„Anonym“im Internet
Die persönlichen Datenspuren im Internet lassen sich mit den richtigen Tools sowohl unter Windows als auch unter Linux verringern. Hier stellen wir Strategien für mehr Webanonymität vor und zeigen deren Grenzen.
UM UNMITTELBARE ERFAHRUNGEN mit den Auswirkungen der Spurensammler im Internet zu machen, genügt eine einfache Shoppingtour. Jeder kennt die Werbebanner, die plötzlich Produkte anpreisen, über die man sich auf einer anderen Website informiert hat. Marketing-ProfisbezeichnendasalsRe-Targeting.Auch Dynamic Pricing ist ein gängiges Verfahren: Dabei wechselt der angezeigte Produktpreis nicht nur in Abhängigkeit von der Nachfrage.FürdenFall,dassSiedieSeitehäufigerbesuchenundalsBesucheridentifiziertwerden, kommt Ihnen der Händler (vielleicht) entgegen. Verrät die BrowserKennung den Nutzer als Besitzer eines AppleGeräts, wird im Gegensatz dazu gerne ein höherer Preis angezeigt, als wenn Sie mit dem LinuxNotebook surfen. DatenspurenundDatenprofilesindnichtnurfür die Werbewirtschaft interessant. Auf der Seite von OnlineMagazinen sind oft mehr als einDutzendTracking-Toolsinstalliert.DieAuswertung der IPAdresse ist nur ein Kennzeichen, über das Sie nachverfolgbar sind. EMails wandern über viele Server, bis sie den Empfänger erreichen. Jeder, der unterwegs eine EMail abfängt, kann auch deren Inhalt lesen, sofern sie nicht verschlüsselt wurde. Das gilt für Instant Messenger streng genommen ebenso. Ohne Gegenmaßnahmen ist es mit der Privatsphäre im Internet nicht gut bestellt.
1. Undurchschaubarer Datenverkehr mittels VPN-Tunnel
Cafés, Bäckereien und Warenhäuser locken die Kunden mittlerweile mit kostenfreien WLANZugängen. Gedanken über die Sicherheit dürften sich allerdings nur die wenigsten Benut zer machen. Dabei kann dieser Zugang kompromittiert sein und der Datenverkehr von einem Dritten mitgeschnitten werden. Wollen Sie nicht, dass Ihre Datenpakete abgefangen und durchsucht werden können, setzen Sie am besteneinenVPN-Tunnel( VirtualPrivateNetwork) ein.SoeinenTunnelkönnenSieauchselbst, zumBeispielmitIhremRaspberry,aufbauen. Die Funktionsweise ist einfach, erfordert aber einige grundlegende Arbeiten. Informationen dazufindenSieunterwww. pcwelt.de/1925719. Auf dem kleinen Computer installieren Sie die OpenVPNSoftware und richten diese ein. Über einen Anbieter für dynamische DNSEinträge eröffnenSiedanneinenZugang, derAnfragenan Ihren privaten Internetanschluss durchlässt. SchließlichmussderRoutersoeingestelltwerden, dass externe Anfragen über den Port des VPNandenRaspberryweitergeleitetwerden. AufdemRechner,denSieverwenden, müssenSie dagegen lediglich einen VPNClient installieren. Diese Programme gibt es für beinahe jedes Betriebssystem in kostenlosen Versionen. Unter Ubuntu kann der Network Manager entsprechendkonfiguriertwerden.Einezusätzliche Software ist dort nicht notwendig. Die Vorteile der Selbstbaulösung: Sie können sichaufIhreneigenenTunnelabsolutverlassen, und der Datenverkehr lässt sich nicht einsehen. Der Nachteil: Die IPAdresse wird nicht verschleiert und auch nicht permanent verändert. Sie hinterlassen also in den Angeboten, die Sie aufrufen, entsprechende Einträge. Kommerzielle Anbieter im Internet, die VPNZugänge anbieten, arbeiten grundsätzlich nach dem gleichenPrinzipundbieteninallerRegelaucheine Verschleierung der IPAdresse. Größter Nachteil: Sie müssen sich darauf verlassen, dass der Service Ihr Vertrauen dabei nicht missbraucht und eventuell doch Daten weitergibt. SelbstAnbietermiteinemgutenRufwieIpredator müssen ja etwa die Zahlungsinformationen der Kunden über einen längeren Zeitraum aufbewahren.