Multiboot mit Ubuntu
Der Parallelbetrieb zweier oder mehrerer Betriebssysteme ist problemlos möglich, wenn der Linux-bootmanager das Kommando übernimmt. Etwas knifflig ist lediglich die Unterscheidung zwischen Bios- und Uefi-partitionsschema.
Darauf müssen Sie achten, wenn Sie Ubuntu neben einem bestehenden System installieren wollen
Im vorangehenden Beitrag konnten wir einen Aspekt ignorieren, weil er bei der Installation eines alleinigen Ubuntu-systems keine Rolle spielt: den Partitionsstil. Wenn zwei oder mehr Systeme parallel installiert werden sollen, oftmals ein Linux neben einem Windows, dann spielt die Wahl des Partitionsstiles – BIOS/MBR versus UEFI/GPT – eine entscheidende Rolle. Die Parallelinstallation kann lediglich gelingen, wenn das Ubuntu-live-system in jenem Modus gestartet wird, in dem das schon installierte System läuft. Andernfalls kann der Installer das vorhandene System nicht erkennen und wird dieses, sofern der Benutzer das Problem nicht bemerkt, bei der Ubuntu-installation überschreiben. Auf neueren Rechnern mit Windows 8 oder 10 herrscht stets der moderne Uefi-modus mit dem Gpt-partitionsstil. Weitere Systeme müssen auf die gleiche Weise eingerichtet werden. Da der Parallelbetrieb von Windows und Linux eines der verbreitetsten Multiboot-szenarien ist, setzt dieser Artikel den Fokus auf die Parallelinstallation neben Windows im Uefi-modus. Selbstverständlich funktioniert Multiboot jedoch auch im Bios/mbr-modus. Den aktuellen Partitionsstil des existierenden Systems können alle einschlägigen Tools ermitteln – unter Windows die „Datenträgerverwaltung“, unter Ubuntu Gparted, Gnome-disks oder der Kde-partitionsmanager. GPT erscheint hier als „gpt“, der Mbr-modus als „msdos“.
Uefi und Gpt-partitionierung
Uefi mit GPT ist bei Linux-benutzern unbeliebt, weil es mehrere Komplikationen mit sich bringt, allerdings ist GPT (GUID Partition Table) eine technisch erforderliche Antwort auf die Tatsache, dass der alte Mbr-partitionsstil nur maximal 2 TB pro
Partition adressiert – eine Grenze, die aktuelle Festplatten längst überschreiten. Für die Parallelinstallation neben Windows 8/10 (oder einem vorhandenen Linux im Uefi-modus) gelten folgende Regeln:
1. Nur 64-Bit-linux beherrscht GPT. Daher scheidet zum Beispiel das Lubuntu 18.04.2 auf unserer PLUS-DVD 2 mit 32 Bit für eine solche Parallelinstallation aus.
2. Die PLUS-DVD 2 bootet ausschließlich im Bios-modus und eignet sich nicht für eine Uefi/gpt-parallelinstallation. Sie müssen das gewünschte Iso-abbild auf ein eigenes Medium transferieren – egal ob auf DVD oder USB – und Ubuntu damit installieren. Die Iso-abbilder unserer PLUS-DVD 2 (unter „/Image-dateien“) können Sie allerdings sehr wohl verwenden und sich den Download sparen. Wie Sie Iso-abbilder bootfähig auf DVD/USB kopieren, ist im Artikel ab Seite 8 beschrieben.
3. Wenn das passende Installationsmedium vorliegt, müssen Sie damit den Zielrechner
über das Bootmenü des Uefi-bios starten. Dieses Bootmenü ist meistens durch frühzeitiges Drücken der Taste F8, F12 oder Esc zu erreichen. Dort erscheinen sodann die Laufwerke zwei Mal – einmal mit und einmal ohne den Vorsatz „UEFI“. Für eine Uefiparallelinstallation wählen Sie den „Uefi“eintrag. Einen eindeutigen Hinweis, dass Sie im richtigen Modus sind, liefert danach der Ubuntu-installer, sofern er das vorhandene System anzeigt und die Option „Ubuntu neben [XXX] installieren“anbietet oder auch allgemein „Ubuntu daneben installieren“, wenn mehrere Systeme vorliegen. Hinweis „Secure Boot“: Uefi-installationen haben noch einen weiteren Fallstrick, der Sie jedoch beim Einsatz offizieller Ubuntueditionen nicht betrifft. Die Uefi-funktion „Secure Boot“verhindert das Booten von nicht signierten Systemen, was den Start von Schadsoftware verhindern soll. Im Unterschied zu den meisten Linux-distributionen hat Ubuntu aber eine gültige „Secure
Boot“-signatur. Nur wer selbst kompilierte Kernel oder Treiber einsetzen will, muss die Funktion im Uefi-bios deaktivieren („Bios Features –› Security“oder ähnlich).
Ubuntu als Zweitsystem installieren
Starten Sie im Live-system das Setup über das Desktop-icon „Ubuntu … installieren“. Was das maßgebliche Fenster „Installationsart“(Calamares-installer: „Einrichtung der Festplatten“) anbietet, hängt von der aktuellen Situation ab.
Wir gehen hier von einer Parallelinstallation neben Windows aus, jedoch gelten diese Infos auch für ein bereits bestehendes Linux-system im Uefi-modus:
A. Wenn es lediglich eine Festplatte gibt, die derzeit von Windows belegt ist, dann sehen Sie die Option „Ubuntu neben Windows Boot Manager installieren“. Nach einem Klick auf „Weiter“schlägt Ihnen der Assistent eine neue Aufteilung der Partitionen vor, indem er die Windows-partition verkleinert und Platz für eine neue schafft. Die zugewiesene Größe lässt sich ändern, indem Sie die Aufteilungsmarkierung mit der Maus verschieben. Windows benötigt im Allgemeinen deutlich mehr Platz für das pure System als ein Linux, was Sie bei dieser Aufteilung berücksichtigen sollten.
B. Ist neben einem installierten Windows oder Linux eine freie Partition vorhanden, erkennt der Installationsassistent das automatisch. Auch in diesem Fall wählen Sie die Option „Ubuntu neben Windows Boot Manager installieren“.
C. Sind bereits zwei oder mehr Systeme vorhanden, so führt das Angebot, „Ubuntu
neben [XXX]“zu installieren, zu einer weiteren Aufteilung und Partitionierung wie unter Variante A. Wenn Sie das neue System nicht zusätzlich installieren, sondern vielmehr eines der bestehenden Systeme durch das neue ersetzen möchten, gehen Sie anders vor und wählen die Option „Etwas Anderes“. Die folgenden Schritte sind
so wie schon im voranstehenden Artikel für die Installation auf einer externen Usbfestplatte beschrieben: Sie löschen in der Laufwerkliste mit der „-“-Schaltfläche die Partition des obsoleten Systems und erstellen dann im „Freien Speicherplatz“mit der „+“-Schaltfläche eine neue Ext4-partition mit dem Mountpunkt „/“.