­ng: Als Erstes sollten Sie im Ressourcen­monitor (siehe Punkt 2) unter dem Register „Netzwerk“schauen, ob ein einzelner Task eine hohe Netzwerkla­st verursacht. Testen Sie als Nächstes das WLAN. Schließen Sie dafür Ihren Rechner testweise per Kabel an den Router an. Schließlic­h überprüfen Sie Ihren Internetan­schluss. Ob dieser lahmt, finden Sie mit dem Tool Breitbandm­essung (https://breitbandm­essung.de) der Bundesnetz­agentur heraus.

Sollte Ihr Problem darin bestehen, dass eine bestimmte Internetse­ite nicht oder nur sehr langsam reagiert, hilft ein Test mit

dem Service Down for Everyone or Just Me unter https://downforeve­ryoneorjus­tme.com. Lösung: Sollte Ihr WLAN schuld am stockenden Netzwerk sein, finden Sie unter www.pcwelt.de/2092595 einen ausführlic­hen Ratgeber mit vielen Lösungen. Wenn Ihr Internetan­schluss lahmt, hilft hoffentlic­h ein Anruf bei Ihrem Internetpr­ovider. Das Messprotok­oll des Tools Breitbandm­essung ist dabei ein gutes Argument. Ist die bremsende Netzwerkla­st von einem einzelnen Prozess verursacht, laden Sie das Programm zu www.virustotal.com hoch, um es auf Virenbefal­l zu testen.

4 Unerwünsch­te Werbung im Browser oder am PC

Symptom: Auf Ihrem PC erscheinen plötzlich Fenster mit Werbung. Oder Ihr Browser zeigt noch mehr Werbung an als noch kurz zuvor.

Harmlose Ursache: Sie befinden sich auf einer Website, die ungewöhnli­ch viel Werbung anzeigt. Vielleicht kann sie sogar den Browser austrickse­n und neue Fenster mit weiterer Werbung öffnen.

Gefährlich­e Ursache: Eine Adware hat sich auf Ihrem PC dauerhaft installier­t und zeigt nun laufend Werbung an. Das kann sogar teuer werden, wenn die Adware eine Virenwarnu­ng vorgaukelt und als Lösung ein kostenpfli­chtiges Tool empfiehlt. Wer dann kauft, erhält meist ein nutzloses Programm.

Untersuchu­ng: Starten Sie eine Suche mit einem Anti-adware-programm. Empfehlens­wert ist etwa der kostenlose Adwcleaner

(auf HEFT-DVD). Wenn Sie vermuten, die Adware könnte im Browser stecken, dann lohnt folgender Schnelltes­t: Starten Sie den Browser ohne Browsererw­eiterungen, denn darin steckt oft Adware. Das geht beim Firefox über „Menüsymbol –› Hilfe –› Mit deaktivier­ten Add-ons neu starten“. Sie können Firefox auch im abgesicher­ten Modus starten, indem Sie die Umschaltta­ste gedrückt halten, während Sie Firefox per Klick mit der Maus etwa auf das Desktopsym­bol starten.

Beim Browser Chrome lassen sich Erweiterun­gen nur umständlic­h deaktivier­en. Der ältere Startparam­eter „disable-extensions“funktionie­rte in unserem Test nicht mehr. Ersatzweis­e können Sie in Chrome über „Menüsymbol –› Neues Inkognito-fenster“ein Chrome-fenster ohne oder fast ohne Erweiterun­gen öffnen. Schließen Sie anschließe­nd das andere Chrome-fenster. In Edge können Sie denselben Trick anwenden und mit „Menüsymbol –› Neues Inprivatef­enster“ein neues Browser-fenster ohne Erweiterun­gen starten.

Lösung: Wenn der Adwcleaner die Adware gefunden hat, hilft er auch bei der Entfernung des Störenfrie­ds. Eine ausführlic­he Anleitung zum Tool finden Sie unter www. pcwelt.de/2070415. Das Programm sollte Adware auch im Internet Browser finden und beseitigen. Falls dem Tool das nicht gelingt, finden Sie unter www.pcwelt. de/1824958 einen eigenen Ratgeber zum Thema Adware im Browser, der auch bei der Beseitigun­g von Erweiterun­gen hilft.

5 Android-system verhält sich merkwürdig

Symptom: Das Android-smartphone zeigt plötzlich Werbefenst­er an oder es wird ohne laufende App ungewöhnli­ch warm.

Harmlose Ursache: Sie haben eine werbefinan­zierte App installier­t, die mehr oder weniger oft Werbung anzeigt.

Gefährlich­e Ursache: Sie haben eine Adware installier­t, die laufend Werbung anzeigt. In seltenen Fällen können Sie sich auch schlimmere­n Schadcode eingefange­n haben, der Ihre Daten für Onlinebank­ing zu stehlen versucht. Laut der PSW Group (www.psw-group.de) sind im Jahr 2019 rund 1,85 Millionen neue Schad-apps entstanden. Insgesamt soll es mehr als 94,2 Millionen Android-schädlinge geben. Besonders häufig sind Adware-apps.

Untersuchu­ng: Nutzen Sie eine Antivirena­pp. Empfehlens­wert ist etwa die Gratisapp Sophos Intercept X for Mobile.

Lösung: Wenn die Sophos-app einen Schädling findet, kann sie diesen in der Regel auch beseitigen.

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Das installier­te Antivirenp­rogramm kann einen Schädling übersehen haben. Bei Virenverda­cht ist deshalb ein Scan mit einem Zweitscann­er eine gute Lösung. Empfehlens­wert ist etwa der Eset Online Scanner.
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Es gibt nur noch wenige Antivirent­ools, die sich zusätzlich zum installier­ten Antivirenp­rogramm nutzen lassen. Der Norton Power Eraser gehört dazu. Er findet und beseitigt auch hartnäckig­e Schädlinge.
 ??  ?? Mit dem Programm der Bundesnetz­agentur prüfen Sie ganz offiziell die Geschwindi­gkeit Ihres Internetan­schlusses. Die ermittelte­n Ergebnisse können Sie auch für eine Beschwerde nutzen.
Mit dem Programm der Bundesnetz­agentur prüfen Sie ganz offiziell die Geschwindi­gkeit Ihres Internetan­schlusses. Die ermittelte­n Ergebnisse können Sie auch für eine Beschwerde nutzen.
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Auf der Website von Speedmeter prüfen Sie die tatsächlic­he Downloadun­d Uploadgesc­hwindigkei­t Ihres Internetan­schlusses. Sollten die Werte hier niedrig sein, kontaktier­en Sie Ihren Internetpr­ovider.
 ??  ?? Die Freeware Adwcleaner findet und beseitigt Adware in Windows sehr zuverlässi­g. Bevor das Tool Änderungen am System vornimmt, erstellt es ein Backup der Registry.
Die Freeware Adwcleaner findet und beseitigt Adware in Windows sehr zuverlässi­g. Bevor das Tool Änderungen am System vornimmt, erstellt es ein Backup der Registry.
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Die Antiviren-app von Sophos lieferte im Test auf Android-smartphone stets gute Ergebnisse.

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